Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)
ein kleines Keuchen. Dann drückt er seine Lippen auf meine und mein Mund öffnet sich. Seine andere Hand hebt sich und berührt mein Gesicht, meinen Hals; seine Finger sind rau und zärtlich zugleich. Day löst sich langsam von meinen Lippen, um mich auf den Mundwinkel zu küssen, dann auf die Wange, das Kinn. Meine Brust liegt fest an seiner und an meinem Oberschenkel spüre ich die sanfte Wölbung seines Hüftknochens. Ich schließe die Augen. Meine Gedanken fühlen sich gedämpft und fern an, verborgen hinter einem schimmernden Hauch von Wärme. Ein Strom praktischer Überlegungen kämpft sich an die Oberfläche.
»Kaede ist vor acht Minuten gegangen«, flüstere ich zwischen Days Küssen. »In zweiundzwanzig müssen wir hier fertig sein.«
Day vergräbt seine Hand in meinem Haar und biegt behutsam meinen Kopf zurück, um an meinen Hals zu gelangen. »Dann lassen wir sie eben warten«, murmelt er.
Ich fühle, wie seine Lippen sanft über meinen Hals gleiten, jeder Kuss ein bisschen stürmischer als der vorherige, ungeduldiger, fordernder, hungriger. Dann kehren seine Lippen zu meinem Mund zurück und ich kann spüren, wie das letzte bisschen Selbstkontrolle von ihm abgleitet und durch etwas Wildes, Instinktgesteuertes ersetzt wird. Ich liebe dich , versuchen seine Lippen mich zu überzeugen. Sie machen mich so schwach, dass ich kurz davor bin, zu Boden zu sinken. Ich habe schon vorher den einen oder anderen Jungen geküsst … aber mit Day fühlt es sich jedes Mal so an, als wäre es mein allererster Kuss. Als wäre die ganze Welt zu etwas Unwichtigem zusammengeschrumpft.
Plötzlich lässt er mich los und stöhnt vor Schmerzen leise auf. Er kneift die Augen zu und holt tief und zittrig Luft.
Das Herz hämmert mir wie wild gegen die Rippen. Die Hitze zwischen uns verflüchtigt sich und meine Gedanken huschen zurück an ihren Platz, als mir wieder einfällt, wo wir sind und was wir immer noch vor uns haben. Ich habe völlig vergessen, dass das Wasser noch läuft – die Badewanne ist fast voll. Ich knie mich auf den Boden, strecke den Arm aus und drehe den Wasserhahn zu. Die Kacheln fühlen sich kalt an. Mein ganzer Körper kribbelt.
»Fertig?«, frage ich und versuche, mich bereit zu machen. Day nickt wortlos. Der Moment ist vergangen, das Funkeln in seinen Augen verloschen.
Ich gebe etwas Badezusatz in die Wanne und schlage mit der Hand das Wasser auf, bis es anfängt zu schäumen. Dann nehme ich eins der Handtücher, die im Badezimmer hängen, und wickele es Day um die Hüfte. Jetzt kommt der unangenehme Teil. Er nestelt unter dem Handtuch herum, bis es ihm schließlich gelingt, seine Hose zu öffnen, und zieht sie mit meiner Hilfe aus. Das Handtuch bedeckt alles, was es soll, aber ich wende trotzdem den Blick ab.
Dann helfe ich Day – der nun nichts mehr am Körper trägt außer dem Handtuch und seinem Anhänger – aufzustehen und mit einiger Mühe gelingt es uns, ihn mit dem gesunden Bein voran in die Wanne zu bugsieren, sodass ich ihn vorsichtig ins Wasser gleiten lassen kann. Sorgsam achte ich darauf, dass sein verletztes Bein trocken bleibt. Day beißt die Zähne aufeinander, um nicht vor Schmerzen aufzuschreien. Als er schließlich in der Wanne sitzt, sind seine Wangen tränenüberströmt.
Es dauert fünfzehn Minuten, bis ich ihn sauber geschrubbt und ihm die Haare gewaschen habe. Als wir fertig sind, helfe ich ihm wieder hoch und schließe die Augen, als er sich ein trockenes Handtuch um die Hüfte schlingt. Allein der Gedanken daran, jetzt die Augen zu öffnen und ihn nackt vor mir stehen zu sehen, bringt das Blut in meinen Adern zum Brodeln. Wie sieht ein nackter Junge überhaupt aus? Wütend wird mir bewusst, dass ich mittlerweile knallrot im Gesicht sein muss.
Dann ist es vorbei und es kostet uns ein paar weitere Minuten, ihn wieder aus der Wanne zu manövrieren. Als er schließlich fertig ist und auf dem Toilettendeckel sitzt, gehe ich zur Badezimmertür. Erst jetzt fällt mir auf, dass jemand die Tür einen Spalt geöffnet und zwei neue Soldatenuniformen draußen auf den Boden gelegt hat. Rekrutenuniformen mit Nevada-Knöpfen. Es wird sich eigenartig anfühlen, plötzlich wieder eine Republiksoldatin zu sein. Doch ich nehme sie mit ins Badezimmer.
Day lächelt mich schwach an. »Danke. Fühlt sich gut an, sauber zu sein.«
Die Schmerzen scheinen die schlimmsten Erinnerungen der letzten Wochen in ihm wachzurufen und die Emotionen stehen ihm ins Gesicht geschrieben. Sein Lächeln ist
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