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Lehmann, Christine

Lehmann, Christine

Titel: Lehmann, Christine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit Teufelsg'walt
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an.
    Ich erklärte Meisner, dass ich Handyfotos von der Auff inde situation hatte. »Auf wessen Mailkasten soll ich sie senden? Auf Ihren, Frau Meisner?«
    Sie deutete auf Christoph. Der nickte ergeben. Er war seit einigen Jahren der Überzeugung, dass er die Arsc h karte gezogen hatte. Erst spät hatte man ihn zum Haup t kommissar befördert, intern galt er als sperrig und a n spruchsvoll. Aber keine Soko verzichtete auf ihn.
    »Habt ihr ein Handy bei ihr gefunden?«, fragte ich.
    »Wir haben bislang nicht mal eine Handtasche gefu n den«, antwortete Christoph.
    »Dafür haben wir ein Baby unter der Leiche gefu n den!«
    »Was?« Es kam unisono von Weininger und Meisner.
    Ich erklärte es ihnen. Christoph verbiss sich den Fluch auf seinen Erbfeind.
    »Kindsentführung und Unterschlagung von Bewei s mitteln«, murmelte Meisner und kicherte hustend. »Aber es muss ein Bild für die Götter sein. Unser kaltschnäuz i ger Herr Dr. Weber mit Baby. Köstlich!«
    »Er soll sich unverzüglich bei uns melden!«, gru m melte Christoph.
    Gegen halb neun hatte ich endlich auch das Protokoll unterschrieben und wurde von einem Streifenwagen in die Neckarstraße gebracht.

6
     
    Meine Füße waren so vereist, dass ich die Treppen nicht unter den Sohlen fühlte. Ich tappte die Stockwerke hinauf wie auf Stümpfen. Was mich aufrecht hielt, war die Au s sicht auf ein heißes Bad.
    Als ich die Wohnungstür aufschloss, die sich ohne Flur in mein Wohnzimmer öffnete, starrten mir erwa r tungsvoll drei Paar Augen entgegen. Das vierte Paar war geschlossen. Katarina und Sally saßen am Tisch und so r tierten Pampers, Säuglingsnahrung, Fläschchen und Strampler. Richard saß auf dem Sofa mit dem schlafe n den Säugling auf dem Arm, der seinen Zeigefinger u m klammert hielt.
    »Da bist du ja endlich!«, rief Sally. »Weißt du schon das Neueste? Richard ist jetzt Vater!«
    »Wie?« Ich wollte schon anfügen: »Aber nicht in me i ner Wohnung!«, doch das breite Lächeln, das Richard sich nicht versagen konnte, stoppte mich. Es war ein ti e fes inneres, wenn auch hoffnungslos irrationales Glück, das auf seinem Gesicht strahlte.
    »Ja«, sagte er mit verantwortungsferner Heiterkeit in der Stimme, »die im Krankenhaus haben unhinterfragt angenommen, dass derjenige, der das Kind bringt, auch der Vater ist.«
    Wenigstens Großvater, dachte ich.
    »Und dann habe ich einfach wissen wollen, wie weit das Vertrauen geht.«
    Von wegen einfach! »Im Krankenhaus fragt man doch nicht nach der Geburtsurkunde«, sagte ich. »Und einen Staatsanwalt im Kamelhaarmantel mit privater Kranke n versicherung schon gar nicht. Du hättest es ihnen sagen müssen!«
    »Bei ihm hätte es die Kleine voll gut«, schwärmte Katarina. »Ihr würden sie dann auch die Gymnasia l emp fe h lung geben. Er muss sie behalten.«
    Sally musterte den Oberstaatsanwalt für Wirtschaft s strafsachen mit gerührtem Großmamablick. Sein Blick wiederum ruhte selbstverloren auf seiner ihm so unve r mutet vom Storch in die Arme gelegten Tochter, die satt schlummerte und dabei seinen Zeigefinger u m klammert hielt.
    »Den Krankenhausdokumenten zufolge«, sagte er, »bin ich jetzt Vater von Alena Weber, geboren am 17. November in Antalya.«
    »Antalya!«
    »Alena sieht ein bisschen südländisch aus, findest du nicht?«
    »Und die Mutter?«
    »Bei der Geburt verstorben«, antwortete Sally an se i ner Stelle.
    »Oh, das tut mir aber leid!«
    Richard lächelte leise. In jedem Schwaben steckte immer auch der Schlawiner, der im gegebenen Moment se i nes Lebens der Versuchung erlag, festzuhalten, was er nicht durch Fleiß erworben hatte. Ich gönnte es ihm. In ein paar Stunden würde er hoffentlich wieder zur Ve r nunft kommen.
    »Schönen Gruß, du sollst Christoph anrufen oder Meisner«, richtete ich aus. »Zum Glück kennen sie dich, sonst hätte man eine Großfahndung nach einem Kinde s entführer ausgelöst. Warum bist du, ohne was zu sagen, mit ihr ins Krankenhaus?«
    Richard blickte mich mit einer Unschuld an, die mich den unfreundlichen Ton bereuen ließ. »Sie hat g e schrien und wollte nicht wieder aufhören. Ich dachte, vielleicht hat sie innere Verletzungen, Erfrierungen.« Er lächelte. »Aber sie ist kerngesund. Sie hatte einfach nur Hunger.«
    »Ist sie nicht süß!«, sagte Sally.
    »Gibt es …« Richard schaute mich an mit einem Blick, getrübt von geheimnisvollen Hormonen, die einen Menschen zur Mutterliebe verdammten. »Gibt es denn schon eine

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