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Lehrer-Deutsch - Deutsch-Lehrer

Lehrer-Deutsch - Deutsch-Lehrer

Titel: Lehrer-Deutsch - Deutsch-Lehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Klaffl
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Lehrer!)
    SCHÜLER DENKT:
    Wenn ich schnell abhaue, bin ich vor ihm in der Mensa.
    SCHÜLER SAGT:
    „Sie sind wirklich zu bedauern, selbst in der Mittagspause sind Sie noch im Dienst.“

    LEHRER SAGT:
    „Was haltet ihr davon, am Wandertag ins Naturkundemuseum zu gehen. Da ist eine sehr interessante Ausstellung über Versteinerungen aus dem Paläozoikum …“
    LEHRER DENKT:
    … und eine gemütliche Cafeteria, in der es ein gutes Frühstück gibt, während ihr euch den alten Krempel anschaut. Da geht der Vormittag stressfrei vorbei.
    SCHÜLER DENKT:
    Wie oft haben wir jetzt eigentlich diesen alten Krempel schon angeschaut? Aber kein Problem, gleich neben dem Hinterausgang ist eine Spielhalle und daneben der Pizza Hut. Da geht der Vormittag stressfrei vorbei.
    SCHÜLER SAGT:
    „Oh, das Naturkundemuseum. Da waren wir ja noch nie. Und es gibt auch nichts Interessanteres als Versteinerungen. Waren Sie eigentlich schon mal dort ...?“ (denkt nach) „... vielleicht als ­Präparat?“
    Der ganz normale Wahnsinn: Schulalltag
    Reif für die Insel: die Freistunde
    Eine Hand wäscht die andere: die Lehrprobe

Regelmäßige kulturelle Veranstaltungen

    Marodierende Kohorten: der Wandertag
    Marodierende Kohorten : der Wandertag
    „Sie trugen seltsame Gewänder und irrten durch das Land, ohne zu wissen, wo ihr Ziel zu finden sei.“
    (Altes Testament, Buch Exodus)
    Zweifellos belegt diese Bibelstelle, dass der Wandertag zu den ältesten kulturellen Schulveranstaltungen zählt. Bis heute verteidigt er hartnäckig seinen Platz im Repertoire der unterrichtsverschärfenden Maßnahmen, was vermutlich daran liegt, dass die Bildungsministerienseine Existenz längst vergessen und deshalb versäumt haben, ihn abzuschaffen. Der Wandertag befindet sich quasi seit 60 Jahren in einer bildungspolitischen Errorphase (siehe Seite 27). Damals war er zwar auch nicht sinnvoll, aber zumindest erklärbar: Man wollte, so mitten im Kalten Krieg, die Jugend wieder fit für längere Fußmärsche ma­chen. Stalingrad war nicht vergessen – die Schultasche nannte man seinerzeit noch Tornister. Napoleon hätte seine Freude daran gehabt. Doch auch diesmal ging der Schuss nach hinten los: Genau diese Tagesmärsche von mindestens 25 Kilometern beim Wandertag waren es, die die 68er in den Pazifismus trieben.
    Derzeit hat der Wandertag keine militärische Bedeutung mehr – er könnte jederzeit durch eine einzige Kurzstreckenrakete ersetzt werden. Aber er findet statt. Jüngere Schüler, die noch gut zu Fuß sind, wandern tatsächlich: Nämlich die gesamte Strecke von der Schule bis zur S- oder U-Bahn – also nahezu 800 Meter. Ältere Schüler, die solche Entfernungen rein motivationstechnisch, geschweige denn körperlich nicht mehr schaffen, bestellen sich einen Omnibus direkt vor die Schul­tür.
    Natürlich wird schon Wochen vorher in zahlreichen Unterrichtsstunden ausführlich das Ziel diskutiert. Das ist nicht einfach, denn die Schulleitung erwartet, wenn nicht gewandert, dass zumindest ein kulturell wertvolles Ziel ausgewählt wird. In den älteren Jahrgängen einigt man sich schließlich nach heftigen Diskussionen wie jedes Jahr auf den nahe gelegenen Klosterbiergarten.
    Die Hinfahrt mit dem Omnibus geht zügig vonstatten. Debattiert wird lediglich, welche der endsgeilen CDs, mit denen man sich für die Fahrt eingedeckt hat, gespielt werden soll. Schließlich droht der Fahrer mit einer Kuschelrock-CD, die bei der letzten Kaffeefahrt übrig geblieben ist. Daraufhin einigt man sich schnell auf Bushido.
    Angekommen, organisiert die Lehrkraft umgehend eine Führung durch das Kloster, das im 15. Jahrhundert an den Biergarten angebaut wurde. Sie bleibt aber bei der Besichtigung alleine, weil die Schüler sich bereits im Biergarten verteilt haben.
    Die Rückfahrt dauert etwas länger, da der Omnibus alle zehn Minuten stehen bleiben muss, damit sich ein Teil der Mannschaft – gezeichnet von der Gesichtsfarbe Leberkäsmetallic – noch mal den Wurstsalat und die drei Maß Bier in Ruhe durch den Kopf gehen lassen kann.

    Bei jüngeren Schülern treten derartige Verzögerungen bereits bei der Hinfahrt auf, weil die Kleinen diesen umfangreichen Proviant, den ihnen ihre verantwortungsbewussten Mütter eingepackt haben (und der locker bis Stalingrad gereicht hätte), sofort an Ort und Stelle entsorgen. Die einen, indem sie das tatsächlich essen. Und zwar alles und zwar sofort! Ergebnis: siehe oben unter Rückfahrt.
    Die anderen beseitigen ihre fantasievollen

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