Legionen des Todes: Roman
nur für sie so erschaffen.
Lass uns nicht von hier fortgehen . Bitte… lass uns nicht von hier fortgehen , bettelte Jill in Gedanken, wagte es aber nicht, die Worte auszusprechen, und drückte stattdessen Mares Hand. Als Antwort lächelte er sie matt an, brachte es aber nicht über sich, ihr dabei in die Augen zu sehen. Sie waren hierher geflohen, nach Mormon Tears, an diesen mystischen Ort, in der Hoffnung, dort Schutz und Erlösung zu finden, und jetzt verließen sie ihr Allerheiligstes, um in eine Schlacht gegen einen Feind zu ziehen, der unsägliches Leid über sie bringen würde. Es war wie ein Albtraum, aus dem sie einfach nicht aufwachen konnten.
Aber dies war kein Tag für Trauer oder Klagen, es war ein Tag des Schicksals.
Sie folgten Adam über den Strand und hinein in den Einschnitt zwischen den zwei Bergflanken, wo der Truck auf sie wartete. Ray stolperte und fiel hin, winkte aber sogleich und versicherte mit einem schmerzverzerrten Lächeln, dass ihm nichts passiert sei.
Mare ließ Jills Hand los und kletterte auf die Stoßstange des Anhängers. Eingerahmt von den offenstehenden Türen der Ladefläche stand er da und streckte Jill seine Arme entgegen, um ihr hinaufzuhelfen. Sobald sie oben war, griff er noch einmal nach unten und half auch seiner Schwester. Phoenix kletterte allein hinauf, stellte sich neben Mare und starrte mit traurigen Augen über den Schutt hinweg auf das bläulich schimmernde Binnenmeer.
Jake kletterte durch die Beifahrertür in die Kabine, quetschte sich zwischen den Sitzen hindurch nach hinten und setzte sich dort auf einen der Notsitze. Ray folgte ihm, schob einen verbeulten alten Werkzeugkasten beiseite, damit er sich neben Jake auf den Boden setzen konnte, und zog die Knie an. Als Nächstes kam Evelyn, ließ sich in den Beifahrersitz fallen und zog den Sicherheitsgurt über ihre Brust. Sie schloss die Tür und blickte starr geradeaus auf die salzige Ebene. Adam stieg als Letzter ein, nachdem er noch einmal einen schnellen Rundgang um das Fahrzeug gemacht hatte, um sicherzugehen, dass alles in Ordnung war und auch alle an Bord waren. Er setzte sich auf den Fahrersitz und schlug die Tür zu. Der Knall zerriss die Luft mit einer Endgültigkeit wie von einem Gewehrschuss. Adam klinkte seinen Sicherheitsgurt ein und drehte den Schlüssel im Zündschloss, woraufhin der Motor polternd zum Leben erwachte. Der ganze Truck erzitterte.
Adam blickte Evelyn an, sein Gesicht nervös, auch wenn er noch sosehr versuchte, seine Gefühle zu verbergen, dann griff er nach dem Schaltknüppel. Evelyn legte ihre Hand auf die seine und lächelte ihn gequält an.
»Bist du bereit?«, fragte Adam, als Evelyn ihre Hand wieder zurück in ihren Schoß legte. Misstrauisch beobachtete er, wie die Tanknadel langsam nach oben kletterte und sich schließlich bei einem Viertel des Füllstandes einpendelte.
»So bereit, wie ich nur sein kann«, erwiderte Evelyn und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder der glatten Piste und dem endlosen Weiß vor ihnen zu. »Glaubst du, wir werden das hier jemals wiedersehen?«
Adam antwortete nicht gleich, weil er noch damit beschäftigt war, unter lautstarkem Protest des Getriebes den Schaltknüppel nach vorn zu drücken. »Ja«, sagte er schließlich, als der Truck vorwärtsrollte und auf dem harten Sand allmählich Geschwindigkeit aufnahm. »Ich denke, das werden wir.«
Eine Staubwolke wurde von den Hinterrädern in die Luft gewirbelt. Jill machte im Geist eine letzte Momentaufnahme des Sees, bevor die Wolke ihn endgültig verschlang, während sie verzweifelt versuchte, sich irgendwo festzuhalten, doch sie fand nichts außer dem zerkratzten Aluminiumboden und den glatten Seitenwänden des Hängers. Mare nahm ihre Hand, und sie legte ihren Kopf auf seine Schulter. Irgendwann würde sie es ihm sagen müssen. Es schien vollkommen irrational, aber Jill war sicher, dass sie ein Kind erwartete. Es gab keine logischen Anzeichen für ihre Annahme. Ihr Bauch war nicht größer geworden, und sie hatte auch keinen unmissverständlichen Hinweis von einer über ihr stehenden Macht erhalten. Also was? Intuition? Wie auch immer, schon bald würde sie ihm sagen müssen, dass er Vater werden würde. Aber nicht jetzt. Noch nicht. Es gab genügend andere Dinge, über die er sich den Kopf zerbrechen musste. Das galt für sie alle. Unwillkürlich musste sie an die Worte denken, die der Prediger gesagt hatte, kurz bevor sie ihre Mutter in ihr Grab hinabließen.
Muss ich auch wandern in
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