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Legionen des Todes: Roman

Legionen des Todes: Roman

Titel: Legionen des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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nachzudenken, denn der Sturm der Seelen war genau das gewesen, was sein Name andeutete, und er fürchtete, dass auf dem Pfad nicht nur bald echtes Blut fließen würde, sondern ihr Blut.
    Der Gedanke jagte ein Frösteln durch seinen Körper, das ihn zwang, sich noch stärker an Missy festzuklammern, sodass seine Brust beinahe mit ihrem Rücken verschmolz.
    Der Asphalt schimmerte im Licht der aufgehenden Sonne, die sie nach Osten durch die Berge lotste. Zu ihrer Linken hatte ein Flusslauf sich ihrer Reise angeschlossen, der sich schlängelnd einen Weg von der kontinentalen Wasserscheide bis in den Schoß des Pazifiks bahnte. Er war so weit angeschwollen, dass das Wasser an manchen Stellen den Highway zu überschwemmen drohte, und führte jede Menge Schutt und Geröll mit sich, das krachend gegen unter der Wasseroberfläche verborgene Felsen und die sich darüber bildenden Dämme schlug. Die Schneeschmelze, die auf den absurden Sturm gefolgt war, hatte tiefe Furchen in Erde und Fels der Bergflanken gegraben und das Wurzelwerk der Bäume unterspült. Das Wasser des Flusses war so kalt, dass es selbst aus mehreren Metern Entfernung noch spürbar war. Die Schatten der kantigen Felsspitzen zu ihrer Rechten verschlangen die Straße immer wieder, um sie kurz darauf wie in einem Katz-und-Maus-Spiel zwischen Licht und Schatten wieder freizugeben.
    Er wusste nicht, wie weit sie schon gekommen waren, genauso wenig wie er wusste, wie viel des Weges noch vor ihnen lag. Doch er spürte das schwarze Herz, das im Zentrum ihres Zielortes schlug, und er spürte die magnetische Anziehung, die mit jeder Meile stärker wurde. Er konnte die Kraft seines Gegenspielers fühlen, die sich sammelte wie Sturmwolken am Horizont und schon jetzt eine Macht ausstrahlte, die alle seine Vorstellungen übertraf. Und das ängstigte ihn zu Tode. Sie waren kein Gegner für diesen Herrscher des Bösen, den Phoenix mittlerweile für beinahe allmächtig hielt. Sie waren schließlich kaum mehr als Kinder! Jake konnte die Gewehre, die sie dabeihatten, nicht einmal hochheben, geschweige denn abfeuern. Außerdem glaubte Phoenix nicht, dass ihre Waffen ihnen gegen dieses beinahe gottgleiche Wesen viel nützen würden.
    Er spähte über Missys Schulter, und ihr Haar schlug ihm ins Gesicht, während er die nächste Kurve näher kommen sah. Adam verschwand als Erster hinter der Biegung, gefolgt von Mare und Ray. Für Phoenix hatte es den Anschein, als würde der Asphalt hier an der Flussbiegung abrupt aufhören, als würden sie jeden Moment die Leitplanke durchbrechen und in die wogenden Wellen hinabstürzen, dann legten auch sie sich erneut in die Kurve und bogen auf die nächste Gerade ein. Die Berge zu beiden Seiten der Straße bildeten einen tiefen Taleinschnitt, und die Ausläufer vor ihnen lagen unter etwas verborgen, das im ersten Moment ausgesehen hatte wie Nebel. Aber die Farbe war falsch. Der Nebel war zu schwer, zu dunkel. Genau in diesem Moment schleuderte der Wind ihm die Abertausende von Gerüchen eines Waldbrandes entgegen.
    »O mein Gott!«, keuchte Phoenix.
    Der Rauch reichte vom einen Ende des Firmaments bis zum anderen, er füllte den gesamten Horizont aus wie ein zweites Gebirge, das sich über dem anderen erhob. Die Sonne stand mittlerweile hoch genug am Himmel, um die schwarze Masse mit ihren schrägen Strahlen in ein gespenstisches Licht zu tauchen. Der beunruhigendste Anblick von allem jedoch war dieses abscheuliche orangerote Leuchten an der Unterseite der Wolken. Etwas traf Phoenix im Auge, und er musste blinzeln. Als er seine Lider wieder hob, sah er Flocken von Asche und Staub, die durch die Luft wirbelten wie Schnee, der einen schweren Sturm ankündigt.
    Adam verlangsamte sein Tempo, die anderen folgten seinem Beispiel. Auf einer Brücke überquerten sie den Fluss, der jetzt rechts von ihnen verlief, wo schmale Wasserläufe sich in Kaskaden über die Felswand ergossen. Von links kam der Wald immer näher, als wolle er sich heimlich anschleichen, um die Schatten unter seinen Baumkronen näher an sie heranzutragen.
    Je mehr sie sich dem Feuer näherten, desto größer wurde es. Die Flammen loderten jetzt höher als die Bäume, die mehrere hundert Jahre alt sein mussten und bestimmt an die zwanzig Meter hoch waren.
    Sie sind da drinnen , dachte Phoenix. Sie sind irgendwo in dem Feuer . Die Vorstellung entsetzte ihn. Sie war in seinem Unterbewusstsein entstanden und schlich sich nun in seine Gedanken, als hätte ein anderer die Worte

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