Lehrer-Deutsch - Deutsch-Lehrer
vorher mit einer „kurzen“ Lehrerkonferenz, in welcher der Fachbereichsleiter Sport den Ablauf ausführlich, aber so chaotisch erklärt, dass man sich immer wieder fragt, warum es trotzdem jedes Jahr funktioniert. Dies tut es hauptsächlich deshalb, weil immer die gleichen Pannen passieren, an die sich das Kollegium längst gewöhnt hat. Nur Neulinge fragen nervös nach und rechnen mit dem Schlimmsten, was ja auch regelmäßig eintritt. Schüler und Eltern werden über die geplante Veranstaltung in einem Elternbrief informiert.
Elternbriefe ...
... sind wichtige Rundschreiben, die innerhalb einer Woche unterschrieben beim Klassenleiter abzugeben sind. Deshalb entdecken die Schüler am Schuljahresanfang in den Tiefen ihrer Schultasche (soweit sie über eine solche verfügen) davon meist eine größere Menge aus dem letzten Schuljahr und entsorgen sie en bloc.
In diesem Elternbrief findet sich der höchst interpretationsbedürftige Satz „Bei schlechtem Wetter findet normaler Unterricht statt“. Hierzu ist festzustellen, dass man als meteorologischer Laie immer wieder verblüfft ist, wie viele unterschiedlichste Wetterlagen im relativ beschränkten Einzugsgebiet einer Schule möglich sind. „Bei uns zu Hause hat es um halb acht geschüttet wie aus Eimern“, versichern Schülerglaubhaft, die nur hundert Meter von der Schule entfernt wohnen. „Ehrlich!“
Für den unerfahrenen Schüler bedeutet die Drohung mit wetterbedingtem Unterricht, dass er sicherheitshalber die Schultasche zu Hause lässt. Der fortgeschrittene hat bereits ein höheres Sicherheitsbedürfnis: Er nimmt auch die Sportkleidung nicht mit. Und Schüler, die das höchste Stressvermeidungsstadium erreicht haben, bleiben an diesem Tag sowieso zu Hause.
Am Tag X läuft dann alles nach „Plan“: Die Mädchen ziehen sich im Klassenzimmer um, wobei der Lehrer die Aufgabe hat, die Jungen vom Schlüsselloch fernzuhalten. Schließlich sammelt er die Wertsachen ein, die laut Anweisung im versperrten Klassenzimmer deponiert werden sollen. Sämtliche Wertsachen, das heißt, ein einziges Mädchen gibt sein Handy ab – es hat nämlich zwei. Anschließend kontrolliert der Lehrer, dass kein Schüler die verbotenen Energydrinks dabeihat, und wundert sich über die seltsame Färbung („Ehrlich!“) von so manchem Mineralwasser.
Nun kann es losgehen. Zu Fuß wird der Weg zum Sportplatz absolviert: erste Ausfälle durch akute Erschöpfungszustände! Der Rest erreicht gerade noch das Sportgelände, wo die Wettkämpfe bereits in vollem Gange sind. Lautsprecherdurchsagen fahnden nach Schülern, die sich im weiten Rund des Sportplatzes verlaufen haben, Bälle fliegen, Lehrer rennen, Schüler humpeln, Klassleiter loben, Mitschüler feuern an, Sanitäter eisbeuteln, Sportlehrer dirigieren, Kunsterzieher malen Urkunden … Als Wettkampfrichter sind zuverlässige Oberstufenschüler eingeteilt, die beim Weitsprung locker einen Meter Maßband in der Faust unterbringenkönnen – je nach Bedarf. Auch an den Stoppuhren herrscht vorbildliche Kameradschaft.
Dann, um halb zehn, beginnt es endlich leicht zu tröpfeln. („Ich habe es ja gleich gesagt, bei uns zu Hause hat es schon um halb acht wie aus Eimern gegossen!“) Geordneter Rückzug: Die Mädchen voraus, die Jungen raffen ihre Kleider zusammen und treten den Beweis an, dass ein paar Regentropfen sportlich wesentlich motivierender sind als jede Stoppuhr.
Die Nachbesprechung durch die Schulleitung fällt außerordentlich positiv aus: Das Chaos habe sich trotz der üblichen Organisation in Grenzen gehalten, es habe kaum Verletzte gegeben und vor allem nur fünf Beschwerden von Eltern. Eine Mutter hatte die Durchführung der Bundesjugendspiele trotz der unsicheren Witterung kritisiert. Bei ihr zu Hause hätte es bereits um halb acht wie aus Eimern gegossen! Und vier Eltern hatten sich wegen abhandengekommener Handys aufgeregt: Es müsste doch möglich sein, die Wertsachen vor Beginn des Sportfestes im Klassenzimmer wegzusperren. Der Fachbereichsleiter Sport verspricht, dies in Zukunft zu beachten.
Corporate Identity : der Personalausflug
Auch der Personalausflug gehört zu den regelmäßigen kulturellen Veranstaltungen an der Schule. Er dient der Corporate Identity des Kollegiums und dem Bestreben, den ein oder anderen Kollegen besser kennenzulernen, um die lang gehegten Vorurteile bestätigt zu sehen.
Auf den Personalausflug freuen sich alle schon lange, besonders natürlich die jüngeren Schüler, die so in
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