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Lehrer-Deutsch - Deutsch-Lehrer

Lehrer-Deutsch - Deutsch-Lehrer

Titel: Lehrer-Deutsch - Deutsch-Lehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Klaffl
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andere wichtige Details.
    Der Laie könnte nun glauben, mit der zweiten Stunde sei der Stress endlich vorbei. Und ab jetzt beginne der geruhsame, gleichzeitig intellektuell anregende Schulalltag. Weit gefehlt! Jetzt wird es erst richtig heftig.
    Grundsätzlich gibt es für den Schüler drei unterschiedliche Unterrichtssituationen ...
1.
Die Kontemplation: Ein Mitschüler wird abgefragt.
2.
Die Irritation: Man wird vom Lehrer mit Fragen belästigt.
3.
Die Konzentration: Man versenkt sich so intensiv in die Materie, dass man alles um sich herum vergisst.
    Diese zuletzt genannte Unterrichtssituation ist nicht unproblematisch, denn hebt man nach einer Phase tiefster Konzentra­tion den Blick, steht da ein Lehrer, von dem man nicht sicher weiß, ob er vorher auch schon da stand – oder war es vielleicht doch ein anderer?! Dann versucht man krampfhaft anhand des Stundenplans herauszufinden, welches Fach er unterrichten könnte, was aber auch nicht weiterhilft, weil man sich ja nicht mehr daran erinnert, wann man in die Konzentra­tionsphase gewechselt hat. Das Tafelbild gibt ebenfalls keine Auskunft, denn es wächst seit Wochen: Jeder Lehrer trägt etwas Neues dazu bei, man kann es längst nicht mehr einem bestimmten Fach zuordnen, ja nicht einmal einer bestimmten Klasse. Dennoch fotografiert man es sicherheitshalber mit dem Handy.
    Endgültig verunsichert wird man durch die Behauptung des Lehrers auf eine inhaltliche Zwischenfrage eines Mitschülers: „Der betreffende Sachverhalt wurde gestern ausführlich behandelt.“ Das würde ja bedeuten, dass dieser Lehrer gestern schon mal da gewesen sein müsste, woran man sich abernun wirklich gar nicht mehr erinnern kann. Gestern liegt nämlich lernpsychologisch gesehen exakt zwischen Kurz- und Langzeitgedächtnis. (Man weiß heute, dass das Kurzeitgedächtnis nach sechs Minuten endet, das Langzeitgedächtnis allerdings erst nach dem Abitur beginnt. „Gestern“ ist also ein mnemotechnisches Bermudadreieck.) Sicherheitshalber wird also auch der Lehrer fotografiert – vielleicht ist er ja auf älteren Aufnahmen zu sehen.
    Merkt oder notiert sich gar der Schüler in dieser ungeklärten Situation die Ausführungen des Lehrers, führt dies natürlich zu einem absolut diffusen Lernergebnis. Er weiß ja gar nicht, welchem Fach er diese Erkenntnisse überhaupt zuordnen soll ...
    Dieser psychische Stress wird nicht selten durch physische Belastungen zusätzlich verschärft: den Raumwechsel. Abhilfe schafft hier das praktische Restless-Legs-Syndrom, unter dem vor allem Schüler gerne leiden. Mithilfe dieser unbewussten Fußbewegungen im Schlaf wechselt der Schüler – ohne dass er es selbst bemerkt – völlig stressfrei mitten in der Konzentrationsphase den Unterrichtsraum.
    Tipp für Lehrer:
    Wecken Sie einen Schüler in dieser Situation unter gar keinen Umständen auf. Er würde völlig orientierungslos stehen bleiben.
    Reif für die Insel : die Freistunde
    Das Verhältnis zwischen Unterricht und Pausen ist aus arbeitsrechtlicher Sicht sicherlich nicht befriedigend: Ein bis zwei kurze Pausen am Vormittag sowie eine einstündige Mittagspause stehen einer Unterrichtszeit von bis zu acht Stunden gegenüber. Das kann nicht gesund sein. Abhilfe schaffen hier die sogenannten Freistunden.
    Die Freistunde
    Diese zweifellos sympathischen Lücken (von Schülern deshalb auch gerne „Inseln“ genannt) entstehen aus den verschiedensten Gründen:
Weil sie sich organisatorisch bei der Festlegung des Stundenplans ergeben.
Weil ein Lehrer erkrankt oder aus sonstigen Gründen verhindert ist.
Weil der Schüler findet, dass jetzt eine Freistunde angebracht wäre.
    Jüngere Schüler kommen nicht in den Genuss von Freistunden, außer im zweiten Fall – und das auch nur, wenn ein Kollege vom Typ A zur Vertretung eingeteilt ist (siehe dort). Punkt eins verhindert die Schulleitung durch geschickte Planung. Und Punkt drei ist zwar theoretisch möglich, führt aber in der Praxis zu erheblichen Komplikationen, da diese Schüler noch nicht volljährig und deshalb bei dieser Form der Arbeitszeit­gestaltung gänzlich auf die Mitwirkung ihrer Eltern angewiesen sind.
    **Elterntipp: Bewährte Formulierung: „Mein Kind konnte gestern nicht an Ihrem Unterricht teilnehmen, weil es vergessen hatte, dass in der dritten Stunde Unterricht stattfindet.“
    Aus Sicht der Schulleitung ist die Freistunde für die älteren Schüler eine Zwischenstunde, die dem Lernen und der Unterrichtsvorbereitung dient. Zu diesem

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