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Legionen des Todes: Roman

Legionen des Todes: Roman

Titel: Legionen des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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langsam ins Zentrum bewegten, auf der Flucht vor einer sich immer enger um sie zusammenziehenden Dunkelheit, die Evelyn die Sicht raubte wie der Ringverschluss einer Kamera. Ihr Herz schlug wie wild, und ihr Brustkorb zuckte. Finger und Zehen begannen zu kribbeln. Evelyn schloss die Augen, um den Schmerz zu unterdrücken, riss und zerrte an den Fingern um ihren Hals in dem verzweifelten Versuch, doch noch loszukommen.
    Ich werde sterben . Das war ihr letzter bewusster Gedanke, bevor sie sich ihrer rasenden Panik vollends hingab.
    Sie würgte in dem Versuch, endlich Luft zu bekommen, doch nichts geschah. Den Mund weit aufgerissen, zuckte ihre Zunge wild hin und her, während ihre Augen aus den Höhlen zu treten drohten. Evelyn schoss Blicke in alle Richtungen, ob von irgendwoher Hilfe kam, doch sie sah nichts. Niemanden. Das Einzige, was sie noch sehen konnte, waren ihre Unterarme an ihrem eigenen Hals, Sehnen und Adern traten hervor in dem Versuch, sich gegen ihren perlmuttfarben schimmernden Angreifer zu wehren, der sie immer noch mit demselben ausdruckslosen Gesicht anstarrte.
    Plötzlich ließ die Spannung in ihren Armen sichtbar nach, und Dunkelheit schloss sich um sie. Ihre Adern traten noch stärker hervor, pulsierten im selben Rhythmus wie das Schwarz vor ihren Augen und verfärbten sich zu einem kränklichen Grün, das von Sekunde zu Sekunde kräftiger wurde, bis ihre Venen leuchteten wie Smaragde.

IV
     
    Adam wollte nach Evelyns Hand greifen, doch etwas Tödliches flog pfeifend zwischen ihnen hindurch, dann hörte er das Knallen eines Gewehrschusses. Er schaute nach rechts und sah, wie das rechte Auge des Pferds des kleineren Reiters aufspritzte wie ein Teich, in den ein Kind einen Stein geworfen hatte. Eine zweite Fontäne schoss auf der anderen Seite des Schädels heraus. Schwankend versuchte das Skelettpferd, das Gleichgewicht zu halten, während ein schwarzer Sturzbach sich aus den zerplatzten Augen ergoss. Die Vorderläufe knickten weg, und mit dem Geräusch brechender Rippen schlug das Tier krachend auf den Asphalt, versuchte aber sofort wieder auf die Beine zu kommen. Die verhüllte Gestalt sprang von seinem Rücken, als kümmerte sie der Todeskampf ihres Reittiers nicht, und schaute ihn an.
    Der Kopf zuckte plötzlich nach hinten, und die Kapuze wurde zurückgeschlagen.
    Ein weiterer Schuss hallte durch die verwüsteten Straßen.
    Die Kreatur schien getroffen worden zu sein. Aufrecht stand sie da mit dem Kopf zwischen den Schulterblättern baumelnd. Das Genick war offensichtlich gebrochen, doch das Ding schwankte nicht einmal.
    Adam wollte Evelyn gerade zu Hilfe eilen, als er sah, wie der Reiter sich bewegte. Der Kopf zuckte nach vorn, zurück an seinen Platz. Braune, trockene Haut spannte sich über ein allem Anschein nach weibliches Skelett, ein paar Büschel langen, schwarzen Haares hingen von dem ansonsten kahlen Schädel herab. Die Kreatur war vollkommen ausgezehrt, die in pergamentartigen Fetzen von den Wangenknochen hängende Haut gab den Blick auf Oberkieferknochen und Zähne frei wie bei einer Mumie. Obwohl sie in ihrem Umhang größer wirkte, konnte sie kaum mehr als einen Meter fünfzig sein …
    »Thanh?«, flüsterte Adam. Er blickte noch einmal nach rechts, als ihm plötzlich klarwurde, dass der große, weiße Reiter sein ehemaliger Kamerad Kotter sein musste. Was war nur in diesen Höhlen mit ihnen passiert? Jesus Christus! Sie waren seine Kameraden, seine Freunde gewesen. Wie konnten sie …?
    Ein Bild blitzte vor seinem inneren Auge auf. Vier Silhouetten, die auf einem Felsenkamm oberhalb des Höhlensystems von Ali Sadr stehen und hinunter auf die Ebene vor ihnen schauen, bis der von den Hinterreifen des Lastwagens aufgewirbelte Staub sie wieder verschlingt.
    Gütiger Gott. Sie hatten überlebt, aber nicht als die, die in das schwefelhaltige Wasser der Höhle gestiegen waren. Als etwas vollkommen Anderes waren sie wieder herausgekommen.
    Als Adam wieder nach vorn schaute, stand Pest direkt vor ihm und musterte ihn mit ihren vertrockneten Augäpfeln, die wie Rosinen lose an den Enden der Sehnerven in den gähnenden Höhlen hingen.
    »Thanh … Was ist mit dir geschehen?«
    Sie machte keine Anzeichen, dass sie ihn wiedererkannte. Ihre dünnen, brüchigen Lippen waren zurückgezogen, ihre Zähne auf ewig gefletscht, und bräunliche Knochen schienen durch die pergamentartige Haut.
    »Thanh. Erinnerst du dich nicht …?«
    Ihre Hände zuckten nach vorn wie Blitze und packten ihn mit

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