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Lehmann, Christine

Lehmann, Christine

Titel: Lehmann, Christine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nachtkrater
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her sein, dass er aufgestanden war und sich g e duscht hatte.
    »Man vermutet, dass die statische Aufladung der Luft infolge eines Gewitters eine Entladung zwischen Stah l gerippe und Außenhaut hervorgerufen hat, die den leicht brennbaren Anstrich der Zellstoffhülle und den Wasse r stoff entzündet hat. Sabotagegerüchte gab es natürlich auch, sie konnten aber nie bewiesen werden.«
    »Und jetzt gehen Sie bitte nach rechts«, sagte der Wärter.
    »Da war ich schon«, antwortete ich.
    »Und ich will nicht«, sagte Richard in einem Befehl s ton, der den Wärter veranlasste, unverzüglich zur Seite zu treten. Wir kamen hinaus in den anderen Teil der Bahnhofshalle. Dort standen Modelle von Fachwer k trä gern.
    »Sag endlich, was machst du hier? Bist du mit Schüssi und ihrem Onkel Jockei zum Segeln verabredet? Ach so«, fiel mir ein, »Schüssi hat dir gesagt, dass ich hier drin bin. Deshalb. Aber … warum bist du überhaupt ins Mu seum gekommen? Wegen Schüssi? Trefft ihr euch hei m lich?«
    »Lisa, bitte!« Energisch schob er mich eine gläserne Treppe hinauf in den zweiten Stock.
    Mein pionierfroher Schritt stockte.
    Völlig unerwartet öffnete in musealer Staubstille ein mittelalterlicher Altar seine Flügel. An den Wänden hi n gen Ö lschinken statt Propeller oder Fotos vom Grafen Zepp e lin.
    »In Wahrheit ist das Zeppelinmuseum eine Gemäld e sammlung«, bemerkte Richard. Schadenfreude gestattete er sich nur im Zusammenhang mit meiner Unbildung und in schmerzlich sparsamen Dosen. Aber ich verstand Schüssis Schadenfreude.
    »Komm!«, fügte Richard an. »Viel Zeit haben wir eh nicht mehr. Wir sind in Lindau verabredet.«
    »Wir? Jetzt warte doch mal!«
    Zügig ging Richard an den Bildern entlang, darunter kokette Heilige von Otto Dix. Auch ein wüster Mond glühte überm See.
    »Ja, seit Otto Dix in Hemmenhofen am Bodensee le b te, malte er altmeisterlich.«
    »Richard, mit wem sind wir in Lindau verabredet?«
    »Er heißt Dr. Michel Ardan. Ein französischer Publ i zist.«
    Wir kamen wieder in die Halle mit den Fachwerktr ä gern. Die ehemalige Bahnhofstreppe führte breit in die Halle hinunter, an deren Decke das hölzerne Schwinge n fluggerät Marke Ikarus hing.
    Schüssi war dabei, Schachteln zu ordnen, und zeigte dabei der Außenwelt ihren runden Hintern. Dass Richard auf dem Weg nach draußen keinen einzigen Blick Ric h tung Shop warf, stimmte mich misstrauisch. Kam der Oberstaatsanwalt langsam in das Alter, wo ihn Nikotin mehr stimulierte als der Anblick eines hübschen Hi n terns? Vor der Tür zündete er sich sofort eine Zigarette an. Der Wind brachte den Geruch von Brackwasser und Schiff s motorenöl. Auf dem Spielplatzzeppelin kletterten die ersten Kinder herum.
    »Ich sag dir was, Lisa, wenn ich hundert Millionen Euro übrig hätte, würde ich mich als Mondtourist bewe r ben. Schon mit sieben kannte ich alle Maria« – Betonung auf der ersten Silbe – »mit Namen.« Versonnen schaute er dem Rauch hinterher, der in den blauen Himmel ohne Mond und Sterne wallte. »Juli 69 habe ich mir einen Fernseher gekauft, extra für die Mondlandung. Den ga n zen Sonntag bis tief in die Nacht habe ich davorgesessen. Achtundzwanzig Stunden lang war der WDR live dabei mit Günter Siefarth als Moderator. Um 3 Uhr 56 hat Neil Armstrong den Fuß auf den Mond gesetzt. Im Mare Tranquili tatis , dem Meer der Ruhe.«
    »Falls es kein Fake war, gedreht in den britischen St u dios von Stanley Kubrick.«
    »Ach, hör mir auf mit den albernen Verschwörung s theorien, Lisa!« Er war richtig ärgerlich.
    »Falscher Schattenwurf«, trumpfte ich auf, »eine w e hende Fahne auf dem Mond, auf dem kein Wind weht! Keine Sterne am dunklen Himmel!«
    »Über dem Mondhorizont sieht man keine Sterne! Das Licht, das von der Oberfläche reflektiert wird, ist zu hell. Und eine Kamera hatte damals höchstens elf Blenden. Auch auf heutigen Fotos vom Mond siehst du keine Sterne. Und Schatten, die auf dem Boden in verschiedene Richtungen fallen, findet man auch auf der Erde, nämlich dann, wenn der Boden nicht topfeben ist, sondern wellig und unterschiedlich geneigt. Du musst nur mal darauf achten!«
    »Mehr als zehn Astronauten sind damals innerhalb von drei Jahren bei Autounfällen oder durch Feuer g e storben, Richard.«
    »Offenbar tut die Raumfahrt dem Menschen nicht gut. Die Leute schnappen über. Dass sie ermordet wurden, um die sogenannte Wahrheit zu vertuschen, ist absurd.«
    »Du bist zu gut für diese Welt!«
    Er grunzte

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