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Lehmann, Sebastian

Lehmann, Sebastian

Titel: Lehmann, Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Genau mein Beutelschema
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sie, und wir treten leise in das dunkle Treppenhaus. Als ich den Lichtschalter drücken will, hält Christina mich gerade noch auf. »Bist du wahnsinnig? Wir wollen doch nicht, dass die sofort merken, wie wir hier rumspionieren.«
    »Wen meinst du denn mit ›die‹?«
    »Na ja, du weißt schon: die, die wir suchen. Die hinter dieser ganzen Sache stecken. Der unsichtbare Gegner .«Christina klatscht fröhlich in die Hände. Das hier scheint ihr wirklich Spaß zu machen. »So würde wahrscheinlich auch die Drei-Fragezeichen-Folge heißen.«
    »Jetzt hör endlich mit den Drei Fragezeichen auf!«
    »Willst du dich irgendwo hinlegen und ein Nickerchen halten, Willi?« Christina grinst süffisant.
    »Sehr witzig, Justus.«
    Wir tapsen vorsichtig die Stufen in den ersten Stock hinauf, doch die Tür zum Gang mit den Klassenzimmern ist abgeschlossen.
    Zum Glück, denke ich.
    »Oh, schade«, sage ich.
    Wir steigen die Treppen in den zweiten Stock hinauf, aber auch da kommen wir nicht rein, genauso wenig wie in die anderen Stockwerke.
    »Warum ist die Tür unten überhaupt auf, wenn man dann nirgendwo weiterkommt?«, beschwert sich Christina schon wieder viel zu laut, als wir ganz oben im Treppenhaus stehen und nicht weiterwissen. Kaum bin ich wieder in einer Schule, fühle ich mich unwohl.
    »Vielleicht geht’s ja nach unten weiter.«
    Ich könnte mich sofort selbst ohrfeigen, dass ich das gesagt habe. Christinas Augen funkeln neugierig, und sie zerrt mich sofort nach unten. Bitte nicht in den Keller!
    »Da ist bestimmt auch abgeschlossen«, versuche ich vorsichtig, meine eigene Idee zu torpedieren. »Lass uns morgen wiederkommen, wenn’s hell ist. Wir sehen jetzt sowieso nichts.«
    Sie übergeht meinen Einwand einfach und murmelt nur irgendetwas von einem Feuerzeug, das sie dabeihat. Als wir wieder im Erdgeschoss angelangt sind, starte ich einenletzten Fluchtversuch, aber sie zieht mich einfach weiter. Natürlich ist es unten noch viel dunkler, eigentlich sieht man gar nichts mehr, und Christina kramt in ihrer Hosentasche nach dem Feuerzeug, findet es aber nicht. Vorsichtig steigen wir die Treppen hinunter, Christina geht voraus, ich stolpere hinterher.
    »Was war das gerade?« Sie hält inne.
    »Ich hab nichts gehört.«
    Dann hören wir eindeutig Stimmen, gar nicht so weit entfernt unterhält sich jemand. Wir haben den unsichtbaren Gegner gefunden.
    Ich drehe mich sofort um und will wieder nach oben, aber Christina hält mich fest.
    »Wart doch mal und hör hin«, flüstert sie, und wir versuchen zu verstehen, was gesprochen wird.
    Eine männliche Stimme sagt: »Ey, krass, Alter, der sieht aus wie dieser Bob-Dylan-Typ.«
    Und jemand anderes antwortet: »Wie wer? Aber schau mal, der eine da drüben ist schon fast fertig.«
    Dann wieder der Erste: »Ey, Mann, wir müssen die jetzt alle zur Kurfürstenstraße bringen, Alter. Die Bitches da sind schon überreif.«
    »Den einen kenne ich«, flüstere ich Christina ins Ohr. »Das ist dieser hyperaktive ADS-Jugendliche. Ich glaube, wir sind hier richtig.«
    Christina legt mir ihren Finger auf die Lippen, und wir hören weiter zu.
    »Langsam sollten wir die Produktion runterfahren«, sagt die zweite Stimme.
    Für einen kurzen Moment ist es still, wir wollen uns schon weiter herantasten, da höre ich plötzlich, wie die Türoben geöffnet wird. Ich halte den Atem an, vielleicht habe ich mich auch geirrt, aber dann geht flackernd das Licht im Treppenhaus an.
    »Was machen wir denn jetzt?«, flüstere ich.
    Christina sagt nur »Scheiße« und blickt ziemlich panisch um sich. Immerhin wissen wir jetzt, wie unsere Umgebung aussieht: Wir stehen tatsächlich nur ein paar Stufen von einer Tür entfernt, die wahrscheinlich in die Kellerräume der Rütli-Schule führt, sie ist nur angelehnt, und von dahinter kommen die Stimmen.
    Die Schritte von oben nähern sich unerbittlich, so dass uns nichts anderes übrigbleibt, als durch die Tür in den Keller zu flüchten.
    »Was ist denn das?«, ruft Christina, als sie durch die Tür tritt. »Das sieht ja aus wie bei Alien .«
    In diesem Moment tippt mir jemand auf die Schulter. Ich drehe mich erschrocken um und schaue zwei Kapuzenpulliträgern in die düsteren Gesichter. Zu allem Überfluss schwingen die beiden Baseballschläger vor sich her und sehen ziemlich gewaltbereit aus. Ich wünschte, unser Gegner wäre unsichtbar geblieben.
    Schnell will ich Richtung Keller stürzen, sehe aber gerade noch, dass vor Christina ebenfalls zwei oder drei

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