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Lehrer-Deutsch - Deutsch-Lehrer

Lehrer-Deutsch - Deutsch-Lehrer

Titel: Lehrer-Deutsch - Deutsch-Lehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Klaffl
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den unverhofften Genuss eines halben unterrichtsfreien Tages kommen. Die älteren Schüler sind lediglich verblüfft, dass sie außer ihren ebenso ratlosen Mitschülern niemand mehr vorfinden, wenn sie gewohnheitsmäßig gegen Ende der vierten Stunde in der Schule erscheinen.
    Natürlich wird schon Wochen vorher in mehreren Lehrerkonferenzen ausführlich das Ziel diskutiert. Das ist nicht einfach, denn die Schulleitung erwartet, dass ein kulturell wertvolles Ziel ausgewählt wird. Schließlich einigt man sich nach heftigen Diskussionen wie jedes Jahr auf den nahe gelegenen Klosterbiergarten. Die Hinfahrt mit dem Omnibus geht zügig vonstatten. Debattiert wird lediglich, welche der kulturell wertvollen CDs, mit denen man sich für die Fahrt eingedeckt hat, gespielt werden soll. Das Cicero-Hörbuch, vorgeschlagen von der Fachschaft Latein, wird abgelehnt. Schließlich droht der Fahrer mit einer Bushido-CD, die beim letzten Wandertag übrig geblieben ist. Daraufhin einigt man sich schnell auf Kuschelrock.

    Die letzten hundert Meter vom Parkplatz bis zum Biergarten werden zu Fuß zurückgelegt, was länger dauert, weil die Kollegen erst ihre Nordic-Walking-Ausrüstung anlegen müssen, ohne die die meisten nicht mehr mobil wären. Der Erdkunde-Kollege erklärt ausführlich das Einnorden der Wanderkarte, dann das Kommando des Schulleiters „Aufschließen!“ und der Tross setzt sich in Bewegung.
    Angekommen, organisiert der Schulleiter umgehend eine Führung durch das Kloster, das im 15. Jahrhundert an den Biergarten angebaut wurde. Er bleibt aber bei der Besichtigung alleine, weil das Kollegium sich bereits im Biergarten verteilt hat. Wegen der schon erwähnten Corporate Identity wählt man dabei die gleiche Sitzordnung wie im Lehrerzimmer – landet also bei den gleichen Gesprächspartnern und damit auch bei den gleichen Themen.
    Die Rückfahrt läuft selbstverständlich wesentlich gesitteter ab als bei den Schülern, lediglich einige ältere Kollegen bitten um einen kurzen Zwischenstopp, was jedoch weniger mit dem Wurstsalat zu tun hat. Allerdings kommt man so spät nach Hause, dass an die Vorbereitung des Unterrichts für den nächsten Tag nicht mehr zu denken ist.
    Tipp für Schüler:
    An solchen Tagen ist mit erhöhtem Aufkommen von Stegreifaufgaben zu rechnen. Soweit du aber alters­bedingt dazu gezwungen bist, den Unterricht zu besuchen, empfiehlt sich die Aktivierung des ZERSTÖRERS (siehe Seite 49/50).
    „ Post für Gott “: der Schulgottesdienst
    Dass Gott von seinem Bodenpersonal einiges gewohnt ist und ganz schön was wegstecken kann, ist nicht erst seit Bischof Mixa bekannt. Aber nicht nur die höheren Dienstgrade, auch das mittlere Fußvolk (vulgo: Religionslehrer) testet gerne mal den Langmut Gottes. Häufig ist das der junge, dynamische Kollege der Fächerverbindung Deutsch/Religion. Eigentlich ein vernünftiger Mensch, dem man jederzeit zutraut, im Unterricht – zumindest in seinem Zweitfach Deutsch – über ein gutes ­Gespür für Lyrik zu verfügen und dies an seine Schüler weiterzugeben. Geht es allerdings darum, mit Jugendlichen Lieder zu singen, die Gott loben, scheint er urplötzlich zu verblöden. Ganz selbstverständlich geht er davon aus, dass Gott keinerlei ästhetisches Empfinden, geschweige denn eine Schmerzgrenze besitzt, und konfrontiert ihn mit Texten wie:
    „Ich habe Post für Gott.Jeden Tag, da hab ich Post für Gott.
    Am besten schick ich sie ihm gleich,“ sofott, (Verzeihung) „sofort,“ (Reimtechnisch jedoch eher ein Rückschritt.)
    „denn ich habe Post für Gott“
    (Kurt Mikula, „Post für Gott“) 1
    „Sapperlot!“ entfährt es da spontan dem Nicht-Germanisten und er fragt sich, wie geht der Kollege im Deutschunterricht an Heine oder Rilke heran? Und wie war das im Mittelteil? Auch dieser gibt leider keine Auskunft über den Inhalt, sondern wendet sich direkt an … ja, an wen eigentlich? Den Postboten?
    „Dazu brauchst du kein Handy“ (Richtig, dann wäre es ’ne SMS.)
    „und auch kein Telefon,“ (Also wie jetzt?)
    „nur ein offnes Herz, das spricht,“ (Klingt nach Narkosefehler.)
    „ja, das brauchst du schon.“ (Wirklich? Braucht man das?)
    (Kurt Mikula, „Post für Gott“) 1
    Soll man einen Gott oder ein anderes höheres Wesen, das solche Texte nicht augenblicklich mit dem Menetekel „Annahme verweigert“ oder „Adressat verzogen“ quittiert, tatsächlich verehren? Ein zu einem längeren Stromausfall führender Blitz wäre wohl das Mindeste, was

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