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Legenden d. Albae (epub)

Legenden d. Albae (epub)

Titel: Legenden d. Albae (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Schmerzes.
    Sinthoras hätte ihr am liebsten den erbeuteten Speer durchs Herz gerammt und sie nach draußen in die Lohen geschoben, um das Feuer seine Arbeit beenden zu lassen. Als seine Finger über eine Erhebung im Schaft fuhren, besah er sich seine Beute genauer.
    Am stumpfen Ende des Speeres erkannte er eine daumengroße Öffnung, ein Ventil. Drückte er auf die Erhebung, ertönte ein zischendes Geräusch an der Spitze. Nach einem längeren Blick erkannte er ein feines Loch, nicht größer als ein Nadelöhr.
    Sinthoras erfasste den Sinn auf Anhieb: Stieß er die Speerspitze in einen Feind und drückte auf den Auslöser, zerfetzte der Luftstoß die Innereien. Niemand überlebte eine Attacke mit dieser Waffe!
    Er musste den Gålran Zhadar für seinen Erfindungsreichtum bewundern. Nahm man es genau, hatte der Festungsherr jemandanderem diese Erfindung gestohlen. Sinthoras war es gleich. Jetzt gehörte diese einmalige Waffe ihm.
    Ein einzelnes, leises Platschen ertönte.
    Sie horchten auf und lauschten.
    Das Geräusch eines fallenden Tropfens wiederholte sich. Die Abstände dazwischen wurden kurz und kürzer, bis es zu einem feinen Strahl wurde.
    »Weißt du, was das bedeutet?« Sinthoras lief zum Ausgang und warf einige der Steine beiseite; sofort drang dichter, weißer Wasserdampf zu ihnen herein, der nach Rauch stank. Das Rauschen und laute Tropfen verriet ihnen: Es schüttete! Der heftige Regen hatte die Feuersbrunst gelöscht.
    Sinthoras strahlte. Beste Voraussetzungen, den Häschern zu entkommen. Die Männer des Gålran Zhadar würden sicherlich nach ihren Überresten suchen und die Jagd eröffnen, wenn sie nichts fanden. Er vergrößerte die Lücke, sodass er hindurchkriechen konnte.
    »Ich danke dir, Samusin!«, rief er und verneigte sich. »Der Gott des Ausgleichs ist mit mir!«
    »Du willst wirklich gehen?« Caphalor trat zu ihm, sein besorgtes Antlitz war in dem heißen Nebel nur undeutlich zu erkennen. »Bedenke   …«
    »Dir und deinen beiden Weibern wünsche ich, dass Munumon einen guten Tag hat, wenn ihr bei ihm erscheint.« Er schulterte den Speer. »Ich werde den Dämon vor dir erreichen, Caphalor. Ich verspreche dir sogar, dass wir uns lebend wiedersehen.« Sinthoras genoss es, sich auf diese Weise zu verabschieden und seinem Widersacher die Überlegenheit zu beweisen, ihn mit Worten zu schmähen. »Ich schwöre dir, dass du mir dienen wirst. In meinem Heer, das ich gegen Tark Draan führe. Bilde dir nichts auf deine Segnung ein. Dich wird man vergessen, mich werden die Albae feiern. Die Unauslöschlichen werden mich berühren und zum Feldherrn küren.« Raschging er davon, um Caphalor keine Gelegenheit für eine Erwiderung zu geben. Eine solche Rede bedurfte keiner Schmälerung.
    Hastig eilte er durch die umhertreibenden Schwaden.

VIII

    Phondrasôn.
    Entdeckt von den Unauslöschlichen, verborgen und gesichert von den Unauslöschlichen.
    Es ist das Unsägliche, das unter der Erde lebt, und keine Welt, die betreten werden darf. Dort hausen namenlose Scheusale, Bestien und Schrecken, die Weiten sind unendlich. Verbrecher werden hineingeworfen, Krieger bestehen ihre Probe darin, aber leben kann dort nichts, was einen Verstand besitzt.
    Und wer es dennoch versucht, verliert ihn in Phondrasôn.
    Epokryphen der Schöpferin,
1. Buch, Einschub

Ishím Voróo (Jenseitiges Land), das Reich der Fflecx, 4370. Teil der Unendlichkeit (5198. Sonnenzyklus), Sommer
    Caphalor betrachtete die verwüstete Ebene vor der Festung und das, was sich darauf abspielte, aus sicherer Entfernung.
    Der anhaltende Regen hatte die Flammen gelöscht und den Untergrund in schwarzen Schlamm verwandelt; der heiße Boden qualmte noch. Durch den Morast stapften die Männer des Gålran Zhadar und wälzten jeden Baumstamm, der nicht restlos verbrannt war, zur Seite, um darunter zu schauen. Es mussten einhundert Bewaffnete sein, welche die von der Feuersbrunst gerodete Fläche nach Überresten, Spuren oder Hinweisen auf den Verbleib der Mörder und Räuber absuchten. Dazu hatten sie sich in Gruppen zu acht Kriegern und zwei Bogenschützen aufgeteilt, die die Umgebung sicherten.
    Eine dieser Abteilungen, die ein Rudel weißer Hunde an langen Leinen mit sich führte, eilte geradewegs auf die Höhle zu, in der Caphalor und Sinthoras mit ihrer Begleitung Unterschlupf gefunden hatten. Sie schienen zu wissen, wo sich das beste Versteck befand.
    Er, Raleeha und die Obboona waren gleich nach Sinthoras’ Verschwinden aufgebrochen. Er wollte

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