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Lehmann, Christine

Lehmann, Christine

Titel: Lehmann, Christine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit Teufelsg'walt
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Anhaltspunkte?«
    »Sie hat der Depper doch alles erklärt. Dass man die Babys nicht auf den Bauch legen darf, dass die Decke nicht verrutschen darf und so , weil die Babys sonst erst i cken können. Mama war total verpeilt, als das mit dem zweiten Kind noch mal passiert ist. Sie hat sogar Angst gehabt, dass die jetzt ihr was anhängen als Hebamme. Sie hat sich total aufgeregt. Da erinnere ich mich noch gut dran, obwohl ich erst neun oder zehn oder so war. Das war echt schlimm. Und wie das dann losging mit dem Jugendamt und als es dann Depper war, die für uns z u ständig war, da hat sie total Angst gehabt. Und dann hat die Depper ihr ja auch angehängt, dass sie verrückt wäre und dieses Mühlhausen-Dings hätte und Spaß daran hä t te, Kinder umzubringen. Dabei war sie das eigentlich. Und da haben wir … da hat Mama gedacht, sie schreibt dem Mann von der Depper, damit die wissen, dass wir nicht total ohnmächtig sind und denen ausgeliefert. Dass Mama zur Polizei hätte gehen können.«
    »Und warum hat sie das nicht gemacht?«
    Katarina zuckte mit den Schultern. »Wer hätte uns schon geglaubt?«
    »Okay«, sagte Richard. »Danke, Katarina.«
    »Das war’s schon?«
    »Von meiner Seite, ja.« Richard probierte, ob er den Finger aus Alenas Säuglingsklammergriff bekam.
    »Und was passiert jetzt mit Depper?«, fragte Katarina. »Wird er jetzt verhaftet?«
    »Warum?«
    »Weil er seine Frau umgebracht hat. Das denken Sie doch auch. Er hat die Depper umgebracht, damit sie … Keine Ahnung. Sie wollte doch Eliskas Kind adoptieren. Und dann doch nicht. Weil er nein gesagt hat. Und dann hat sie es sich geholt, und er hat sie umgebracht, damit sie … keine Ahnung. Weil sie verrückt ist.«
    »Du bist mir ein bissle zu g’scheit, Katarina.«
    Das Kind lächelte.
    »Aber ich kann dir nicht sagen, was jetzt passiert. Frau Nerz«, wandte Richard sich dann an meine Mutter, »ich furchte, wir müssen wirklich sofort los, nach Stuttgart.«
    »Was mache ich da jetzt mit dem ganzen schönen E s sen, das wir gekauft haben?«
    »In Portionen einfrieren, Mama«, sagte ich. »Und se l ber essen.«
     
    Auf der Fahrt erzählte ich Richard, was ich von Teixel und Laukin erfahren hatte.
    »Und diesem Manteufel habe ich die Hand gegeben!«, knurrte er. Korruption kam für ihn gleich nach Mord.
    »Hast du Meisner …?«
    »Jetzt nicht!«, raunte er mit Blick in den Rückspiegel auf Katarina, die sich mit Musik zudröhnte.
    Die Filderebene spannte sich unter einer grauen Wolkendecke. Der Herbst war abgeräumt, der erste Schnee des Winters hatte sich in den Ackerfurchen und Gräben eingelagert. Rabenkrähen schwärmten. Am Flughafen zackten die Dächer der neuen Messe. Das Parkhaus querte wuchtig und weithin sichtbar die A u tobahn nach München. Schmal nadelte der Fernsehturm am Horizont. Wir fuhren schweigend bis in die Osten d straße.
    »Bringst du sie rauf?«, fragte Richard, als Katarina ausstieg. »Am besten, du lässt dir von Frau Nemkova unterschreiben, dass du sie abgeliefert hast. Ich warte solange. Alena schläft gerade so schön.«
    »Und eigentlich willst du der Konfrontation mit der womöglich zukünftigen und wahren Mutter von Alena aus dem Weg gehen«, konstatierte ich.
    Katarina machte derweil den Kofferraum auf und ho l te ihre tausend Tüten heraus.
    »Kürz es ab, Richard! Bring sie jetzt rauf und lass sie dort.«
    »Das kann ich nicht machen, Lisa. Solange keine E l tern da sind, liegt die gesetzliche Amtsvormundschaft automatisch und ohne richterliche Entscheidung beim Jugendamt. Ob Eliska ihr Baby wiederbekommt, darüber wird zu gegebener Zeit ein Familienrichter entscheiden«
    »Wann ist das?«
    »Wenn ein Gentest nachweist, dass sie die Mutter ist, und wenn sie erklärt, dass sie ihr Kind nun doch sel b ständig aufziehen will … und wenn sie es auch kann.«
    »Richard! Fang du nicht auch damit an, beurteilen zu wollen, wer ein leibliches Kind aufziehen kann und wer nicht! Geburt ist Schicksal. Wenn Alena zu Eliska g e hört, dann gehört sie eben da hin. Sonst müssten wir a n fangen, uns zu fragen, ob eine von Hunger und Tod b e drohte Flüchtlingsfamilie im Sudan wirklich ihre fünf Kinder aufziehen kann oder ob wir sie ihr nicht wegne h men müssen. Von mir aus gern, Richard, aber dann hä t ten wir viel damit zu tun, für alle Kinder der Welt opt i male B e dingungen zu schaffen.«
    »Du wirfst wieder alles in einen Topf«, sagte er.
    Ich brachte Katarina bis in die Wohnung hinauf. Die Alte bot mir Wodka

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