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Lehtolainen, Leena

Titel: Lehtolainen, Leena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: du hättest vergessen Du dachtest
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der Saunabank und wendete den Gedanken hin und her. Erst als ich vollkommen leer und ausgedürstet war, ging ich ins Haus hinüber. Das Telefon klingelte, als ich den Kühlschrank aufmachte, um mir ein Bier zu nehmen.
    »Seine Beine bewegen sich noch immer nicht!«, schrie Sirkka.
    »Das heißt, das linke bewegt sich ein paar Zentimeter, aber das rechte ist ganz schlaff.«
    »Schade.«
    »Mehr fällt dir dazu nicht ein? Und so was nennt sich Schriftsteller!«
    »Ich bin halt ein schlechter Schriftsteller. Soll ich kommen?«
    »Sie haben Kaitsu mit Medikamenten vollgepumpt, weil er so getobt hat, als er von dem Ergebnis erfuhr. Morgen schicken sie ihm einen Psychologen oder so was … Und Eero ist auch hier.
    Er ist ein fader Wackelpudding geworden. Warum in aller Welt hab ich ihn bloß angerufen?«
    »Das war sicher die Sara in dir«, meinte ich, woraufhin Sirkka den Hörer aufknallte.
    Ich rief nicht zurück. Einige Tage später hörte ich, dass Eero nach Schweden zurückgekehrt und an Kaitsus Beinen keine Veränderung eingetreten war. Kaitsu würde unter Anklage gestellt werden, berichtete die Lokalzeitung von Kirkkonummi und veröffentlichte dazu ein Interview mit dem Abgeordneten Sarvimäki. Er wies darauf hin, dass sowohl Autodiebstähle als auch Drogen eine eminente Gefahr für das ganze finnische Volk darstellten. So viele Bedrohungen in einem einzigen Satz!
    Im Organismus der beiden Jungen, die bei dem Unfall umgekommen waren, hatte man Alkohol und Aufputschmittel nachgewiesen. Ich hoffte, dass Kaitsu nicht zu oft an die Toten dachte, und war doch sicher, dass er genau das tat. Wir Liimatainens haben die Angewohnheit, uns auch für Dinge schuldig zu fühlen, für die wir nichts können. Immer wenn Vater anfing zu saufen, hatten Sirkka und ich uns bemüht, besonders nett zu Mutter zu sein, wir hatten Feuerholz hereingetragen und geputzt.

    Ab und zu hatte Mutter mir zum Dank über den Kopf gestrichen, Umarmungen hatte es bei uns nicht gegeben. Es war schon eine großartige Geste von meinem Vater gewesen, als er mir bei meinem ersten Urlaub von der Armee einen Schnaps angeboten hatte.
    Ulla wuchs unglaublich schnell und kaute auf allem herum, was sie zwischen die Zähne bekam: Bücher, Schuhe und Kabel.
    Ich schimpfte nur der Form halber mit ihr. Bei Hunden ging die hirnlose Welpenzeit bald vorüber, anders als bei manchen Menschen, bei denen sie lebenslang anhielt.
    Ende Januar wurde Kaitsu ins Reha-Zentrum nach Helsinki verlegt, das etwas außerhalb im Stadtteil Käpylä lag. Ich fuhr hin, um ihn das erste Mal nach seiner Operation zu besuchen.
    Insgeheim hatte ich ein schlechtes Gewissen, denn ich fühlte mich fit, nachdem ich in den letzten Wochen täglich Ski gelaufen war. Die restliche Zeit hatte ich damit verbracht, Clasu bei der Forstarbeit zu helfen und über den Stoff für meinen nächsten Roman nachzudenken. Diesmal wollte ich über einen Mann schreiben, der den Tod seines Kindes verschuldet hat. So konnte wenigstens niemand behaupten, ich würde immer wieder dieselbe Geschichte erzählen.
    In Helsinki sah der Schnee aus, als sei er seiner Existenz überdrüssig. Ich fuhr mit der Straßenbahn nach Käpylä. Unterwegs sah ich Katja, die mit ihrem Gitarrenkasten die Straße entlangging. Selbst auf die Entfernung strahlte sie Wärme aus.
    Kaitsu saß im Rollstuhl am Tisch und tippte auf einem Laptop herum. Ich hatte ihm ein paar neue Krimis mitgebracht und für alle Fälle auch eine Flasche Schnaps eingesteckt, obwohl ich nicht wusste, ob man in der Reha etwas trinken durfte. Es war leichter gewesen, Kaitsu im Krankenhaus mit seinen Schläuchen zu sehen als jetzt im Rollstuhl. Der Stuhl war zu endgültig.
    »Wie geht’s?«, fragte ich und zog den Mantel aus.

    »Zum Kotzen. Sie sagen, ich müsse Geduld haben, die Prognose wäre nicht schlecht. Natürlich lügen sie, ist doch klar.«
    Wir redeten über dies und jenes. Zwischendurch schob ich Kaitsu nach draußen, wo er die Alkoholiker des Viertels beobachten konnte. Er erzählte, seine Freunde hätten ihm den Laptop gebracht und ein Modem installiert. Alkohol war natürlich strikt verboten, aber er nahm die Flasche trotzdem an.
    Da die Krankenschwestern sie sowieso bald finden würden, trank er den größten Teil sofort und war bald ziemlich angeheitert.
    »Veikko, alter Knabe, du hilfst mir doch, wenn …«
    »Wenn was?«
    »Wenn meine Beine so bleiben.«
    »Klar. Vielleicht mach ich auf meine alten Tage noch den Führerschein, damit ich dich durch die

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