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Lehrer-Schueler-Konferenz

Lehrer-Schueler-Konferenz

Titel: Lehrer-Schueler-Konferenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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Schülern diese Lösung » verkaufen« oder sie zu deren Annahme überreden. Dies gilt gleichermaßen für Methode II , nur » verkauft« hier das Kind seine Lösung dem Lehrer. Bei Methode III ist dieser Schritt des Verkaufs oder der Überredung bereits ein Teil des Problemlöseprozesses (Stufe III ). Wenn eine endgültige, für beide Seiten akzeptable Lösung gefunden wurde, bedarf es keines » Verkaufs« mehr, denn Lehrer und Schüler haben diesen Schritt schon hinte r sich. Daher ist Methode III oft weniger zeitraubend.
    Verzicht auf Gewalt und Autorität
    Es ist wahrscheinlich der bedeutendste Vorteil der Methode III , dass sie die fürchterlichen Risiken eines Machtgebrauchs ausschaltet. Es gibt keine Opfer, die bei ihrer Reaktion auf Macht Mechanismen entwickeln, die selbstzerstörerisch wirken oder die zwischenmenschlichen Beziehungen vernichten. Schulen, die auf einen Gebrauch ihrer Machtbefugnisse verzichteten, würden sich grundlegend von unseren heutigen Schulen unterscheiden. Sie wären relativ frei von den zersetzenden und destruktiven Verhaltensweisen, die Schüler ausprobieren, wenn sie auf Gewalt reagieren: Aggression, Vergeltung, Vandalismus, Streiche, Regelverletzungen, Tyrannisieren anderer, Su che von Sündenböcken, Lügen, Schlagen usw.
    Lehrern könnte aus diesen Schulen ohne Machtanwendung ein ungeheurer Nutzen erwachsen: Sie könnten ohne Angst ihre Ar beit verr ichten. Zahllosen Lehrkräften gelingt dies zur Zeit noch nicht.
    Gegenseitige Zuneigung
    Vielen Kritikern der heutigen Schulformen fiel auf, dass die meisten Schüler ihren Lehrern gegenüber Abneigung empfinden und dass auch eine erstaunlich große Anzahl von Pädagogen die Kinder nicht zu mögen scheint. Dieser Zustand ist ein Ergebnis der autoritären und der permissiven Methoden der Konfliktlösung.
    Methode III dagegen fördert Beziehungen, die durch gegenseitigen Respekt, Fürsorge und Vertrauen charakterisiert sind. Lösungen, die keinen zum Verlierer stempeln, lassen die Menschen sich näherkommen und erzeugen Gefühle der Zuneigung. Lehrer, die auf die Anwendung von Gewalt und Autorität verzichten, werden feststellen, dass Schüler ihre Freunde werden und sie Freunde ihrer Schüler.
    Methode III enthüllt wirkliche Probleme
    Die Methoden I und II befassen sich gewöhnlich mit oberflächlichen Problemen. Wir bezeichneten derlei Probleme auch schon als » Einführungsprobleme«– sichere Anlässe, die man zur Ingangsetzung eines Problemlöseprozesses braucht.
    Ein Lehrer sieht zum Beispiel, wie ein Schüler durch albernes Verhalten die Aufmerksamkeit seiner Mitschüler erregt und damit das Schreiben einer Klassenarbeit stört. Der Pädagoge mag daraus folgern, dass der Schüler das Bedürfnis hat, im Mittelpunkt zu stehen. Er wird für das solchermaßen interpretierte Problem eine Lösung anstreben und ihn zum Beispiel nach vorne gehen lassen, wo er von allen gesehen werden kann, und ihm die Erlaubnis geben, so albern zu sein, wie er will. Dies kann aber auch eine Fehlentscheidung sein, da der Schüler eventuell keineswegs das Zentrum der Aufmerksamkeit sein möchte. Ein Bedürfnis nach individueller Betreuung, nach zusätzlicher Hilfe und Erklärung kann genauso gut sein Verhalten motivieren. Ohne diese von ihm angestrebte Hilfestellung fürchtet er, vor seinen Klassenkameraden als dumm zu gelten, und deshalb versteckt er seine wirklichen Gefühle hinter Albernheiten.
    Immer wieder konstatieren Lehrer, die zu Methode III überwechseln, dass sie Probleme in ihrer Klasse vorher falsch interpretiert haben. Dabei ist es nur zu natürlich, bei der Manifestierung bestimmter Verhaltensweisen Rückschlüsse auf deren Ursachen ziehen zu wollen. Aber manchmal erreichen wir bei diesem » Sprung ins Blaue« Weltrekordniveau. Die Tabelle auf Seit e 289 führt Beispiele falscher Vermutungen angesichts Schülerverhaltens an.
    Erst wenn Lehrer Konflikte mit Schülern durch Begriffe ihrer eigenen unbefriedigten Bedürfnisse definieren (und ihre Gefühle in Ich-Botschaften ausdrücken), anstatt die dem Schülerverhalten zugrunde liegende Motivation zu erraten, zeichnet sich das wahre Problem ab. Vor einer Kenntnis des wirklichen Problems sind jedoch alle noch so eleganten Lösungen unangemessen und zwecklos.
Verhalten
Vermutung
Tatsächliches Problem
Ein Schüler kommt

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