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Lehrer-Deutsch - Deutsch-Lehrer

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Titel: Lehrer-Deutsch - Deutsch-Lehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Klaffl
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hart urteilen. Sie haben zweifellos unsere Bewunderung verdient – und zwar für ihre Körperbeherrschung. Nicht im Unterricht, nein, danach, im Umkleideraum. Was sie da ertragen müssen, davon bekommen andere Lehrkräfte tatsächlich nur einen Hauch mit.
    DEN HAUCH NÄMLICH, den Schüler und – hier muss man sie gesondert erwähnen – Schülerinnen mit sich führen, wenn sie vom Sportunterricht kommen. Wir sprechen hier von chemischen Kampfstoffen, wie sie seit der Haager Landkriegskonvention in Europa verboten sind. Kampfstoffe, die seit Generationen von Schülern nach dem gleichen Rezept zubereitet werden: Man nehme Sportkleidung, die zu mindestens 80 Prozent aus Polyester besteht. Diese wird zweimal pro Woche leicht angeschwitzt, etwa in der Art, die Alfons Schuhbeck als „helle Schwitze“ bezeichnet. Anschließend wird sie mit wahlweise Patschuli, Laura Biagiotti oder Axe abgelöscht – je nach Geschlecht, Zeitgeist oder Ausstattung – und dann auf einer Lage gut eingelaufener, lauwarmer Turnschuhe eine ganze Woche lang in der geschlossenen Plastiktüte „al forno“ herausgebacken.
    Das Ergebnis wird in der nächsten Sportstunde lauwarm serviert und spätestens zum Halbjahr laufen diese Turnbeutel selbstständig um die Aschenbahn. Ambulante Biotope, die im Dunstkreis der Schule jederzeit mit dem Innenleben einer leicht gebrauchten Blockflöte konkurrieren können.
    Man sollte jetzt aber nicht zu hart mit den Schülern ins Gericht gehen. Duschen kommt schließlich nicht infrage, für Mädchen schon gar nicht, denn dabei könnte das Nabelpiercing verrosten. Die dadurch eingesparte Zeit nutzen sie allerdings nicht, um rechtzeitig in die nächste Unterrichtsstunde zu kommen, sondern lieber für die Erneuerung ihres Make-ups, das durch die heftige sportliche Aktivität verschmiert sein könnte. Und das dauert, denn so eine 16-jährige Amateurvisagistin trägt dermaßen viele Lagen auf, dass sie die Kabel ihrer iPod-Kopfhörer mühelos unter Putz verlegen kann.
    Sind auch Knaben in der Klasse, wird die olfaktorische Gesamtsituation durch eine intensive spermale Komponente ergänzt. Das riecht wie Meister Reineke im Februar. Zieht dann so eine gemischte Klasse nach dem Sportunterricht mit diesem Hautgout am Hausmeisterkiosk vorbei, fallen die Windbeutel in der Auslage zusammen.
    Wie hat man damals verzweifelt nach vernünftigen Argumenten für die Einführung des G8 gesucht – ohne jeden Erfolg. Die Verkürzung des Gärungsprozesses in den Turnbeuteln um ein ganzes Jahr wäre das beste Argument gewesen und dazu noch das einzig überzeugende.
    Ärgerliche Lücken : sogenannte Freistunden
    „I’m sitting here in a boring room …“
    (Fool’s Garden, „Lemon Tree“)
    Bis weit in die 90er-Jahre hinein gab es eine Einrichtung, die der Kommunikation im Lehrerkollegium ungemein förderlich war – und dadurch für viele Spannungen und Differenzen verantwortlich: die sogenannte Freistunde. Damals war nämlich die wöchentliche Arbeitszeit für Lehrer kürzer als die Gesamtunterrichtszeit. Nachdem die zu unterrichtenden Stunden aber gleichmäßig auf die Schulöffnungszeiten verteilt wurden, entstanden für Lehrer diese ärgerlichen Lücken, in denen es sich nicht rentierte, nach Hause zu fahren. Durch diepermanente Angleichung dieser beiden Zahlen (Sie dürfen raten, in welche Richtung die Anpassung verlief!) wurde diese Einrichtung obsolet, was von der Lehrerschaft nahezu enthusiastisch begrüßt wurde. Nur noch ganz selten ist es nun notwendig, diese lästigen Wartezeiten sinnvoll zu überbrücken.
    Meist erledigt das die Schulleitung mithilfe des Vertretungsplans. Dann vertritt man einen Kollegen, der wirklich frei hat, und spielt mit einer fünften Klasse Hangman oder hört sich die Klagen einer Rotte Neunte-Klasse-Checker über den unsensiblen Umgang einer jungen Kollegin mit der Schülerpsyche an. (In der ministeriellen Statistik wird eine solche Vertretungsstunde übrigens als normaler Unterricht geführt.)
    Tipp für Lehrer:
    Lassen Sie sich bei nächster Gelegenheit von der ­Kollegin erklären, wie sie das macht. Von ihr kann man offensichtlich viel lernen.
    Häufig ist man aber völlig auf die eigene Fantasie zurückgeworfen und löst das Problem typabhängig ...
    Typ A: Sitzt mit Zeitung und Wurstsemmel friedlich in der hintersten Ecke des Lehrerzimmers, bis er nach circa 15 Minuten von der Sekretärin darauf aufmerksam gemacht wird, dass er zur Vertretung eingeteilt ist. Isst dann in aller Ruhe

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