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Lehmann, Christine

Lehmann, Christine

Titel: Lehmann, Christine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit Teufelsg'walt
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finanziert zudem ein Ausbildungszentrum mit Seminarangeboten für Pflegee l tern in ganz Baden-Württemberg, stellt Gutachter fürs Jugendamt, entwickelt gerichtsverwertbare Entsche i dungskriterien für Inobhutnahmen und unterhält eine s o genannte Clearingstelle für Konfliktfälle .«
    Eigentlich wunderte ich mich nicht, dass er bereits al les wusste.
    »Das heißt«, erkundigte ich mich, »die Leute aus dem Sonnennest führen die Beurteilungen durch, aufgrund deren Jugendamt und Gericht entscheiden, dass die Ki n der in Obhut genommen werden und ins Sonnennest oder in eine Pflegefamilie kommen. Sie beschaffen sich also ihre eigene Klientel, an der sie verdienen?«
    »Das ist in jedem Krankenhaus und bei jeder Kfz-Werkstatt so«, bemerkte Richard.
    »Kinder sind keine Autos!«
    »Irgendwer muss feststellen, was mit einem Kind los ist und wie mit ihm am besten verfahren wird.«
    »Ich dachte, das macht das Jugendamt.«
    »Wenn es nur die Beamten des Jugendamts machen würden, wäre es dir auch nicht recht, Lisa.«
    »Und sind diese … wie heißen die?«
    »Die Baphomets?«
    »Sind die irgendwie qualifiziert dafür?«
    »Sie sind Sozialpädagogen.«
    »Und wieso weißt du das alles?«
    Richard lächelte milde auf Alena hinab. »Das Sonne n nest ist ein umsatzsteuerpflichtiger Betrieb, das Xenod o chium dagegen eine Stiftung mit gemeinnützigen Zw e cken.«
    Wie er es sagte, klang es ungemein deliktanfällig.
    »Vor einigen Monaten ist Sonja Depper zu mir g e kommen und hat mich aufgefordert, Baphomets G e schäftsgebaren unter die Lupe zu nehmen. Sie habe den Eindruck, dass Stiftungsvermögen zweckentfremdet we r de. Das wäre etwa der Fall gewesen, wenn Baphomet Stiftungsgelder in die Renovierung der Schlafräume des Sonnennests gesteckt hätte, denn der Stiftungszweck erlaubt nur eine Verwendung für Pflegefamilien und d e ren Betreuung.«
    »Und? Hat er?«
    »Das weiß ich nicht, Lisa. Eine entsprechende Anze i ge müsste vom Regierungspräsidium kommen. Das hat die Stiftungsaufsicht.«
    »Ging es darum auch bei Sonja Deppers Besuch bei dir am Dienstag?«
    Richard zögerte. »Nicht direkt. Frau Depper kam mit einem neuen Vorwurf. Sie meinte, es bestehe der Ve r dacht des sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen durch eine Pflegefamilie des Sonnennests. Sie habe die Herausnahme der Kinder aus dieser Familie und die Rückführung zu den Eltern angeordnet, aber das Jugen d amt habe ihre Anordnung nicht umgesetzt. Die Baph o mets hätten ein Gutachten beigebracht, wonach die Vo r würfe gegen die Pflegefamilie unbegründet sind und von den leiblichen Eltern der Kinder nur erhoben wurden, damit sie ihre Kinder zurückbekommen.«
    »Da gehört doch mit einer Handgranate aufgeräumt!«
    »Lisa! Von außen können wir nicht beurteilen, wer hier recht hat!«
    »Und warum, verdammt, können wir das nicht beu r teilen? Wer beurteilt es denn, Richard? Wo ist die Schiedsstelle, wenn die Interessen von Eltern, Pflegee l tern, J u gendamt und – nicht zu vergessen – den Kindern selbst aufeinanderprallen?«
    »Das Jugendamt ist die Schiedsstelle.«
    »Und so schließt sich der Kreis.«
    Alena spuckte den Nuckel aus. »Schon satt?«, gurrte Richard. »Komm, ebbes geht noch.«
    Die Kleine drehte den Kopf weg und begann zu gre i nen.
    »Halten wir fest«, sagte ich. »Depper wollte diesem Baphomet was am Zeug flicken. Und sie war mit ASD-Leiterin Annemarie Hellewart wohl doch nicht so ein Herz und eine Seele, wie sie behauptet hat.«
    »Mir gegenüber hat sich Frau Depper dahingehend geäußert, dass Annemarie Hellewart sich darüber beklagt habe, der Pflegekindermarkt werde zunehmend von den Baphomets dominiert, was dazu führe, dass die vom Ju gendamt bestellten und betreuten Pflegeeltern immer weniger zum Zuge kommen.« Entschlossen warf sich Richard eines meiner Küchenhandtücher über die Schu l ter, legte Alena bäuchlings und fing an, die nötigen Bä u erchen aus dem Zwerg zu klopfen.
    »Also reiner Protektionismus!«, resümierte ich. »Und Richterin Depper aufseiten des Jugendamts.«
    Richard zuckte mit den Schultern. Oder war es nur e i ne von jenen wippenden und rhythmischen Bewegungen zur Beruhigung seiner momentanen Pflegetochter?
    Das Kind rülpste.
    »So ist fein!«, gurrte der Staatsanwalt. Es folgten schwäbische Urworte wie »Butzele« und »Krott«, was sich von Kröte herleitete. Da war es schwer, den roten Faden zu behalten.
    »Dann sollte man sich das Sonnennest wohl mal g e nauer anschauen«, sagte

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