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Lehmann, Christine

Lehmann, Christine

Titel: Lehmann, Christine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit Teufelsg'walt
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knarzte hinte r her. Er hatte meine Reisetasche aufs Bett gestellt und öffnete die Schranktür. Alles mit dem rechten Arm, denn auf dem Unken trug er Alena oder Irina.
    »Sind wir eigentlich auf der Flucht, Richard?«
    »Ich stehe im Parkverbot. Und du hast deiner Mutter versprochen, sie zu besuchen.«
    Auch in Versprechen konnte man sich flüchten. Vie l leicht war es das Geheimnis der Stabilität von Leuten wie Richard, dass sie sich mit zahllosen Pflichten und Verb o ten umgaben.
    Er nahm einhändig ein paar relativ neue Jeans aus meinem Schrank, den hellbraunen Hoodie und das bra u ne Wolljackett. Er kannte sich gut aus. »Zieh das an, ja? Das sieht ordentlich aus. Muss ich dir helfen? Oder kriegst du das alleine hin?« Niemals zuvor hatte Richard so in me i ne Selbstgestaltungsfreiheit eingegriffen. Nicht einmal eine Bemerkung hatte er sich je erlaubt über meine Herrena n züge oder Netzstrümpfe zu Miniröcken. Es musste an dem Wutz auf seinem Arm liegen. Die Fürso r gepflicht färbte ab, griff um sich. Er wurde bestimmend und besi t z ergreifend. Oder nannte man das fürsorglich?
    Mein Handy rief mich fort. Es klingelte im Salon. Ich fand es auf dem Tisch. Unbekannter Anrufer.
    »Teixel«, meldete er sich. »Sie erinnern sich?«
    »Ja!« Der in Zweifel geratene Notfallbeamte des J u gendamts von gestern Nacht.
    »Ich wollte Ihnen nur sagen, ich habe Tobias Vlora gefunden.«
    »Ich auch. Er steckt im Sonnennest.«
    Teixel atmete. »Ich darf es Ihnen eigentlich nicht s a gen, aber … in seiner Akte findet sich kein richterlicher Beschluss über eine Inobhutnahme.«
    »Aber ich habe ihn gesehen!« Hatte ich wirklich?
    »Wie dem auch sei, mit dem Tod der Mutter steht T o bias automatisch unter Vormundschaft des Jugendamts.«
    Über mir knarrten Dielen. Jetzt hörte ich es genau. In der Wohnung Habergeiß war jemand. »Danke, Herr Te i xel«, sagte ich hastig. »Ich muss jetzt leider Schluss m a chen. Rufen Sie mich an, wenn Sie noch was erfahren, ja?«
    Richard hatte inzwischen meine Reisetasche gefüllt.
    »Da ist jemand, oben bei Habergeiß«, meldete ich.
    Er hob den Kopf und lauschte.
    Mein Herz klopfte unsinnig. Mörder, Brandstifter, ein Geist? Blödsinn. Es war weder dunkel noch sechs Uhr früh, keine Alarmzeit für Einbrecherängste und starke Männer. »Ich geh mal schnell! Komm, Cipión .«
    »Nein, Lisa! Bitte! Wer weiß …«
    Wir stiegen gemeinsam, Dackel, Staatsanwalt und ich, die Treppe hinauf. Ich klingelte. Es war dann nur Katar i na, die öffnete. Wer auch sonst.
    »Ich wollte nur ein paar Sachen holen und so.«
    Mein Auge suchte den Brief auf der Kommode. »Wo ist der Brief?«
    »Welcher Brief?«
    »Der Beschluss des Familiengerichts, der hier lag?«
    Katarina zuckte mit den Achseln. »Vielleicht schlafe ich auch heute Nacht hier«, sagte sie. »Bei Jovana ist es voll eng.«
    »Das geht nicht, Katarina. Ich muss übers Wochene n de zu meiner Mutter.«
    »Ich brauche keinen Babysitter, ich bin alt genug.«
    »Du bist dreizehn. Nicht mal strafmündig!«
    »Keine Diskussionen«, kürzte Richard ab. »Am be s ten, wir liefern dich gleich bei der Polizei ab. Die wird dich unverzüglich dem Jugendamt übergeben.«
    »Bitte!« Katarina legte den Kopfschief. »Nur das eine Wochenende noch. Ich versprech auch, dass ich …«
    Das Mädchen und der Staatsanwalt funkelten sich an. Der Staatsanwalt musste verlieren, rettete aber seine A u torität durch eine neue Anordnung: »Dann kommst du eben mit.«
    Katarina machte ein mauliges Gesicht, fügte sich aber.
    »Du wirst dir einen Van kaufen müssen«, bemerkte ich, als wir unsere Reisetaschen in den Kofferraum seiner Limousine stellen wollten, der mit Kinderwagen, Pa m persschachteln, Babytasche und seinem Dreitageköffe r chen schon ziemlich voll wirkte.
    Dazu sagte er nichts. Mit dem Autoschlüssel in der Hand und Alena auf dem Arm stand er grübelnd auf dem Fußweg, obwohl es da nichts zu überlegen gab. Katarina stieg hinten ein, ich öffnete für Cipión die Beifahrertür. Er sprang in den Fußraum und hechelte erwartungsvoll. Aber Richard zögerte. Ich verstand, er wollte fahren, er musste.
    »Schau mich nicht so an, Lisa, sie beißt nicht.«
    »Aber sie schreit!«
    »Wenn du da so rangehst … Sie spürt deine Angst. Du bist total verkrampft. Wie soll sie da Vertrauen fassen. Entspann dich!«
    »Wie denn?«
    »Probier es wenigstens. Steig ein. Ich geb sie dir.«
    Er deaktivierte den Airbag auf meiner Seite, legte mir das warme Bündel in den Arm

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