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Legenden d. Albae (epub)

Legenden d. Albae (epub)

Titel: Legenden d. Albae (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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sie eine Rast einlegen, sogar Caphalor fühlte sich ungewöhnlich müde. Abseits des Weges hielten sie an, benutzten die Abdeckplane, um neben dem Karren ein Zelt gegen den Regen aufzustellen, und entzündeten ein Feuer. Der Gnom kümmerte sich um die Ponys.
    Karjuna nutzte die Zeit des Ruhens, um das Pergament weiter zu bearbeiten.
    Caphalor bemerkte, dass sie mehrere Lücken stehen ließ. »Was soll das?«
    Sie versuchte, ein Lächeln auf das geschundene Gesicht zu zaubern. »Mein Halbgott, ich verehre Euch und tue, was immer Ihr von mir verlangt. Dennoch seht es mir nach, dass ich mich absichere«, sprach sie, und ihre gebrannten Lippen sprangen auf. Blut rann über ihre schwarz verfärbte Haut. »Sobald wir den Palast erreicht haben, werde ich die leeren Stellen schließen, und Ihr werdet mich zum Lohn gehen lassen.«
    Er sah sie an, dann lachte er schallend. »Sicher, Obboona«, sagte er amüsiert. »Heute bestimmst du, was ich tue.« Abrupt wurde er ernst, in seiner Stimme schwang der Tod mit. Mit der Rechten packte er das lose Ende eines Stricks, mit dem die Plane verzurrt war, und drosch ihn quer über ihr entstelltes Gesicht. Es klatschte, die Haut riss, und noch mehr Blut lief herab.
    »Wage es noch einmal, auf diese Weise mit mir zu reden, und ich töte dich«, versprach er. »Vollende das Pergament. Jetzt! Sehe ich nur einen Tropfen von deinem unreinen Blut auf dem Schriftstück, öffne ich deine Adern und lasse dich leerlaufen.«
    Sie nickte hastig und wischte sich das Blut mit dem Arm weg.
    Caphalor bemerkte, dass Raleehas Miene sich verdüstert hatte. Sie bemühte sich, einen größeren Abstand zwischen sich und die Fleischdiebin zu bekommen, was unter der kleinen Plane nicht eben leicht war. »Was soll das?«
    »Verzeiht mir, mein Gebieter«, antwortete sie und wandte den Kopf in seine Richtung. Schwarze Strähnen hingen ihr in die Stirn, der Regen hatte sie völlig durchnässt. »Ich möchte mit der Obboona nicht in Berührung kommen. Für mich gehört sie zu den schauderlichsten Wesen, die ich mir vorstellen kann.«
    Karjuna lachte verächtlich auf.
    »Inzwischen bin ich beinahe froh, das Augenlicht verloren zu haben«, rief sie aufgebracht. »Etwas wie dich will ich nicht sehen! Deine Freveltaten am Volk der Albae haben dich hundertmal zum Tode verdammt. Und wenn ich mein Augenlicht noch besäße, würde ich mir eine Waffe besorgen und dich umbringen!«
    Ihre inbrünstige Ansprache brachte die Obboona noch mehr zum Lachen, wodurch weitere Stellen ihrer gespannten Haut rissen. Raleeha dagegen ballte die Hände zu Fäusten.
    Caphalor fand es bemerkenswert, wie sehr die Menschenfrau Partei für die Albae ergriff. Sicher wollte sie viel lieber bei Sinthoras sein, doch sie fügte sich dem Wunsch ihres einstigen Gebieters, der sie verschenkt hatte. Albisches Gesetz.
    »Schweig«, befahl er und ließ offen, welche der beiden Frauen er meinte.
    Bei Raleehas Anblick kam Caphalor eine Idee. Er schritt auf die Obboona zu, die ihn erschrocken ansah, sich klein machte und auf das Pergament schielte, ob ja kein Blut darauf gelandet war.
    »Mein Halbgott, es ist nicht einfach, die Zeichen zu vollenden«, stammelte sie zu ihrer Verteidigung.
    Wortlos nahm er ihr das Blatt weg, trat zu Raleeha und legte es vor ihr nieder. Dann ging er in die Hocke. »Betaste das Pergament, das vor dir liegt«, befahl er. »Spürst du irgendwelche Rillen, die von der Feder stammen, mit welcher der Schreiber die Formel festhielt?«
    »Nein, mein Halbgott!«, kreischte die Obboona entsetzt. »Sie vermag es nicht! Sie ist nur eine törichte Sklavin! Ich, ich bin die Einzige, die Euch vor dem Tod bewahren kann! Ich   …«
    Caphalor ignorierte sie und sah Raleeha zu, die mit einem Lächeln, das einer Albin zur Ehre gereicht hätte, behutsam über das Blatt fuhr.
    »Ich kann sie erfühlen«, verkündete sie nach einer Weile. »Es ist nicht einfach, aber ich spüre die Riefen unter meinen Fingerkuppen.«
    Als ein Gegenstand an Caphalor vorbeiflog, streckte er die Hand aus und fing ihn ab, bevor er Raleeha traf. Es war ein Hammer, der aus der Werkzeugkiste des Karrens stammte. Kalt blickte er über die Schulter.
    Die Obboona hatte sich erhoben. »Nein, das darf sie nicht! Sie soll sterben«, keifte sie. »Ich will Euch retten, mein Halbgott! Ihr müsst in meiner Schuld stehen, und Ihr werdet mein sein!« Sie starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an. »Ich will, dass Ihr mein seid!«
    Zur Antwort schleuderte Caphalor den Hammer und traf

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