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Legionen des Todes: Roman

Legionen des Todes: Roman

Titel: Legionen des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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hörte, wie Jill schrie. Das ohrenbetäubende Geräusch verbreitete beinahe körperlich spürbare Wellen von Schmerz.
    Er sah aus dem Augenwinkel, wie sie erfolglos versuchte, ihren Kopf loszubekommen. Pests Hand hatte sich an ihrem Schädel festgekrallt wie eine riesige Spinne, die Fingerspitzen bis unter die Kopfhaut gebohrt. Scharlachrote Streifen schossen wie dünne Blitze über ihre Stirn, als wäre die Hand tatsächlich eine Spinne, die ihr Gift in die Wunde injiziert. Eine knotige Schwellung bildete sich auf Jills Stirn, ihre Augen schlossen sich, und ihr Kiefer sackte nach unten. Als Pest ihre knochigen Finger wieder herauszog, hockte Jill noch einen Moment lang wie benommen da, dann kippte ihr Oberkörper nach hinten weg, und sie schlug mit dem Kopf krachend auf den Asphalt.
    »Hau ab!«, schrie Jake und schleuderte einen Stein nach der lebendigen Mumie. Er traf sie an der Wange und riss ein Stück Haut mit sich, sodass das linke Jochbein freilag, doch es schien sie nicht im Geringsten zu stören.
    Ihre morbiden, vertrockneten Augen richteten sich auf Jake, der sie immer noch anstarrte. Ihr Zeigefinger kam unter dem Schatten ihres Umhangs hervor und gebot ihm, näher zu kommen. Wie zu einer Säule erstarrt, stand Jake da, unfähig, den Blick abzuwenden. Der zweite Stein, den er in der Hand gehalten hatte, fiel zu Boden.
    »Bleib … weg …«, würgte Adam so leise hervor, dass die rostige Stimme kaum seine eigenen Ohren erreichte. Er räusperte sich, schmeckte Blut und die ranzigen Ausdünstungen der Infektion auf seiner Zunge. »Jake … zurück!«
    Er versuchte sich in Jakes Richtung zu rollen, was den Schmerz in seinen Beinen von neuem aufflammen ließ. Mit einem Aufschrei streckte er die Hand nach seinem verletzten Unterschenkel aus. Er fühlte sich an, als habe sich eine klaffende Spalte darin gebildet. Seine erste Reaktion war, sie zu schließen, und er tastete in Blut und zerfallendem Gewebe nach etwas, das er greifen konnte, um dann …
    Wärme strömte von seinen Fingern in den glitschigen Krater. Der brennende Schmerz wurde verdrängt von einem Kribbeln. Adam spürte, wie seine Haut sich dehnte und die Wundränder sich aufeinander zubewegten. Er konnte gerade noch seine Finger herausziehen, bevor die Wunde sich schloss, als wäre sie nie da gewesen. Das alles geschah in wenigen Sekundenbruchteilen, doch sein Verstand hatte bereits begriffen. Als er seine Finger in das Gesicht des Dämons gegraben hatte, hatte sich das Gewebe sofort in Rauch und Moskitos aufgelöst. Die gleiche Gabe, mit der er die Wunde in seinen Beinen geschlossen hatte, konnte er gegen Pest als Waffe einsetzen.
    Unvermittelt packte er ihr dünnes Handgelenk. Rauch bildete sich unter seiner Handfläche und quoll in dünnen Fäden zwischen seinen Fingern hervor. Mit aller Kraft drückte er zu, umso fester, je heftiger sie versuchte sich loszureißen. Schließlich entglitt ihr Unterarm seinem Griff. Einen Moment lang war Adam verwirrt, bis er den zuckenden Stumpf sah, der aus dem Ärmel von Pests Umhang ragte. Ihre Hand lag auf dem Boden, die Finger nach oben Richtung Himmel verkrümmt, daneben ein schwelender Haufen Asche, die einmal ihr Handgelenk gewesen war.
    Eine pulsierende Wärme strahlte von seinem Unterschenkel aus, wanderte sein Bein entlang und ergoss sich über das Becken in seinen Bauchraum. Die stinkenden Infektionsherde begannen sich aufzulösen. Die Schwellung in seiner Bauchhöhle klang ab, ebenso der Schmerz, und der Nebel in seinem Kopf lichtete sich, verdrängt von einer wiedergewonnenen Klarheit. Das Überraschungsmoment war auf seiner Seite, doch es würde nicht mehr lange anhalten. Er musste seinen Vorteil nutzen, sofort.
    Adam griff nach Pests flatterndem Ärmel. Ein Schwall Moskitos ergoss sich aus der versengten Wunde und bildete einen lebendigen Verband über dem rauchenden Stumpf. Er zerrte Pest näher an sich heran, bis er sie auch mit seiner anderen Hand packen konnte, dann zog er sie mit aller Kraft an seine Brust. Wie in einer Umarmung hielt er sie und presste ihre Wange an seinen Hals. Pest wehrte sich nach Leibeskräften, und eine Rauchwolke stieg von ihrem Körper auf, die Adam würgen ließ. Pests verbliebene Hand fand einen Weg unter Adams Armen hindurch, und sie bohrte ihre Fingerspitzen zwischen seine Rippen. Mit einem Geräusch wie Millionen auffliegender Moskitos schrie sie in sein Ohr und grub die verfaulenden Zähne in ihrem Kiefer in das Gewebe direkt über seiner Luftröhre.
    Adam schrie

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