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Lehmann, Christine

Lehmann, Christine

Titel: Lehmann, Christine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit Teufelsg'walt
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Mitarbeiterinnen offenen Pfleg e plätze .«
    Manteufel strich sich über den Bart und warf Belial einen finsteren Blick zu. Hellewart war hinter dem Tisch so grau geworden wie ihr Haar.
    »Dann darf ich Ihnen noch einen schönen Tag wü n schen«, sagte Richard.
    Ich hielt ihm die Tür auf. Dabei musste ich mir das Lachen verbeißen. Ein Scheißtag fürs Jugendamt!

10
     
    »Aber mal im Ernst«, sagte ich, als wir im Auto saßen und ich die Limousine durch den Einkaufsverkehr der Tübinger Straße lenkte, »die zuständige Familienricht e rin tot und ein fünfjähriger Junge verschwunden …«
    Ehe Richard mucksen konnte, klingelte sein Handy. Er versenkte die Hand in die Innentasche seines Jacketts, warf einen Blick aufs Display und zog die Brauen z u sammen. Während ich in die Eberhardstraße einbog und auf der Torstraße zwischen Hegel-Haus und Tagblat t turm zum Wilhelmsplatz rollte, hörte ich von ihm nicht mehr als hin und wieder ein knappes »Ja« und »Verst e he«. Ich setzte den Blinker, um auf die Stadtautobahn abzubiegen, aber er deutete mit der Hand, die er eigen t lich nicht frei hatte, weil er Alena halten musste, gerad e aus. Ich schickte den Mercedes die Wilhelmstraße hi n auf. Am Kreisve r kehr winkelte Richards Babyhaltehand nach rechts in die Olgastraße. Ich folgte brav.
    Wenn er zu sich nach Hause wollte, war das ein mö g licher Weg. Bevor ich selbst eine Entscheidung treffen musste, hatte er das Telefonat beendet und sagte: »Lis t straße.«
    »Was ist da?«
    »Die Kanzlei von Detlef Depper. Du wolltest ihm doch einen Kondolenzbesuch abstatten. Übrigens …« Er steckte das Telefon weg, strich Alena kurz übers Köpfchen und fuhr fort: »Das war Meisner. Sie haben De p pers Handtasche gefunden. In einem Papierkorb an der Bu s haltestelle am Pfaffenwaldring, unweit der Stelle, wo wir in den Wald gegangen sind. Geld, Karten, Hau s schlüssel und Handy fehlen. Die Tasche wurde abg e wischt, aber der Täter hat offenbar eine Stelle übersehen. Nach einem Abgleich mit dem AFIS« – das war das A u tomatisierte Fingerabdruck-Identifizierungs-System beim BKA – »konnte ein einschlägig vorbestrafter S e rientäter identifiziert werden. Handtaschenraub, Gelegenheit s diebstähle in Kleingartenanlagen im Bereich der B e schaf f ungskr i minalität . Die Freiburger suchen ihn per Haftbefehl. Über das Handy wird man ihn bald haben.«
    »Scheiße!«
    »Tja«, sagte Richard beinahe mitfühlend. »Auch eine Fami lienrichterin kann einem Kleinkriminellen zum O p fer fallen. Allerdings gehören Tötungsdelikte bisher nicht zum Strafregister des Gesuchten. Aber es muss ja auch keine Tötungsabsicht dahintergesteckt haben. Depper verteidigt ihre Handtasche und fällt so unglücklich den Hang hinunter, erhängt sich in ihrem eigenen Schal …«
    Die Ampel an der Immenhofer Straße stoppte mich. Die Mietshäuser hatten sich zum Gründerzeitviertel z u sammengeschlossen.
    »Und was sagen die Spuren?«, erkundigte ich mich.
    »Man hat jede Menge DNS-Träger gefunden.«
    »Meinst du DNA?«
    Richard blickte mich spöttisch an. »Was dasselbe ist, Lisa. Desoxyribonukleinsäure, kurz DNS. Desoxy bede u tet ohne Sauerstoff. Es handelt sich hier um eine Kette der Kernstoffe unserer Erbinformationen aus Einfachz u cker und Phosphorsäureester ohne Sauerstoff. DNA ist die Abkürzung von Englisch deoxyribonucleic acid. Doch solange die deutsche Sprache ein eigenes Wort für etwas hat, ziehe ich es vor, das zu benutzen.«
    »Jawoll, du Klugscheißer. Oder ist das, was hier so stinkt, etwa unsere süße Alena?«
    Richard lachte zufrieden, wobei mir nicht ganz klar wurde, was ihn mehr freute, der Verdauungsapparat auf seinem Arm oder die Stoffwechselprodukte seines G e hirns.
    Wir rollten am Markusfriedhof und der dazugehöre n den Jugendstilkirche entlang. »Dann gehen wir also von einem Tötungsdelikt aus? Gibt es dafür einen konkreten Hinweis?«
    Er hüllte sich ins Dienstgeheimnis. »Das kann ich dir nicht sagen, Lisa.«
    Musste ich eigentlich hier schon abbiegen oder erst die nächste? Eine rote Ampel enthob mich vorerst der En t scheidung. »Und was hat Meisner noch so erzählt? A b gesehen vom Täterwissen?«
    »Welches sie mir auch nicht verraten hat. Aber sie hat erzählt, dass Depper in der Nacht vor ihrem Tod G e schlechtsverkehr hatte, der Blutgruppe zufolge mit ihrem Ehemann.«
    »Ist doch schön!« Jetzt, wo sie tot war, gönnte ich es ihr sogar, die letzte kleine Freude.
    »Und sie stand kurz vor dem

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