Legionen des Todes: Roman
dem die Kreatur lauerte – der Leviathan, geboren aus dem heißen Blut der Erde und dazu gemacht, in ihren teuflischen Tiefen zu hausen.
Er macht, dass der tiefe See siedet wie ein Topf , dachte Phoenix, doch die Stimme, die die Worte sprach, war nicht die seine. Verwünschen mögen sie die Verflucher des Tages, die da bereit sind, zu reizen den Leviathan . Es war der Anführer des Schwarms, den er in seinem Kopf hörte, der die Worte der Heiligen Schrift dem Schwarm so laut entgegengeschrien hatte, dass sie durch die Decke hindurch selbst bis in den Keller zu hören gewesen waren, dessen Stimme sich in wahre Raserei gesteigert hatte, wenn sie von den Offenbarungen des Johannes sprach.
Phoenix glaubte, einen schwarzen Kopf zu sehen, der die Oberfläche des Sees durchbrach wie der eines Krokodils, doch als er zur Seite blickte, sah er nichts als Lavablasen. Und hatte er nicht einen geschwungenen Strich aus leuchtendem Feuer in diesem Gesicht gesehen, ein Lächeln?
Der schwarze Untergrund neben dem Highway fiel zum schwelenden Ufer des Sees hin ab, dazwischen sah Phoenix einen Irrgarten aus verkohlten Baumstümpfen, dann wurde der Boden wieder eben. Kein Feuer brannte dort, weil nichts mehr da war, was hätte brennen können. Phoenix war nicht sicher, ob er den Leviathan gesehen hatte, doch er wusste mit Sicherheit, dass er ihn bemerkt hatte. Die Bestie wusste, dass er da war – aus ein und demselben Grund, aus dem auch er ihre Gegenwart überdeutlich spüren konnte: Ihnen beiden haftete der Gestank des Todes an.
Phoenix wandte sich wieder der Straße zu, die das Ostufer des Sees umrundete und dann wieder geradeaus verlief, direkt auf den schwarzen Turm zu, der sich immer höher über der eingeebneten Innenstadt erhob. Die Hitze ließ nach, und Phoenix wurde kalt, aber nicht, weil er die Flammen immer weiter hinter sich ließ. Das unangenehme Gefühl, diese Grabeskälte, ging von dem Gebäude aus, das ein angemessener Herrschaftssitz für seinen Meister war.
Die Zeit schien zugleich stillzustehen und wie im Flug zu vergehen. Er wich eingestürzten Brücken aus und registrierte die Knoten aus verbrannten Autowracks und die eingeäscherten Leichen darin gar nicht mehr. Seine Welt bestand nur noch aus dem bedrohlichen Turm und dem immer kleiner werdenden Abstand zu ihm. Je näher er der Innenstadt kam, desto größer wurden die Schutthaufen, und das verkohlte Holz wurde nach und nach verdrängt von abgeknickten, rußgeschwärzten Stahlträgern.
Die Sterne am Himmel verblassten allmählich, und der Mond verschmolz mit dem sanften Rosa, das sich langsam über den Horizont ausbreitete. Nun also war endlich der Tag angebrochen, vor dem er sich sein ganzes Leben lang gefürchtet hatte.
Der Asphalt endete an dem zerklüfteten Krater, den die Nuklearexplosion in die Erde gerissen hatte, und zwang Phoenix, sich zwischen Schutt und Geröll in langsamem Tempo den Abhang hinunterzuschlängeln, bis der Untergrund wieder flacher wurde. Es war, als hätte sich das Zentrum der Innenstadt um zehn Meter gegenüber dem vorigen Niveau abgesenkt. Der Asphalt war aufgeplatzt und in einzelne Schollen zerbrochen, die in spitzen Winkeln in die Höhe ragten, aber Phoenix kam dennoch weiter voran. An einigen Stellen waren ganze Teile der Straße mitsamt Leitplanken in die darunterliegende Kanalisation gestürzt, und riesige Spalten taten sich vor Phoenix auf, die er vorsichtig umfahren musste. Schließlich kam er an eine Stelle, an der ein komplettes Teilstück in den Fluss gestürzt war, aus dem nun die Stahlarmierung der geborstenen Betonplatten ihre spitzen Finger nach ihm reckte, und er musste den Highway verlassen.
Phoenix fuhr am Ufer des Flusses entlang, bis er an eine Stelle kam, an der ein Stück einer kleineren Straße ins Wasser gerutscht und bemerkenswerterweise noch glatt und eben genug war, um den Fluss darauf zu überqueren, ohne von dem metertiefen Wasser weggespült zu werden. Als er auf der anderen Uferseite wieder hinauffuhr, kam er auf eine vierspurige Straße, die von dem zerbröckelten Beton und den Stahlskeletten eingestürzter Wolkenkratzer eingerahmt wurde. Motor- und Heckklappen von darunter begrabenen Autos ragten noch zwischen den Trümmern hervor und versperrten beinahe die gesamte Straße bis auf einen schmalen Streifen in der Mitte. Die Straße führte direkt auf einen großen Vorplatz, in dessen Mitte ein Hügel aus Schutt und Asche aufragte, auf dem ein riesiges Kreuz stand. Dahinter erhob sich Tods
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