Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lehmann, Christine

Lehmann, Christine

Titel: Lehmann, Christine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit Teufelsg'walt
Vom Netzwerk:
ihrem Z u hälter. Die ganze Tragödie. Depper verspricht ihr zu he l fen. Er muss immer wieder Reisen nach Tschechien u n ternommen haben – das lässt sich sicherlich nachprüfen – und womöglich haben sie ihn nie weiter geführt als an die E 55 und wie die Straßen alle heißen, wo die Nutten st e hen, Minderjährige, Schwangere, die ihre Kinder nicht brauchen, nicht behalten dürfen.«
    Richard schüttelte sich. Vielleicht war es auch nur die bissige Dezemberkälte.
    »Und Sonja Depper konnte doch nichts anderes de n ken, als dass das Kind im Bauch von Eliska Detlefs Kind ist. Ganz gleich, was er ihr erzählt oder geschworen h a ben mag. Mit ihr wollte Detlef keine weiteren Kinder, aber mit einer Nutte hat er eines. Das schmerzt.«
    »Sie hat nie dergleichen auch nur angedeutet.«
    »Ja glaubst du denn, sie hätte dir, ihrem Mentor, e r zählt, dass ihr Mann zum Bumsen nach Tschechien fährt und die Nutte samt Balg nach Hause mitbringt? Zu viel Schmach für sie, die Familienrichterin, die über das Schicksal von Kindern entscheidet und Karriere machen will. Da passt privates Scheitern nicht. Ihre beiden toten Kinder sind Makel genug. Aber die kann man wenigstens noch als Schicksal und Tragödie umdeuten. Doch ein Mann, der sich seine Kinder von Nutten anschaffen lässt, das bedeutet Versagen als Ehefrau und Frau. Das muss verheimlicht werden. Und so wird aus Sonja Deppers Wut etwas anderes, sagen wir: heiliger Zorn, Gier, Hof f nung. Ich weiß es nicht, mir ist das Verlangen nach eigenen Kindern fremd. Sonja bläst die in Gedanken durc h gespielte, vielleicht sogar geforderte Scheidung ab und setzt ihren Mann unter Druck. Eliska wird das Kind zur Adoption freigeben und sie – Sonja und Detlef De p per – werden es adoptieren.«
    Richard trat die Kippe auf den moosigen Platten vor dem Haus aus. »Und womit sollte sie ihn unter Druck gesetzt haben?«
    »Da reicht vermutlich weiblicher Terror aus, Richard. Sie hat ihm Szenen gemacht, geheult, geschrien, ihm die toten Kinder vorgeworfen. Hättest du damals nur … wärst du damals nicht … Was weiß ich? Bei den Streit e reien möchte ich jedenfalls nicht dabei gewesen sein.«
    »Und dann?«
    »Dann … ja dann hat Detlef Depper über Ambrosius Baphomet das Jugendamt aktiviert, jemand vom Sonne n nest hat Eliska auf die Möglichkeit einer Adoption hi n gewiesen. Sonja Depper ist zu ihr gefahren, hat die kleine Wohnung kritisiert und erklärt, bei ihr habe es das Kind viel besser: Klavierunterricht, Gymnasium, Studium, Zu kunft. Detlef Depper war an dem ganzen Manöver vermutlich nicht einmal beteiligt. Das haben alles die We i ber besorgt, die Familienberaterin vom Sonnennest, das Jugendamt, die Familienrichterin. Da war ordentlich Druck dahinter. Schließlich glaubt auch Eliska, dass es das Beste ist. Sie kennt den Vater nicht. Sie weiß nicht, ob sie das Hurenkind lieben könnte. Sie sagt ja zur off e nen Adoption. Doch dann ist etwas schiefgegangen.«
    Richards Stimme hatte kaum Ton. »Was?«
    »Detlef Depper hatte nie vor, Eliskas Kind zu ado p tieren. Er hat uns ja erklärt, warum nicht. Ihm sitzt das Drama mit seinen beiden leiblichen Töchtern tief in den Knochen. Er traut seiner Frau nicht! Und Irina ist auch gar nicht sein Kind. Jedenfalls gehören zu einem ado p tionswilligen Ehepaar immer zwei. Weißt du noch, wann genau Sonja Depper zu dir kam und von dir ve r langte, dass du das Sonnennest mal unter die Lupe nimmst?«
    Er nickte nur.
    »Doch es ist nicht viel dabei rumgekommen. Vie l leicht war es auch nur eine dieser Aktionen, die keinen Erfolg haben sollen, die man unternimmt, damit man vor sich selber sagen kann, man habe alles unternommen. Jedenfalls hat Sonja Depper, da alles andere nicht half, beschlossen, sich das Kind selbst zu holen. Sie ist ins So n nennest gefahren und hat …«
    »Quatsch, Lisa! Sie musste wissen, dass es so nicht geht. Sie ist … sie war Richterin!«
    »Ja, aber …« Ich stoppte. Was ich dachte, lag unter der Gürtellinie in den Eierstöcken.
    »Was, Lisa?«
    Ich schaute ihn an, er hielt stand, keine Wimper zuc k te. Zum ersten Mal wollte er es wissen, jedes Detail des Al l zumenschlichen. Vielleicht waren es die Spuckflecke auf seinem sonst so makellosen Anzug, vielleicht die Fa l ten, welche die Müdigkeit in sein sonst so glattes Gesicht g e graben hatte. Alena hatte ihn verändert.
    »Ja, Kinder machen etwas mit einem«, sagte ich. »Sie machen, dass ein Hase den Fuchs angreift. Es sind die Hormone, Richard. Das

Weitere Kostenlose Bücher