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Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Titel: Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu
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und beugt sich zu mir vor.
    »Hast du mich jemals belogen, June?«
    Ich blinzele entsetzt. Das hier ist nicht echt, rede ich mir ein. Der Lügendetektor produziert Illusionen in meinem Kopf, um meinen Widerstand zu brechen .
    Ich habe schon davon gehört, dass solche Geräte an der Front zum Einsatz kommen, Maschinen, die dem Traumzentrum des menschlichen Gehirns nachempfunden sind und auf diese Weise eine Art Filmsequenz generieren. Aber Metias wirkt so real, es ist, als könnte ich die Hand ausstrecken und ihm sein dunkles Haar hinter das Ohr streichen oder meine kleine Kinderhand in seine legen. Es ist, als wäre ich tatsächlich mit ihm in dem Zimmer. Ich schließe die Augen, doch das Bild bleibt unverändert und strahlend wie Tageslicht in meinem Bewusstsein.
    »Ja«, sage ich schließlich. Es ist die Wahrheit.
    Metias’ Augen weiten sich vor Überraschung und Enttäuschung, dann verschwindet er, zusammen mit Ollie und dem Rest unserer Wohnung. Ich kehre in die Mitte des grauen Lügendetektorraums zurück, wo ich noch immer vor Dr.   Sadhwani stehe, die sich fleißig Notizen macht. Sie schenkt mir ein anerkennendes Nicken für meine ehrliche Antwort. Ich versuche, meine Hände still zu halten, die zu Fäusten geballt und zitternd an meinen Seiten hängen.
    »Gut«, murmelt sie nach einem Moment.
    Meine Stimme ist kalt wie Eis. »Haben Sie vor, die Erinnerung an meinen Bruder noch bei anderen Fragen gegen mich zu verwenden?«
    Die Testleiterin blickt von ihren Notizen auf. »Sie haben Ihren Bruder gesehen?« Sie wirkt mittlerweile entspannter und die Schweißperlen auf ihrer Stirn sind verschwunden.
    Aha. Sie haben also keinen Einfluss auf die Visionen in meinem Kopf und können nicht sehen, was ich sehe. Aber sie sind in der Lage, irgendetwas auszulösen, das die Erinnerungen an die Oberfläche holt.
    Mit erhobenem Kinn blicke ich der Testleiterin fest in die Augen. »Ja.«
    Die Fragen gehen weiter: Welches Studienjahr haben Sie an der Drake übersprungen? Das zweite. Wie viele Verwarnungen haben Sie an der Drake wegen schlechten Betragens erhalten? Achtzehn. Haben Sie vor dem Tod Ihres Bruders jemals negativ über die Republik gedacht? Nein.
    Weiter und weiter. Ich merke, dass Dr.   Sadhwani versucht, mein Gehirn zu desensibilisieren, damit ich unaufmerksam werde und sie eine körperliche Reaktion provozieren kann, sobald sie etwas Bedeutendes fragt. Noch zwei Mal erscheint mir Metias. Jedes Mal wenn es passiert, hole ich tief Luft und halte sie ein paar Sekunden an. Sie löchert mich mit Fragen darüber, wie ich den Patrioten entkommen bin und welches Ziel sie mit dem Bombenanschlag vor der Batalla-Zentrale verfolgten. Ich wiederhole das, was ich auch schon Anden bei unserem Dinner erzählt habe. So weit, so gut. Der Detektor zeigt an, dass ich die Wahrheit gesagt habe.
    »Ist Day am Leben?«
    Jetzt taucht Day vor mir auf. Er steht nur ein kleines Stück von mir entfernt und seine blauen Augen sind so klar, dass ich mein eigenes Spiegelbild darin erkennen kann. Ein erfreutes Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus, als er mich sieht. Plötzlich sehne ich mich so sehr nach ihm, dass ich das Gefühl habe, ins Bodenlose zu stürzen. Er ist nicht real. Es ist nur eine Simulation. Ich warte, bis sich meine Atmung beruhigt hat. »Ja.«
    »Warum haben Sie Day zur Flucht verholfen, obwohl Sie wussten, dass er so viele Verbrechen gegen die Republik begangen hat? Hegen Sie möglicherweise Gefühle für ihn?«
    Eine gefährliche Frage. Ich wappne mein Herz dagegen. »Nein. Ich wollte bloß nicht, dass er durch meine Hand für das eine Verbrechen stirbt, das er nicht begangen hat.«
    Die Testleiterin blickt kurz von ihren Notizen auf und hebt eine Augenbraue. »Da sind Sie aber ein ziemlich großes Risiko eingegangen für jemanden, den Sie kaum kennen.«
    Meine Augen werden schmal. »Diese Aussage spricht nicht gerade für Ihren guten Charakter. Warten Sie nur, bis jemand für einen Fehler, den Sie begangen haben, kurz vor der Hinrichtung steht.«
    Sie ignoriert den ätzenden Unterton meiner Worte.
    Die Illusion von Day verschwindet.
    Es folgen ein paar weitere unwichtige Kontrollfragen. Dann: »Haben Sie und Day Verbindungen zu den Patrioten?«
    Wieder erscheint Day. Diesmal beugt er sich so dicht zu mir, dass sein Haar, leicht wie Seide, meine Wangen streift. Er zieht mich an sich und gibt mir einen langen Kuss. Dann verblasst die Szene und ich finde mich abrupt in einer stürmischen Nacht wieder. Day humpelt

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