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Lehmann, Christine

Lehmann, Christine

Titel: Lehmann, Christine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit Teufelsg'walt
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sich mir zu. »Sie sind hier mit Ihrem Dackel spazieren gegangen? Ein hübscher Kerle.«
    Cipión wedelte pflichtschuldig.
    »Er hat sie gefunden«, erklärte ich. »Übrigens handelt es sich um Amtsrichterin Sonja Depper. Ich habe sie b e wegt, weil ich dachte, ich könnte sie noch wiederbeleben. Aber ich habe vorher Handyfotos von der Auf fi ndesitu a tion gemacht.«
    Die Polizistin zuckte zusammen. Dann setzte sie sich in den Wagen an den Funk und machte eine Meldung.
    »Und Sie heißen Lisa Nerz?«, erkundigte sie sich d a nach.
    »Schwabenreporterin Lisa Nerz.«
    »Sie sind uns durchaus nicht unbekannt.« Aus Poli ze i mund hörte sich das nach langem Vorstrafenregister an. Aber ihr Ton blieb freundlich. »Frau Nerz, würden Sie mir bitte Ihr Mobiltelefon aushändigen?«
    »Das brauche ich noch. Können wir das nicht anders regeln? Ich maile Ihnen die Fotos, oder ich schicke sie per MMS auf Ihr Handy, irgendwas dieser Art.«
    Die Beamtin überlegte.
    »Ach ja«, sagte ich. »Und dann lag da unter der Le i che auch noch dieser Säugling.«
    »Ein Säugling?« Die Polizeikommissarin wartete nicht die Hälfte meiner Erklärungen ab. Sie scheuchte mich mit Cipión in ihren Polizeiwagen und preschte den Waldweg entlang. Doch auf dem finsteren Uniparkplatz stand ni r gendwo mehr ein dunkler Daimler. »Wollen Sie mich verarschen, Frau Nerz?«
    »Nein, Frau Kommissarin.«
    Ihr Auge blitzte halb anerkennend. Es kam sicher se l ten vor, dass der Bürger die Staatsmacht in Uniform Kommissar titulierte.
    »Ich kann mir das nur so erklären, dass irgendwas mit dem Baby war und mein Begleiter mit ihm ins Kranke n haus gefahren ist.«
    »Name, Autokennzeichen?«
    Äh, ich kannte nicht mal das Kennzeichen meines e i genen Fahrzeugs. »Oberstaatsanwalt Dr. Richard W e ber.«
    Sie wirkte schon viel entspannter. »Können Sie ihn anrufen?«
    Ich zog mein Handy und tippte Richards Kurzwahl. Nach dem zweiten Klingeln stellte sich die Bandansage an. »Teilnehmer vorübergehend nicht erreichbar«, sagte ich. »Das spricht für Krankenhaus.«
    Da der Sachverhalt hier jetzt nicht zu klären war, fu h ren wir zurück.
    Auf dem Waldweg hatte sich inzwischen eine stattl i che Anzahl von Fahrzeugen aufgereiht. So ein Leichenfun d ort bei Nacht ist eine technisch aufwändige und wi d rige Angelegenheit. Hang und Bach erschwerten es zusät z lich, die nötige Beleuchtung aufzustellen.
    Hauptkommissar Christoph Weininger vom 1.1 kam uns entgegen. Seine weißen Socken leuchteten im Du n kel, seine hellblonde Haarbürste leuchtete auch.
    »Hallo, Karen«, grüßte er die Kollegin. »Scheißkalt, was?« Dann schaute er mich an und seufzte. »Ich hab schon gehört, du wieder! Immer zur falschen Zeit am fa l schen Ort.«
    »Hallo, Christoph!«, grüßte ich munter. »Wie geht es Bethe? Und dem Kleinen? Wie alt ist er jetzt?«
    »Vierzehn Monate … unser Jan-Marcel«, fügte er an, falls ich, was durchaus so war, den Namen des Söh n chens vergessen haben sollte.
    »Mein Gott, wie die Zeit vergeht!«
    Seit Christoph verheiratet war mit seiner brünetten Schönheit, oder vielmehr seit dem Tag, an dem er, Staatsanwältin Meisner, Richard und ich in der Wi e landshöhe zusammen hatten essen wollen und Richards Vater gestorben war [1] , hatten wir uns nicht mehr gesehen. Darüber war Christoph vermutlich nicht wirklich u n glücklich gewesen, denn auch wenn er mich vielleicht ganz gern mochte, so hasste er doch aus tiefstem Polize i herzen den Oberstaatsanwalt, der mein Schatten war. E i ne alte Geschichte [2] .
    »Du kennst die Verstorbene«, bemerkte er.
    »Sagen wir so. Sie trägt Mantel, Schal und Ohrstecker der Person, die ich gestern im Tauben Spitz getroffen h a be.«
    »Warum hast du dich mit ihr getroffen?«
    »Nein, nicht so, Christoph. Ich denke noch nicht auf Polizeideutsch. Treffen kann auch nur heißen, dass man sich zufällig begegnet ist, ohne sich vorher gekannt zu haben, dass man aber ins Gespräch gekommen ist und sich seitdem kennt, wenn auch nur ziemlich äußerlich und oberflächlich.«
    Der Kriminalhaup t kommissar lächelte gequält. Die Polizeikommissarin machte ein neutrales Gesicht.
    »Aber«, versuchte es Christoph noch mal, »ich darf davon ausgehen, dass du sie wiederkennen würdest? Gut. Es ist eine reine Formalität, nur damit alles seine Or d nung hat, aber könntest du noch mal einen Blick auf die Tote werfen?«
    »Sag doch gleich, dass ich sie identifizieren soll. Habt ihr keinen Ausweis bei ihr gefunden?«
    Es gab

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