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Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Titel: Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu
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leise. »June hat dich verpfiffen.«
    Abrupt lasse ich Tess’ Hände los. »Darüber will ich nicht reden.«
    Tess schüttelt betrübt den Kopf, ihre Augen glänzen vor zurückgehaltenen Tränen. »Sie hat deine Mutter auf dem Gewissen, Day.«
    Ich weiche einen Schritt vor ihr zurück. Es ist, als hätte sie mir einen Schlag ins Gesicht versetzt. » Sie hat sie nicht getötet.«
    »Das hätte sie aber genauso gut«, flüstert Tess.
    Ich spüre, wie ich innerlich in Abwehrhaltung gehe, mich vor ihr abschotte. »Du vergisst wohl, dass sie mir danach zur Flucht verholfen hat. Sie hat mich gerettet. Überleg doch mal –«
    »Ich hab dich schon viel öfter gerettet. Wenn ich dich verraten hätte und deine Familie dafür gestorben wäre, würdest du mir dann auch verzeihen?«
    Ich schlucke. »Tess, ich würde dir so ziemlich alles verzeihen.«
    »Selbst wenn ich für den Tod deiner Mutter verantwortlich wäre? Nein, das glaube ich nicht.« Sie durchbohrt mich mit ihrem Blick. Ihre Stimme hat plötzlich etwas Hartes an sich, so als hätte sich eine Schicht aus Stahl darübergelegt. »Genau das meine ich. Du behandelst June anders.«
    »Das heißt doch nicht, dass du mir nichts bedeutest.«
    Tess übergeht meine Erwiderung und wütet blind weiter. »Wenn du dich entscheiden müsstest, ob du entweder mich oder June rettest, und du keine Zeit zu verlieren hättest … was würdest du dann tun?«
    Ich spüre, wie mir Röte ins Gesicht steigt, als meine Frustration immer größer wird.
    »Wen würdest du retten?« Tess wischt sich mit einem Ärmel über das Gesicht und wartet auf meine Antwort.
    Ich seufze ungeduldig auf. Sag ihr einfach die verdammte Wahrheit. »Dich, okay? Ich würde dich retten!«
    Ihr Gesicht wird weich und einen Moment später ist jede Spur von Hässlichkeit und Eifersucht und Hass daraus verschwunden. Man muss bloß ein bisschen liebevoll mit ihr umgehen und schon verwandelt sich Tess zurück in einen Engel. »Warum?«
    »Ich weiß nicht.« Ich fahre mir mit der Hand durchs Haar und versuche erfolglos zu begreifen, warum ich diesen Streit nicht unter Kontrolle bekomme. »Weil June meine Hilfe nicht brauchen würde.«
    Dumm. So dumm. Etwas Schlimmeres hätte ich vermutlich kaum sagen können. Doch die Worte sind heraus, bevor ich mich bremsen kann, und jetzt ist es zu spät, um sie wieder zurückzunehmen. Und dabei war das noch nicht mal der wahre Grund . Ich würde Tess retten, weil sie Tess ist, weil ich den Gedanken nicht ertragen könnte, dass ihr irgendetwas zustößt. Aber ich bekomme nicht mehr die Gelegenheit, ihr das zu erklären. Tess dreht sich einfach um und geht.
    »Danke für dein Mitleid.«
    Ich stürze ihr hinterher, doch als ich nach ihrer Hand greifen will, reißt sie sie weg. »Tut mir leid. So meinte ich das doch gar nicht. Ich bemitleide dich nicht. Tess, ich –«
    »Schon gut«, faucht sie. »Jetzt ist die Wahrheit raus, okay? Und bald hast du deine June ja wieder. Wenn sie sich nicht doch noch entschließt, zurück zur Republik zu gehen.« Sie weiß, wie kalt ihre Worte klingen, aber sie bemüht sich gar nicht erst, sie abzumildern. »Baxter meint, dass du uns früher oder später verraten wirst, weißt du das? Darum mag er dich nicht. Schon seit ich hier bin, versucht er mich davon zu überzeugen. Wer weiß … vielleicht hat er ja recht.«
    Sie lässt mich allein im Flur stehen. Mein schlechtes Gewissen gräbt sich unter meine Haut und schlitzt eine Ader nach der anderen auf. Ein Teil von mir ist wütend – ich will June verteidigen und Tess erklären, was sie alles für mich aufgegeben hat. Nur … was ist, wenn Tess recht hat? Gebe ich mich vielleicht nur einer Illusion hin?

JUNE
    Letzte Nacht hatte ich einen Albtraum. Ich habe geträumt, Anden hätte Day für all seine Verbrechen begnadigt. Dann aber musste ich mitansehen, wie die Patrioten Day in eine dunkle Gasse zerrten und ihm eine Kugel in die Brust schossen. Razor hat sich zu mir umgedreht und gesagt: »Das ist deine Strafe, June, dafür, dass du mit dem Elektor gemeinsame Sache gemacht hast.« Ich bin aus dem Schlaf hochgeschreckt, schweißgebadet, und habe am ganzen Körper gezittert.
    Ein Tag und eine Nacht (dreiundzwanzig Stunden, um ganz genau zu sein) vergehen, bevor ich den Elektor wiedersehe. Diesmal treffen wir uns in einem Lügendetektorraum wieder.
    Als die Wachen mich den Flur hinunter zu ein paar Jeeps führen, die vor dem Gebäude warten, rufe ich mir ins Gedächtnis, was ich an der Drake über

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