Legionen des Todes: Roman
Fell vor sich her und drehte das darunterliegende, verbrannte Fleisch nach oben. Schwarze Blutspritzer prangten auf dem Asphalt wie eine dämonische Karikatur des weißen Mittelstreifens.
Ohne ein Wort zu sagen, setzte Adam seine Füße in Bewegung und ging los. Langsam schlängelte er sich durch den Irrgarten aus Tierkadavern. Die anderen folgten ihm, mehr aus Angst denn aus Neugierde. Jeder von ihnen fühlte sich wie abgetrennt von der Außenwelt, wurde von einem Willen vorwärtsgetrieben, der nicht der seine war. Adam erreichte den Wagen als Erster, einen Saturn, dessen Motorhaube und Dach eigenartig verbeult aussahen, die Windschutzscheibe ein einziges Spinnennetz aus Glassplittern, die nur darauf warteten, auf das Armaturenbrett zu stürzen. Sie sahen nur kurz hin. Der Anblick der dünnen Rinnsale von Blut, die durch die Falten im Metall flossen und sich in den Beulen sammelten, war zu verstörend. Stattdessen wandten sie sich der Öffnung in der Baumlinie zu, durch die die Tiere gekommen waren.
Der Seitenstreifen war hier zu einem kleinen Parkplatz verbreitert, den ein Lattenzaun von dem angrenzenden Naturschutzgebiet trennte. Eine Lücke im Zaun markierte den Eingang zu einem Wanderweg. Neben einem umgestürzten Müllcontainer lagen Fast-Food-Tüten und Blechdosen verstreut, Artefakte einer ausgelöschten Zivilisation. Adam führte sie den sanften Abhang hinunter zu dem Zaun, an dem ganze Büschel von Tierfell baumelten, die auf ihrer Flucht daran hängen geblieben waren. Der Weg führte in einem Neunziggradwinkel von der Straße weg und machte dann um eine kleine Baumgruppe herum eine Biegung nach rechts.
Der unbefestigte Weg war klebrig und aufgeweicht vom Blut der Tiere. Überall lagen Fetzen von Tierhaut darauf verstreut.
»Der Pfad des Blutes«, murmelte Phoenix. »Das ist der Weg, dem wir folgen müssen.«
BUCH FÜNF
I
DER PFAD DES BLUTES
Sie fuhren in einer Reihe hintereinander, der Highway war nur noch eine weit zurückliegende Erinnerung. Sie kamen jetzt deutlich langsamer voran, aber sie wusste, dass es keinen Sinn hatte, mit Phoenix zu streiten, als er darauf bestanden hatte, dass es genau dieser blutverschmierte Weg war, an dessen Ende ihr Schicksal auf sie wartete. So wie alles, was geschehen war, seit die Welt, die sie gekannt hatten, nicht mehr existierte, war auch dieser Pfad nicht zufällig aufgetaucht. Sie alle spürten den unwiderstehlichen Ruf einer Macht, die weit größer war als sie selbst; es war leichter, nicht darüber nachzudenken und sich einfach in das zu fügen, was sie mittlerweile für unvermeidbar hielten. Es mochte nicht die angenehmste Vorgehensweise sein, aber sie konnten nicht leugnen, dass es bisher ganz gut funktioniert hatte.
Der Pfad führte sie weg von dem Highway auf einen unbefestigten und halb überwucherten Fahrweg. Es war kein Bahndamm, wie Missy zunächst gedacht hatte, schon eher eine alte Siedlerroute wie der Oregon Trail. Missy wünschte, sie hätte in Geschichte besser aufgepasst. Vielleicht hätte sie dann eine klarere Vorstellung davon gehabt, wohin sie jetzt unterwegs waren. Am Anfang des Weges hatten sie ein Schild gesehen, das mit der Schrift nach unten auf dem Boden lag, aber keiner von ihnen wollte sich die Mühe machen, abzusteigen und es aus dem klebrigen Schlamm zu holen. Es hätte ohnehin keinen großen Unterschied gemacht, aber zumindest hätte Missy dann einen anderen Namen gehabt als »Pfad des Blutes«.
Zwei schlammige Fahrrinnen, nahezu unsichtbar zwischen dem wilden, mehr als hüfthohen Gras, das von allen Seiten über den Weg wucherte, markierten die Richtung, der sie folgen mussten. Riesige Bäume, in deren Schatten nur wenige Schösslinge wuchsen, wölbten sich über den Pfad, der sich der Topografie folgend durch die vor ihnen liegenden Hügel schlängelte. Obwohl sie spürten, dass sie immer höher kamen, schien der Pfad kaum anzusteigen. Er führte sie durch Täler, in denen sich kleine Bäche wie Schlangen durch grasbewachsene Auen wanden, die links und rechts von steilen, kiefernbewachsenen Berghängen begrenzt wurden.
Der Pfad war jetzt nicht mehr mit einer durchgehenden Blutschicht bedeckt. Es waren nur noch vereinzelte Spritzer zu sehen und Büschel von Unkraut, die in dem getrockneten Blut zu Knoten verklebt waren. Immer wieder sahen sie Kadaver verendeter Tiere, und die Verbrennungen wurden von Mal zu Mal schwerer. Manche davon waren nur noch verkohlte Skelette, kaum zu erkennen, und Missy fragte sich, wie
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