Lehrer-Schueler-Konferenz

Harte Oberflächen und parallele Wände verursachen oft große akustische Probleme. Unweigerlich wird auch das Aufbewahren von Gegenständen problematisch; der Platz hierfür ist entweder nicht ausreichend, unzugänglich oder beides. Außerdem ist in vielen Klassenräumen eine angemessene Kontrolle der Raumtemperatur verboten oder unmöglich.
    In eine solche Umgebung werden nun bis zu 30 (eventuell sogar mehr) Personen gepfercht, darunter ein oder mehrere Erwachsene, die bestimmte Fertigkeiten oder Fächer in einem vorgeschriebenen Zeitraum unterrichten sollen.
    Unmöglich?
    Nun, nicht völlig. Über Jahre hinweg überwanden Lehrer und Schüler diese schwerwiegenden Mängel durch Zielstrebigkeit, Kreativität, Energie und Enthusiasmus. Aber seitdem sich der Unterrichtsschwerpunkt vom Auswendiglernen auf den eigentlichen Lernprozess und Kreativitätsdenken verlagert hat, wurde das Lehren immer schwieriger. Nach der Auffassung unserer heutigen Pädagogen verursachen räumliche Behinderungen in den Klassenzimmern bei den veränderten Lehrmethoden besondere Probleme. Allein der Wechsel vom Vorlesungsstil in Großgruppen zur individuellen Unterweisung in Kleingruppen bedeutet schon einen erheblichen Unterschied. Lehrer sollen zwar nach veränderten Methoden unterrichten, dabei aber in einer unveränderten Umgebung bleiben. Schüler sollen nach neuen Gesichtspunkten lernen in einer Umgebung, die für die alten Lehrpläne geschaffen wurde. Wen wundert es da, dass allein durch die Lernumwelt bei vielen Kindern ein Verhalten gefördert wird, das den Lehrkräften unannehmbar erscheint?
    Ein Lehrer, der an einer zu Beginn dieses Jahrhunderts erbauten Grundschule unterrichtet, äußerte sich in einem Effektivitätstrainingskurs über dieses Problem:
    Wenn ich Leute über die große Bedeutung reden höre, die wir Amerikaner der Bildung und Erziehung beimessen, kommen mir Zweifel. Mein Klassenraum zum Beispiel ist dunkel und schäbig, die Stühle bestehen aus splitterndem Eichenholz, der Fußboden quietscht, und man kann eine Stecknadel hören, selbst wenn sie im Nachbarzimmer hinfällt. Hier soll ich bei 35 quirligen Siebenjährigen Interesse und Eifer am Lernen erwecken, sie aber gleichzeitig ruhig halten, denn die Akustik des Korridors wirkt verstärkend auf Lärm. Ich bin der festen Überzeugung, dass jede Gruppe von Erwachsenen, der man die Tätigkeit zumuten würde, die diese Kinder jeden Tag leisten, sich organisieren und einer Gewerkschaft beitreten würde, um für bessere Arbeitsbedingungen zu streiken.
    Selbst in neueren, modernen Gebäuden, wo Teppichböden und schallschluckende Materialien den Lärm dämpfen, wo eine Klimaanlage für gleichbleibende Temperaturen sorgt und die Wände fröhlich bemalt sind, kann die Unterbringung großer Gruppen auf relativ beschränktem Raum umweltbedingte Probleme– und somit Verhaltensprobleme– verursachen.
    Um diese Lernumwelt wirklich effizient zu verbessern, müssen Lehrer kreativ über mögliche Veränderungen nachdenken können. Hierbei kann ein systematisches Modell zur Klassifizierung der verschiedenen Arten von Umgebungsveränderungen nützlich sein. Mit seiner Hilfe gelang es den meisten Pädagogen unserer Kurse, relativ neue Methoden bei der Bekämpfung von unannehmbarem Schülerverhalten anzuwenden.
    Wie man kreativ über Veränderungen nachdenken kann
    Wir wissen fast alle, dass wir unsere Fähigkeit, kreativ über Veränderungen nachdenken zu können, durch selbst auferlegte Restriktionen beschränken. Es ist schwer, allgemeingültige, althergebrachte, gewohnte Bahnen zu verlassen. Der verstorbene Dr. Boyd Lane, ein wahrhaft kreativer Erzieher, entwickelte einmal eine Liste von 165 todsicheren Wegen, kreative Vorgänge in Schulen zu verhindern. Sie enthielt unter anderem folgende » Hemmschuhe«:
Wir versuchten es einmal, und es klappte nicht.
Die Verwaltung wird es nicht genehmigen.
Die Gemeinde wird kein Verständnis dafür haben.
Wir haben nicht genügend Geld.
Es ist zu radikal.
Es ist zu konservativ.
Die Lehrergewerkschaft wird dagegen sein.
Die Leute können das noch nicht verstehen.
Es ist zu spät oder verfrüht.
Wir brauchen mehr Beteiligung.
Es sind zu viele Leute beteiligt.
Es wird schlechte Kritiken in der Presse bekommen.
    Die gesamte Liste von Boyd Lanes »