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Lehrer-Deutsch - Deutsch-Lehrer

Lehrer-Deutsch - Deutsch-Lehrer

Titel: Lehrer-Deutsch - Deutsch-Lehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Klaffl
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Pausenbrote etwas sozial verträglicher – nämlich genauso wie in der Schule. Problem dabei: Im Omnibus gibt es keine Schulbank mit einem Kompostfach unter der Schreibfläche. Da ist Kreativität gefragt! Semmeln, Brote etc. kann man mithilfe mayonnaisegetränkter Salatblätter komplett zwischen die Sitze massieren, Karotten lassen sich an der Kante der Aschenbecher restlos zerraspeln, Gurken- und Wurstscheiben kleben mit Ketchup zuverlässig an den Fenstern. Das Ergebnis ist eine höchst interessante Kombination aus „Jugend forscht“ und „Essen auf Rädern“.
    In größeren Städten bieten sich natürlich auch andere inter­essante Transportvarianten an: die S- und U-Bahn. Allein die 800 Meter vom Schulhaus bis zum Bahnhof in einer halben Stunde zurückzulegen, stellt eine echte Zerreißprobe dar. Im buchstäblichen Sinne, denn die Klasse bewegt sich immer weiter auseinander. Das verzweifelte Kommando der Lehrkraft „Aufschließen! Nicht trödeln!“ geht total unter, weil die Schüler die Ohrstöpsel ihrer iPods eingeschraubt haben und außer Lady Gaga gar nichts hören. Also lässt sich der Lehrer zurückfallen, um hinten Tempo zu machen. Und schon bleibt die Avantgarde stehen. Ratlos. Orientierungslos. Wo könnte der Bahnhof sein? Gestern war er dort drüben. Wo mag er bloß heute stehen?
    **Tipp für die gesamte Bevölkerung: Die Warnungen im Verkehrsfunk bezüglich des Wandertags werden ­häufig missverstanden. Gemeint ist nicht, dass Sie auf die Schüler achten sollen. Nein, es sind Warnungen VOR DEN SCHÜLERN! Also, bleiben Sie zu Hause, schließen Sie Türen und Fenster, nehmen Sie die Wäsche von der Leine und informieren Sie gegebenenfalls Nachbarn, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind: Marodierende Kohorten sind auf den Straßen und in den ­öffentlichen Verkehrsmitteln zugange.
    Am Bahnhof ist dann die Hölle los, weil alle Schulen der Um­gebung heute Wandertag haben. Rührende Abschiedsszenen spielen sich unter den Schülern verschiedener Klassen, aber auch der gleichen Klasse ab. Es geht zu wie auf einem Truppentransport – vielleicht sieht man sich ja nie wieder! Diese Befürchtung ist nicht aus der Luft gegriffen, denn sobald die letzten hinten das Schulhaus verlassen, steigen die ersten vorne schon in die Bahn ein und sind weg. Es ist glaubhaft überliefert, dass sich Klassen beim Wandertag auf vier S-Bahnen verteilt haben, wobei die erste Gruppe bereits auf dem Heimweg war. Am nächsten Tag in der Schule vergehen dann noch mal mehrere Un­terrichtsstunden, bis jeder Schüler erzählt hat, wo er wirklich gewesen ist. Jedenfalls die, die schon zurück sind.
    Tipp für Schulleiter:
    Die Gleichzeitigkeit der Wandertage an allen Schulen der Umgebung führt – vor allem während der Stoß­zeiten – zu Staus in den öffentlichen Verkehrsmitteln und stößt deshalb bei der Bevölkerung gemeinhin auf Unverständnis. Abhilfe wäre leicht zu organisieren: Versuchen Sie, sich mit den Schulleitern sämt­licher Nachbarschulen auf einen gemeinsamen Termin zu einigen. Das Ergebnis wäre, dass sich die Wander­tage auf alle Fälle über einen Zeitraum von mindestens vier Wochen verteilen.
    Aber nicht nur die Jugend forscht, sondern auch die Lehrer. Eine zuverlässige Methode, die Klassen zusammenzuhalten, brachte jüngst ein Studie zum Thema Wandertag hervor – sie sei allen Kollegen empfohlen: Schüler stecken sich, sobald es losgeht, automatisch die Stöpsel ihres iPods in die Ohren und zwar immer paarweise, so dass zwei Schüler an einem iPod hängen. Nun muss man den Schülern nur noch erklären, dass man doppelt so viel Musik hört, wenn das freie Ohr mit dem iPod-Stöpsel eines anderen Schülers verstopft ist. Und schon hat man die ganze Klasse auf engstem Raum beieinander. Man braucht sich vorne nur noch den freien Ohrhörer zu greifen, sofort hat man alles unter Kontrolle und zeigt den Schülern, „wo ihr Ziel zu finden sei!“.
    Tipp für Lehrer:
    Behalten Sie bei dieser Methode immer das freie Ende (loser Ohrstöpsel des letzten Schülers) im Auge. Es gibt faule Kollegen, die versuchen, dort unauffällig ihre Klasse anzudocken.
    Die Hoffnung stirbt zuletzt : der Feueralarm
    „(…) Und auf einmal welch Gewühle
    Bei der Brücke, nach dem Feld!
    Horch! das Feuerglöcklein gellt:“
    (Eduard Mörike, „Der Feuerreiter“)
    Der Feueralarm gehört zu den regelmäßigen kulturellen Ereignissen im Schulbetrieb, die im Laufe der Jahre in der Gunst der Schüler immer weiter sinken.

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