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Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)

Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)

Titel: Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Möglichkeit, dass er es war.«
    Benedikt war entsetzt. »Und das erzählst du jetzt erst?«
    »Ich wollte euch nicht beunruhigen.«
    »Das Auto, von dem der Reporter da vorhin redete – war da ein Personenschützer drin?«
    Ich nickte. »Es ist aber nicht so, als wäre der Bankräuber jetzt hinter mir her. Das sind reine Vorsichtsmaßnahmen. Wie gesagt, es ist nur eine Hypothese. Und sag den anderen nichts, ja? Die machen sich dann nur unnötige Sorgen.«
    Benedikt trat auf mich zu und nahm mich fest in den Arm. Es war sonst nicht seine Art, seiner Zuneigung auf diese Weise Ausdruck zu verleihen. Aus dem kindlichen Schmusealter war er schon lange heraus. Es fühlte sich einerseits vertraut und andererseits seltsam an, wenn er mich umarmte. Vertraut, weil er mein Kind war, egal wie alt er war, und seltsam, weil er so viel größer war als ich, sodass ich mir ganz klein neben ihm vorkam.
    »Versprich mir, dass du auf dich aufpasst, ja?«
    »Das macht schon die Polizei«, beruhigte ich ihn. »Dieser Herr Anders ist wirklich sehr kompetent.«
    Zurück im Wohnzimmer, musterte Benedikt unseren Gast mit neuem Interesse. »Was ich schon immer mal wissen wollte: Tragen Zivilbeamte eigentlich eine Pistole?«
    Als Antwort lüpfte Tobias sein Jackett und zeigte sein Schulterholster mit der Waffe.
    Meine Mutter seufzte hörbar, das konnte nicht mal Rock Hudson toppen.
    Timos Augen wurden kugelrund. »Kannst du damit den Verbrecher umbringen, der Mama angeschossen hat?«
    Als Tobias sich eine Stunde später verabschiedete, hielt er meine Hand einen Moment länger als nötig. Wir standen beim Gartentor, und ich bildete mir ein, in seinen Augen ein gewisses Funkeln zu bemerken, das über rein dienstliches Interesse hinausging.
    »Mein Kollege kommt gleich wieder zum Aufpassen«, sagte er. »Er bleibt die ganze Nacht.«
    »Das ist toll«, antwortete ich, obwohl es mir peinlich war, so viel Aufwand zu verursachen.
    »Deine Familie ist nett«, sagte er.
    »Wirklich?«, fragte ich zweifelnd. War ihm der Teil des Gesprächs entfallen, als meine Mutter ihn gefragt hatte, ob er eine nach Feng Shui definierte Liebesecke im Schlafzimmer hatte? Oder ob er ein Fan von Rod Stewart war? Oder die Stelle, als meine Schwiegermutter wissen wollte, ob er Wohneigentum besaß?
    »Das mit Rod Stewart ist übrigens lange her«, sagte ich. »Damals war ich fünfzehn oder so.«
    Er grinste. »Ja, wir haben alle unsere Leichen im Keller.« Er tätschelte Spike den Kopf, der sich an ihn drängte und dabei wie wild mit seinem Hundehintern über den Gehweg schubberte.
    »Guck mal, wie drollig er um mich rum rutscht«, sagte Tobias erfreut. »Habt ihr ihm das antrainiert?«
    »Äh … ach, das macht er manchmal ganz spontan, wenn er Leute gut leiden kann«, sagte ich. Und am liebsten, wenn er Würmer hat .
    »Nächste Woche könnten wir wieder ein paar Bilder zusammen durchgehen, was meinst du?«, fragte Tobias.
    »Gerne«, sagte ich glücklich. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich zuletzt einen so netten Freitagnachmittag erlebt hatte.
    *
    Dafür fing der Samstag weniger verheißungsvoll an.
    »Heute wäre dann die Veranstaltung im Kindergarten«, sagte Helga am nächsten Morgen beim Frühstück.
    Ich erschrak. Die Schultütenbastelei!
    »Das habe ich total vergessen!«, gab ich zu.
    »Keine Sorge, ich gehe mit dem Kind hin. Ich weiß doch, wie viel du um die Ohren hast.« Irgendwie schaffte sie es mitleidig, tapfer und gequält gleichzeitig auszusehen. »Deshalb habe ich auch schon das gesamte Bastelzubehör besorgt. Ich zeig es dir mal.« Helga stand vom Küchentisch auf, die Hand an der Bandscheibe und ein gepresstes Stöhnen auf den Lippen. Sie holte die Tüte mit den Bastelsachen und nahm die Quittung heraus. »Hier, das kannst du vielleicht von der Steuer absetzen, ich habe es mir als Schreibwaren deklarieren lassen. Es geht aber auf meine Rechnung.«
    »Kommt nicht infrage!«, sagte ich, als ich den Betrag sah. Wie konnte eine Schultüte, die nicht mal fertig war, so teuer sein? Welches Zubehör hatte die Kindergartentante aufgeschrieben? Wollten sie das Ding mit Blattgold und Swarowski-Kristallen verzieren?
    »Die Unkosten erstatte ich dir auf alle Fälle!«, erklärte ich.
    Helga widersprach, doch ich bestand darauf, dann musste ich wenigstens kein ganz so schlechtes Gewissen haben, weil sie an meiner Stelle mit Timo zum Basteln ging. Ihre Rückenprobleme waren im Begriff, sich zu einem handfesten Hexenschuss auszuwachsen. Möglicherweise kam es

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