Lehrer-Deutsch - Deutsch-Lehrer
fertig und macht sich auf den Weg, stellt aber unterwegs fest, dass es sich nicht mehr lohnt, wegen der paar Minuten solche Entfernungen zurückzulegen, und kehrt wieder um.
Typ B: Sucht Anschluss. Berichtet von der soeben wunderbar gelungenen Unterrichtsstunde, in der er ein neues didaktisches Modell erprobt hat: „Die Schüler waren begeistert.“ Glaubt das auch noch selbst. Faltet, klebt und bemalt anschließend Unterrichtsmaterialien für die darauffolgende Doppelstunde in der Oberstufe.
Typ C: Treibt sich wie der einsame Wolf im Lehrerzimmer herum, liest dann laut die Anschläge am Schwarzen Brett vor und kommentiert sie kritisch. Erläutert den desinteressierten Anwesenden, warum keine der ausgeschriebenen Schulleiterstellen für ihn infrage kommt. (Die Anwesenden vermuten aber andere Gründe.)
Typ D: Sitzt nicht im Lehrerzimmer, sondern alleine in der Bibliothek, wo er eine bestimmte Textstelle bei Cicero sucht, in der dieser eine ungewöhnliche grammatikalische Konstruktion anwendet. Berichtet darüber dann ausführlich in der nächsten Fachsitzung.
Allgemeine Lehrpflicht : Lehrer im pädagogischen Außendienst
„Die Lehrkraft ist verpflichtet, ihre Arbeitskraft dem Dienst als Lehrkraft zu widmen. Dies verlangt erzieherischen Einsatz der Lehrkraft auch außerhalb des Unterrichts. (...)“
(§ 9 Lehrerdienstordnung – LDO)
Der erste Satz dieser Anordnung ist relativ leicht zu verstehen, er bedeutet floskelbereinigt, der Lehrer soll arbeiten. Schwieriger wird es im folgenden, der nichts anderes besagt als: Der Lehrer soll auch im Urlaub erziehen. Das ist prinzipiell unproblematisch, soweit sich diese Bemühungen auf den eigenen Nachwuchs beschränken. Allerdings führt dies gelegentlich zu einem – möglicherweise ungewollten – Outing ...
Saintes Maries de la Mer, Südfrankreich
Ein herrlicher Sonnenuntergang im August. Ein Vater steht mit seinem circa fünfjährigen Sohn am Strand, etwa zehn Meter entfernt eine ältere Dame.
Sohn: „Papa, wenn man hier angeln will, welchen Köter nimmt man denn da?“
Vater: „In diesem Fall heißt es nicht Köter, sondern Köder. Ein Köder ist allgemein ein Lockmittel, nicht nur beim Angeln. Köter ist dagegen eine abwertende Bezeichnung für einen Hund – das sollte man aber eigentlich nicht sagen.“
Ältere Dame (wendet sich dem Vater zu): „Herrlich, dieser Sonnenuntergang. Nicht wahr, Herr Kollege?“
Der Lehrer in seinem natürlichen Umfeld
Allgemeine Lehrpflicht: Lehrer im …
Lernzielkontrolle
Woran hat die Dame den Kollegen erkannt?
1)
Er hat seine Ausführungen mit einer Richtigstellung begonnen.
2)
Er hat nicht nur verbessert, sondern zusätzlich die verwendeten Fachtermini definiert.
3)
Er hat den Aspekt der Political Correctness berücksichtigt („sollte man aber eigentlich nicht sagen“).
4)
Er hat die eigentliche Frage nicht beantwortet. Der Sohn weiß jetzt weder, ob sich ein Köter als Köder eignet, noch, welcher Köder sonst infrage kommt.
Auflösung
Richtig! Sämtliche Antworten treffen zu. Der Kollege hat also das Thema didaktisch-pädagogisch rundum zufriedenstellend behandelt.
Aufgrund der äußeren Umstände musste er allerdings auf das – aus didaktischen Gründen eigentlich unbedingt notwendige – Tafelbild, eine vergleichende Tabelle, verzichten. Es soll hier auch nicht verschwiegen werden, dass der Lehrer sich der in Punkt vier beschriebenen Wissenslücke durchaus bewusst ist. Als verantwortungsvoller Pädagoge hat er sich natürlich sofort vorgenommen, diese umgehend zu schließen.
„Lehrers Kinder, Müllers Vieh geraten selten oder nie!“ sagt der Volksmund. Warum zumindest der erste Teil dieser Weisheit zutrifft, sollte hiermit geklärt sein, für den zweiten Teil ist der Bauernverband zuständig.
Aber die Lehrerdienstordnung (siehe Seite 39) spricht ja ganz allgemein vom „erzieherischen Einsatz“. Von einer Beschränkung auf die eigene Nachkommenschaft ist also nicht die Rede, weshalb der pflichtbewusste Lehrer die unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen im In- und Ausland in den Genuss seiner pädagogisch-didaktischen Ambitionen kommen lässt. Es ist nicht zuletzt diese selbstlose Hilfsbereitschaft, auf welche die allseits bekannte Bewunderung und Beliebtheit unseres Berufstands zurückzuführen ist.
Die folgenden Beispiele belegen nicht nur diesen Sachverhalt, sondern sollen gleichzeitig die Kollegen anregen, solche und ähnliche Gelegenheiten zu nutzen, um der Lehrerdienstordnung
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