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Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Titel: Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu
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Lügendetektoren gelernt habe. Der Fragensteller wird versuchen, mich einzuschüchtern; sie werden meine eigenen Schwächen gegen mich einsetzen. Sie werden sich Metias’ Tod zunutze machen, den Tod meiner Eltern oder vielleicht sogar Ollie. Ganz sicher aber werden sie es mit Day versuchen. Während wir den Gang hinunterlaufen, konzentriere ich mich nacheinander auf jede einzelne meiner Schwächen und verbanne sie sorgfältig in die Tiefen meines Bewusstseins.
    Wir fahren ein paar Blocks weit durch die Hauptstadt. Diesmal erfüllt das bedrückende fahlgraue Licht eines verschneiten Morgens die Straßen. Soldaten und Arbeiter eilen durch die Lichtkegel der Straßenlaternen auf den glitschigen Bürgersteigen. Die JumboTrons hier sind riesig, manche fünfzehn Stockwerke hoch, und die Lautsprecher an den Gebäuden sind neuer als die in L. A. – die Stimmen der Sprecher werden nicht von einem Knistern verzerrt. Wir kommen am Capitol Tower vorbei. Ich betrachte die nass glänzenden Wände und das Sicherheitsglas an den Balkonen, das die Redner dort schützen soll. Der alte Elektor ist einmal während einer Rede angegriffen worden, bevor es diese Glasscheiben gab – jemand hat von der Straße aus versucht, ihn im vierzigsten Stock zu erschießen. Danach hat die Republik in aller Eile diese Glasbarrieren installieren lassen. Nasse Rinnsale verschleiern die Bilder auf den JumboTrons am Tower, dennoch kann ich im Vorbeifahren einige der Schlagzeilen entziffern.
    Eine von ihnen habe ich schon oft gelesen.
     
    DANIEL ALTAN WING AM 26. DEZ. DURCH ERSCHIESSEN HINGERICHTET
    Warum senden sie das immer noch, während alle anderen Nachrichten aus dieser Zeit längst von aktuelleren verdrängt wurden? Vielleicht versuchen sie weiterhin, die Leute davon zu überzeugen, dass es die Wahrheit ist .
    Die nächste Schlagzeile leuchtet auf.
     
    HEUTE, CAPITOL TOWER, DENVER: ELEKTOR VERKÜNDET ERSTES GESETZ DES NEUEN JAHRES
    Ich will anhalten und die Worte noch einmal lesen, doch der Wagen rast weiter und dann ist die Fahrt vorbei. Meine Tür wird geöffnet. Soldaten packen mich bei den Armen und ziehen mich nach draußen. Das ohrenbetäubende Geschrei einer Zuschauermenge schlägt mir entgegen, während Dutzende von Reportern ihre kleinen quadratischen Kameras auf mich richten. Als ich einen Blick in die Runde werfe, wird mir klar, dass zusätzlich zu den Schaulustigen, die mich einfach nur sehen wollen, auch noch andere Leute hier sind. Und zwar eine ganze Menge. Sie demonstrieren auf den Straßen, beleidigen mit ihren Parolen den Elektor und werden von Polizisten abgeführt. Ein paar schwenken sogar dann noch selbst geschriebene Banner über ihren Köpfen, als die Soldaten sie schon davonzerren.
    June Iparis ist unschuldig! lese ich auf einem.
    Wo ist Day? auf einem anderen.
    Einer der Soldaten schubst mich vorwärts. »Hier gibt’s nichts zu sehen«, zischt er mir zu und scheucht mich eine lange Treppe hinauf, die in den gigantischen Korridor irgendeines Regierungsgebäudes mündet. Hinter uns verklingt der Lärm von draußen im Widerhall unserer Schritte. Zweiundneunzig Sekunden später bleiben wir vor einer breiten Glastür stehen. Jemand zieht eine Karte (etwa sieben mal zwölf Zentimeter groß, schwarz mit metallischem Schimmer, ein goldenes Republiksiegel in der Ecke) über einen Scanner und wir gehen hinein.
    Der Lügendetektorraum ist rund mit einer niedrigen, gewölbten Decke und zwölf silbernen Säulen, die die Wände säumen. Die Soldaten führen mich zu einer Apparatur, wo sie mich im Stehen mithilfe von Metallringen fixieren, die meine Arme und Handgelenke umschließen. Kalte Metallsensoren (vierzehn an der Zahl) pressen sich in meine Haut an Hals, Wangen, Stirn, Handflächen, Knöcheln und Füßen. Es sind so viele Soldaten hier – zwanzig insgesamt. Sechs von ihnen bilden das Untersuchungsteam, sie tragen weiße Armbinden und Brillen mit grün getönten Gläsern. Die Türen sind aus makellos klarem Glas gefertigt. In die Scheibe ist ein unauffälliges Symbol geprägt: ein in zwei Hälften geteilter Kreis, der darauf hindeutet, dass es sich um Einwegpanzerglas handelt. Wenn ich mich losreißen würde, könnten mich die Soldaten vor dem Raum durch die Scheibe hindurch erschießen, ohne dass ich zurückschießen oder das Glas zerschlagen und fliehen könnte. Draußen vor der Tür sehe ich Anden, begleitet von zwei Senatoren und vierundzwanzig weiteren Soldaten. Er wirkt unglücklich und ist in ein Gespräch mit den

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