Lehtolainen, Leena
hatte, nicht verbergen konnten. Dafür war der Schnurrbart umso imposanter, er wucherte unter der breiten Nase bis über die Oberlippe herab.
»Was sucht die Espooer Polizei in meinem Lokal?«, fragte Salovaara. Er machte keine Anstalten, aufzustehen und uns die Hand zu geben, was mir nur recht war. Auf eine Berührung seiner Patschhände konnte ich gut verzichten.
»Es geht um eine Ihrer Angestellten, Milla Marttila. Genauer gesagt, wir möchten wissen, wo sie sich vor zwei Tagen aufgehalten hat«, antwortete ich.
»Die Milla, aha. Was hat das Mädchen denn angestellt, dass Sie gleich zu dritt anrücken?« Salovaara warf einen Blick auf den Monitor, auf dem er die Ereignisse im Lokal verfolgen konnte. Ob die Angestellten auch in den Striplogen per Kamera kontrolliert wurden?
»Wir möchten uns nur vergewissern, dass sie zum Zeitpunkt eines Gewaltverbrechens hier war. Deshalb bitten wir Sie um Erlaubnis, im Lauf des Abends mit Ihren Angestellten sprechen zu dürfen. Haben Sie einen Schichtplan von vorgestern?«
»Den hat die Oberkellnerin, das ist die weniger entblößte Scharteke da unten. Verdächtigen Sie Milla wegen Mord?«
»Das geht Sie nichts an«, sagte ich kühl. Ich hatte nicht vergessen, wie er Milla nach ihrer Vergewaltigung behandelt hatte.
»Puupponen, holst du bitte die Liste? Schau gleich mal nach, ob Milla für vorgestern eingetragen ist.«
»Ich bin nicht verpflichtet, meine Angestellten während der Arbeitszeit befragen zu lassen. Ich würde Ihnen empfehlen, derartige Vernehmungen zu einem anderen Zeitpunkt zu führen.«
»Dann brauche ich eine Liste Ihrer Angestellten mit Adresse, Telefonnummer und so weiter.«
Ich wusste nicht genau, wie die Privatshows im »Fanny Hill«
organisiert waren, hatte aber gehört, dass viele Sexlokale den Zuhälterparagraphen umgingen, indem sie für ihre Mädchen die so genannte unterbrochene Arbeitszeit einführten. Da die Prostitution selbst nicht illegal war, endete die offizielle Arbeitszeit der Stripperin in der Minute, in der ihr Kunde mehr wollte als die Privatshow. Was die Angestellten in ihrer Freizeit außerhalb der Räumlichkeiten taten, ging den Arbeitgeber schließlich nichts an. Nachdem sie ihren Kunden befriedigt hatte, meist in einer nahe gelegenen, vom Lokal gestellten Wohnung, kam die Stripperin zurück und arbeitete offiziell weiter. Gegen dieses Arrangement konnte man allenfalls die gesetzlichen Regelungen über die Arbeitszeit ins Feld führen, doch bisher gab es noch keinen Präzedenzfall.
Ich hatte den Verdacht, dass es auch in Millas Fall so lief. Sie wohnte praktisch gegenüber. Und wenn diese Vermutung zutraf, konnte sie durchaus nach Rosberga gefahren sein, selbst wenn sie in der fraglichen Nacht zur Arbeit eingeteilt war.
Bevor Salovaara mir antworten konnte, kam Puupponen mit dem Dienstplan zurück. Milla war tatsächlich für Dienstagabend eingetragen.
»Wie steht es? Sprechen wir jetzt gleich mit den Angestellten, die am Dienstagabend hier waren, oder geben Sie uns die Adressen?«, drängte ich.
Salovaara überlegte sich die Sache offenbar gut. Die Preisgabe der Adressen war riskant. Wenn mehrere Mädchen in derselben, vom Lokal gestellten Wohnung untergebracht waren, konnte er leicht in den Verdacht geraten, ein Bordell zu betreiben.
Außerdem waren bestimmt nicht bei allen ausländischen Tänzerinnen die Papiere in Ordnung.
»Wenn Sie uns die Erlaubnis geben, ist die ganze Sache an einem Abend erledigt, völlig schmerzlos«, mischte sich Pertsa ein, der bis dahin eigentümlich still gewesen war. »Wir benötigen nicht einmal unbedingt die Personaldaten von allen Zeugen.«
Na also. Pertsa verstand sich aufs Feilschen. Es ärgerte mich, dass er Salovaaras halblegale Aktivitäten zu akzeptieren schien, und deshalb schob ich noch etwas nach:
»Wenn Milla Marttila ein Verbrechen begangen hätte, sagen wir mal, versuchten Totschlag, dann wäre für Beihilfe sogar eine Haftstrafe denkbar, vor allem, wenn man schon einiges auf dem Kerbholz hat.«
Der blinde Schuss traf ins Schwarze. Salovaara schnaubte ärgerlich, gab uns dann aber die Erlaubnis, allerdings unter der Bedingung, den Geschäftsbetrieb nicht zu stören. Als wir schon an der Tür standen, wandte er sich noch einmal an mich:
»Übrigens, Polizistenmädchen, wenn du von deinem Job die Nase voll hast, kannst du bei uns arbeiten. Kurvenreiche Rothaarige sind Mangelware, und du hast ganz schön Holz vor der Hütte. Deine Brüste scheinen noch nicht mal allzu
Weitere Kostenlose Bücher