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Leiche in Sicht

Leiche in Sicht

Titel: Leiche in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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hier auch Filialen hatten! Der Himmel
über ihnen war wolkenlos, die Sonne strahlte heiß, und das Ionische Meer war
von einem so prachtvollen Blau — Mr. Pringle geriet in einen Zustand am Rand
der Ekstase.
    «Du meine Güte, ist das schön hier»,
sagte er leise.
     
     
     

Kapitel 8
     
    Es lief gut, dachte Charlotte. Sie
streckte sich und drehte ihren eingeölten Körper noch ein wenig mehr der Sonne
zu. Matthew stand an Deck der Capricorn. Das Gefühl, von ihm beobachtet
zu werden, erregte sie. Sie brauchte gar nicht hinzusehen, sie wußte es auch
so. Genau wie ihr sofort klar gewesen war, warum er ihrem Vater vorgeschlagen
hatte, mit hierherzukommen; sein Anruf, in dem er ihr den Grund
auseinandergesetzt hatte, war, so gesehen, gar nicht mehr nötig gewesen.
    Emma rollte sich in den Schatten. Sie
hatte hellere Flaut als Charlotte und bekam leichter Sonnenbrand. Charlotte
schob ihr die Flasche mit dem Sonnenöl hinüber. «Warum habt ihr, du und
Matthew, in Preveza so getan, als ob ihr euch nicht kennen würdet?» Emma zuckte
die Achseln.
    «Ich war mir nicht sicher, ob er sich
überhaupt noch an mich erinnern würde; Schließlich ist es Jahre her, daß wir
uns gesehen haben. Und er hat mich nie besonders beachtet, weil du ja immer in
der Nähe warst.» Sie sagte das ganz ohne Groll. «Was hältst du übrigens von
Liz?» Charlotte lächelte überlegen.
    «Abgesehen von ihrem Geld, ist sie ein
bemitleidenswertes Stück Mensch», sagte sie.
     
    Sie gewannen Vorsprung; die beiden
anderen hatten es noch gar nicht gemerkt. Matthews Onkel war neben ihr
eingenickt, sein altmodischer Strohhut war ihm über die Augen gerutscht.
Matthew selbst hatte sich vor der gleißenden Sonne in den Schatten der Fock
gerettet und starrte wie gebannt hinüber zu dieser halbnackten Odaliske.
Elizabeth sah starr geradeaus. Sie spürte jede Bootsbewegung, jeden Lufthauch,
registrierte jede Bewegung der Fadensonde.
    An Bord der Aries war Charlotte
die erste, der es auffiel.
    «Das wird Pa aber gar nicht gefallen!»
    «Hm?» fragte Emma schläfrig.
    «Sieh doch nur!» Die Capricorn war jetzt der Aries um eine halbe Länge voraus. Unwillkürlich blickte
Charlotte nach hinten zu ihrem Vater. Er hatte es gerade gemerkt. Wütend riß er
an der Schot, um die Fläche des Großsegels zu vergrößern. Doch der Abstand
zwischen den beiden Booten vergrößerte sich, die Capricorn lag jetzt
bereits um eine volle Länge vorn. Die Crew der Aries mußte zu ihrem
Schrecken sehen, wie die Segel auf einmal zu flattern begannen, die Aries ging über Stag.
    Elizabeth sah, wie weiter vorn der Wind
das Wasser kräuselte. Wenn sie nur erst dort wären... Da begann sich das Großsegel
auch schon zu füllen. Sie spürte, wie die Pinne unter ihrer Hand reagierte.
Plötzlich tauchte Matthew neben ihr auf. Elizabeth blickte weiter schweigend
nach vorn.
    «Du segelst doch kein Rennen!» Mr.
Pringle, das Gesicht immer noch durch seinen Hut verdeckt, lauschte jedem Wort.
«Fairchild ist nicht der Typ, der...»
    «Der...was?» Matthew schwieg. Die Capricorn krängte, während sie an Fahrt gewann und die Aries weit hinter sich
ließ.
    Mr. Pringle hielt es für an der Zeit,
sich einzuschalten. «Möchte jemand Tee? Oder erklären wir per gemeinsamem
Beschluß, daß die Sonne bereits hinter dem Steven untergegangen ist?»
     
    Es gibt mehrere Möglichkeiten, einen
guten Landfall zu machen, Phyllis hatte sich offenbar dafür entschieden,
draufzuhalten. Vorbei an vorsichtigeren Crews, steuerte sie in voller Fahrt auf
Port Spiglia zu, taub gegen den gemurmelten Protest ihrer Mannschaft.
    Die stand ängstlich in Bereitschaft.
Auf der Unterweisung am Morgen hatten sie erfahren, daß in der Gegend um Port
Spiglia das Wasser besonders tief sei, man also den Anker nicht zu früh fallen
lassen dürfe, da er sonst keinen Grund fände. Phyllis hatte gleich gesagt, daß
sie ihn erst in letzter Sekunde würde fallen lassen, das heißt, genauer gesagt,
Reggie, denn diese höchst verantwortungsvolle und, wie man sehen wird,
bisweilen gefährliche Aufgabe, war ihm übertragen worden.
    Während Phyllis’ rasanter Annäherung an
Port Spiglia kniete er wie befohlen am Bug, die eine Hand am Anker, die andere
hinters Ohr gelegt. Etwas Schreckliches war geschehen: Phyllis hatte sein
Geheimnis entdeckt. Durch einen Trick hatte sie ihn dazu gebracht, es ihr zu
gestehen. Kurz gesagt: Seine Frau wußte jetzt, was ihn taub gemacht hatte. Und
tief in seinem Inneren hegte er die Furcht, daß sie

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