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Legionen des Todes: Roman

Legionen des Todes: Roman

Titel: Legionen des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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vernichtet worden? In jedem Gebäude spukten die traurigen Geister seiner ehemaligen Bewohner. Er sah das verbogene Gestell einer Schaukel, das fast in den Boden hineingeschmolzen war, den Drahtverhau zerstörter Fahrräder auf den verbrannten Wiesen, rußschwarze Gartenzwerge, die über einer schwarzen Wüste thronten. Zumindest hatten die Flammen die Leichen eingeäschert, und der unerträgliche Gestank des Todes hatte dem reinigenden Geruch des Feuers Platz gemacht. Die Kanaldeckel waren verstopft mit einer zähflüssigen Masse aus Asche und Schutt, die versengten Feuerhydranten standen nutzlos an den Straßenecken. Je näher die Häuser aneinanderrückten, desto übergangsloser verschmolzen ihre Ruinen ineinander, bis die Straße zu beiden Seiten von einer Mauer der Zerstörung eingefasst war, die Phoenix das Gefühl vermittelte, er fahre durch einen Graben. Das Mondlicht zeichnete die Schatten der Trümmer auf den Boden und erweckte die Illusion von Bewegung am Rand von Phoenix’ Gesichtsfeld, doch er wusste, dass er nicht mit einem Hinterhalt zu rechnen brauchte. Sein Gegner würde auf ihn warten. Die Konfrontation war unvermeidlich. Sie beide wussten, dass sie kurz bevorstand … und dass es keinen anderen Ausweg gab.
    Phoenix spürte, wie Tod ihn anzog wie ein Gravitationsfeld. Je näher er kam, desto heftiger begann sein Herz zu schlagen und desto größer wurde der stechende Schmerz in seinem Kopf. Noch nie in seinem Leben hatte er so grenzenlose Angst gehabt, und doch spürte er zugleich eine Art Frieden bei der Gewissheit, dass all dies bald vorüber sein würde. Am Ende der Straße, die er jetzt entlangfuhr, wartete sein Schicksal auf ihn. Es war das Ende einer Reise, die mit seiner Geburt begonnen hatte.
    Er versuchte verzweifelt, nicht an Missy zu denken, die jeden Moment aufwachen und merken würde, dass er nicht mehr da war, doch all seine Gedanken führten immer wieder zu ihr. Sie war seine größte Schwäche, aber auch seine größte Stärke. Für sie würde er töten oder sein eigenes Leben opfern, falls notwendig. Leider wusste er nicht, auf welche der beiden Möglichkeiten es hinauslaufen würde. Noch nicht.
    Er konzentrierte sich wieder auf die Straße, die die verbogenen und umgestürzten Straßenlaternen zu beiden Seiten ihm wiesen. Der Highway war übersät von liegengebliebenen und ineinander verkeilten Fahrzeugen, dennoch erstreckte sich vor ihm ein deutlich sichtbarer Weg durch den Hindernisparcours, als hätten die Fahrer noch im Sterben versucht, Phoenix, der letzten Hoffnung der Menschheit, ihrem Retter, der da hoffentlich kommen würde, einen Weg freizuhalten. Das Sternenlicht glitzerte auf den Glassplittern, die in der Hitze der brennenden Autos in den Asphalt hineingeschmolzen waren, und leuchtete ihm den Weg zum Horizont, dorthin, wo der schwarze Monolith einsam in die Nacht ragte.
    Der orangefarbene Lichtschein, den er von dem Hügel aus gesehen hatte, tauchte zu seiner Rechten auf und verstrahlte eine Hitze, die ihm den Schweiß auf die Haut treten ließ und seine Kleidung durchnässte. Neben der Straße stand die Ruine eines eingestürzten Stahlbetongebäudes, das Schild, auf dem einmal sein Name und seine Funktion zu lesen gewesen waren, war nun nicht mehr als ein geschmolzener Klumpen Plexiglas zwischen Splittern von Leuchtstoffröhren und einem verzogenen Aluminiumrahmen. Das Gebäude stand zur Seite geneigt, weg von dem See aus geschmolzenem Feuer, als versuchte es zu entkommen. Echos von Schreien, die noch nicht einmal ausgestoßen waren, umgaben es wie ein Nebel aus zukünftigem Leid, doch daran durfte Phoenix jetzt nicht denken. Es gab nichts, was er tun konnte, um die Bilder der Zukunft zu ändern, die er in der Ruine dieses Gebäudes gespiegelt sah. Seine Bestimmung lag immer noch vor ihm; innezuhalten und zu versuchen, das Unausweichliche zu verhindern, würde sein Schicksal nur endgültig besiegeln, und das derjenigen, die noch auf seiner Seite standen.
    Tränen strömten aus seinen Augen, während das Gebäude und der gierige Schlund des Sees immer weiter hinter ihm zurückfielen.
    Wellen aus Feuer züngelten über die aufgewühlte Oberfläche des Sees. Riesige Blasen stiegen aus seinen Tiefen auf und schwollen an, bis sie zu parabolisch gebogenen Lavafetzen zerplatzten. Rauch quoll aus dem See, wenn auch bei weitem nicht so viel, wie es dem Anschein nach hätte sein müssen, und irgendwie auch durch ihn hindurch. In seinem Zentrum glühte ein weißer Kern, unter

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