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Lehrer-Deutsch - Deutsch-Lehrer

Lehrer-Deutsch - Deutsch-Lehrer

Titel: Lehrer-Deutsch - Deutsch-Lehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Klaffl
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Zweck stellt sie den Schülern einen Raum zur Verfügung. Damit sich dieser auch wirklich zum Lernen und zur Unterrichtsvorbereitung eignet, nehmen die Schüler seine innenarchitektonische Gestaltung gerne selber in die Hände.
    Unter ungewohnter, weil erheblicher Kraftanstrengung schleppen sie die (hoffentlich) ausrangierten Polstermöbel aus ihren Elternhäusernheran – selbst manche Kollegen sind diesbezüglich gern zu einer Spende bereit, sparen sie sich doch die Sperrmüllkosten. Die Schüler entwenden zu Hause Kaffee­maschinen, Mikrowellen sowie Stereoanlagen und sorgen damit für ein erquickliches Arbeits­klima. Dieses ist häufig so ­außerordentlich positiv, dass Schüler an diesem Tag vollständig auf weiteren Unterrichtsbesuch verzichten – sie widmen sich ganz dem Lernen und der Unterrichtsvorbereitung. Eine gewisse Rolle spielen bei dieser Entscheidungsfindung sicher auch die Polster­möbel, die ein wesentlich konzentrierteres Arbeiten ermöglichen als herkömmliche Schulbänke.
    Man stelle sich die enorme Unterrichtseffektivität vor, die sich allein dadurch erreichen ließe, wenn man die Einrichtung der Klassenzimmer grundsätzlich den Schülern überlassen würde. Sie würden wohl gar nicht mehr weggehen wollen aus ihrem Lernbiotop.
    Eine Hand wäscht die andere : die Lehrprobe
    Eine der seltenen Gelegenheiten, bei der Lehrer (in diesem Fall ein Referendar) auf die Zusammenarbeit und damit den Goodwill des Schülers angewiesen sind, ist die Lehrprobe: Hier wohnen Fachbetreuer, Schulleiter und Seminarlehrer einer Unterrichtsstunde bei. Aufmerksame Schüler ahnen schon Wochen vorher, dass eine solche Lehrprobe ins Haus steht – der Referendar hält nämlich immer wieder die gleiche Unterrichtsstunde mit nur minimalen Abweichungen. Normale Schüler bemerken solche Repetitionen nicht, sondern sind nur überrascht, dass sie gelegentlich die Fragen des Lehrers richtig beantworten können. Bis zu dem Tag, an dem der Referendar den Schülern schließlich gesteht, dass morgen die Lehrprobe stattfindet, steht die didaktische Choreographie bis ins ­Detail.
    Tipp für Schüler:
    Spätestens jetzt ist der Moment gekommen, an dem du verhandeln solltest, wie die Gegenleistungen für begeisterte Mitarbeit, pünktliches Erscheinen etc. aussehen. Ein Besuch der Eisdiele – beziehungsweise altersabhängig der eines Biergartens – auf Kosten des Lehrers ist das Minimalgebot. Geschickte Verhandlungsführer bringen hier zum Beispiel auch Mitarbeitsnoten oder die Anzahl von Stegreifaufgaben zur ­Sprache.
    Den Nachmittag vor der Lehrprobe verbringt der Lehrer damit, das Klasszimmer aufzuräumen, die übelsten Graffitis von den Schulbänken zu schmirgeln (bis auf eine, siehe unten), den Kompost in den Ablagefächern zu entsorgen, die Tafel zu putzen ... kurz: das Zimmer in einen begehbaren Zustand zu versetzen.
    Tipp für Referendare:
    Übertreiben Sie hierbei nicht. Ein perfekt aufgeräumtes Klasszimmer erweckt Misstrauen. Schulleiter und Seminarlehrer kennen den Normalzustand.
    Am Tag der Lehrprobe läuft fast alles nach Plan. Leider ist ein Schüler krank, wodurch das Unterrichtsgespräch kurz stockt – kein anderer Schüler kann „diese“ Frage beantworten. Der Hinweis eines anderen Schülers „Das hat immer der XY beantwortet!“ entschärft die Situation nicht wirklich, der Lehrer muss improvisieren, was ihm durchaus Pluspunkte ­einbringt, weil die Prüfer den Sachverhalt selbstverständlich durchschauen.
    Tipp für Referendare:
    Weisen Sie ganz nebenbei einen Schüler wegen der Schmierereien auf der Schulbank zurecht, das macht immer einen guten Eindruck: Sie nehmen offensichtlich Ihre erzieherischen Aufgaben ernst. Klären Sie dies unbedingt vorher mit dem Schüler, damit dieser sich nicht mit „Aber alle anderen Bänke haben Sie ­gestern abgeschmirgelt!“ verteidigt.
    LEHRER SAGT:
    „Kinder, lest euch bis morgen mal Seite 17 mit 43 durch, dann habt ihr das, was wir heute besprochen haben, noch mal schriftlich.“
    LEHRER DENKT:
    Die werden sich morgen wundern.
    SCHÜLER DENKT:
    Klingt verdammt nach Stegreifaufgabe. Ist wohl besser, ich bleib morgen zu Hause.
    SCHÜLER SAGT:
    „Ist gar nicht nötig. Bei Ihrem Unterricht versteht man alles ­sofort.“

    LEHRER SAGT:
    „Wir machen heute fünf Minuten früher Schluss, weil ich vor 13 Uhr noch etwas Dienstliches erledigen muss.“
    LEHRER DENKT:
    Dann schaffe ich es noch in die Mensa, bevor der große Andrang einsetzt. (Das denken allerdings alle

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