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Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Titel: Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu
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Nähe verlaufen und Pierra in zwei Hälften teilen. Rechts von mir, in einer kleinen Gasse drei Häuser weiter, befindet sich der Ausgang des Patriotentunnels von Pierra. Der unterirdische Bunker ist jetzt völlig verlassen. Ich bin allein in dem verfallenen Haus, obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass Pascao mich von seinem Versteck auf der anderen Straßenseite aus sehen kann. Und das Hämmern meines Herzens muss meilenweit hörbar sein.
    Zum hundertsten Mal grüble ich darüber nach, warum June den Mordplan stoppen wollen könnte. Hat sie etwas herausgefunden, das die Patrioten mir verheimlichen? Oder hat sie getan, was Tess schon die ganze Zeit vermutet hat – hat sie uns betrogen? Unwillig schüttele ich den Gedanken ab.
    Das würde June niemals tun. Nicht nach dem, was die Republik ihrem Bruder angetan hat.
    Vielleicht will June den Plan aber auch stoppen, weil sie sich in den Elektor verliebt hat. Ich schließe die Augen, als das Bild von ihrem Kuss wieder vor mir auftaucht. Unmöglich. Würde die June, die ich kenne, sich dermaßen von ihren Gefühlen beeinflussen lassen?
    Alle Patrioten sind in Stellung: die Melder auf den Dächern, mit Sprengstoff bewaffnet; die Hacker ein Haus vom Tunneleingang entfernt, bereit, die Ermordung des Elektors aufzuzeichnen und ins ganze Land zu senden; die Kämpfer auf den Straßen unter uns, als Soldaten oder Zivilisten getarnt, um die Wachen des Elektors auszuschalten. Tess und ein paar andere Sanitäter haben sich in der Umgebung verteilt, bereit, die Verletzten sicher in den Tunnel zu bringen. Tess selbst versteckt sich in der engen Gasse links von meinem Gebäude. Nach dem Mord werden wir fliehen müssen und sie ist die Erste, die ich holen werde.
    Und schließlich ich. Dem Plan zufolge soll June den Elektor von seinen Wachen trennen. Sobald wir seinen Jeep allein vorbeifahren sehen, versperren wir Melder ihm durch Explosionen den Weg. Dann mache ich mich auf den Weg nach unten. Sobald die Patrioten Anden aus dem Wagen gezerrt haben, erschieße ich ihn.
    Es ist Nachmittag, doch die Wolken überziehen den Himmel ringsum mit einem kalten, unheilvollen Grau. Ich sehe auf meine Uhr. Sie ist so eingestellt, dass sie die Minuten bis zu dem Zeitpunkt herunterzählt, an dem der Jeep des Elektors voraussichtlich um die Ecke biegen wird.
    Noch fünfzehn Minuten.
    Ich zittere. Wird der Elektor wirklich in einer Viertelstunde sterben – durch meine Hand? Wird der Plan wirklich funktionieren? Und wenn das alles hier vorbei ist, wann werden die Patrioten mir helfen, Eden zu retten? Als ich Razor von dem Jungen in dem Zug erzählt habe, hat er irgendetwas Verständnisvolles gemurmelt und gemeint, er habe bereits erste Maßnahmen eingeleitet, um Eden aufzuspüren. Mir bleibt nichts anderes übrig, als ihm zu glauben. Ich versuche mir vorzustellen, wie in der Republik das Chaos ausbricht, sobald die Ermordung des Elektors auf jedem JumboTron des Landes zu sehen ist. Wenn die Menschen sowieso schon überall rebellieren, mag ich mir ihre Reaktion kaum vorstellen, wenn sie sehen, wie ich den Elektor erschieße. Aber was dann? Werden die Kolonien die Situation ausnutzen und direkt in die Republik einmarschieren? Die Front durchbrechen, die die beiden Seiten so lange voneinander getrennt hat?
    Eine neue Regierung. Eine neue Ordnung. Ich erschaudere vor aufgestauter Energie.
    Wenn da nur nicht Junes Zeichen gewesen wäre. Ich versuche meine Finger zu lockern – meine Hände sind feucht vor kaltem Schweiß. Verdammt, ich habe wirklich nicht den blassesten Schimmer, was heute wirklich passieren wird.
    Statisches Rauschen dringt aus dem Knopf in meinem Ohr und ich schnappe ein paar abgehackte Wörter von Pascao auf. »… Orange und Echo Street … klar …« Dann wird seine Stimme deutlicher. »Day?«
    »Hier.«
    »Fünfzehn Minuten«, sagt er. »Kurzes Update. Jordan verursacht die erste Explosion. Wenn der Jeep des Elektors in ihrer Straße ankommt, wirft sie ihre Granate. June sorgt dafür, dass der Wagen des Elektors von den anderen getrennt wird. Dann werfe ich meine Granate und sie werden in deine Straße einbiegen. Du wirfst deine, sobald du den Wagen sehen kannst. Schneide ihm den Weg ab – und dann mach dich auf den Weg nach unten. Alles klar?«
    »Ja. Alles klar«, erwidere ich. »Und jetzt beeil dich und bring dich selbst in Stellung.«
    Die Warterei lässt langsam ein Gefühl von Übelkeit in mir aufsteigen und ich muss an den Abend denken, an dem ich darauf gewartet habe,

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