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Leiche in Sicht

Leiche in Sicht

Titel: Leiche in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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Onassis, die sich vor allem
durch eine Vielzahl von Verbotsschildern auszeichnete: Zutritt untersagt. Vor
der Küste wimmelte es von Schlauchbooten und Windsurfern. Sie waren jetzt
bereits so dicht herangekommen, daß sie Restaurants, Bars und einzelne
Geschäfte ausmachen konnten. Doch plötzlich stellten sie fest, daß sich vor dem
Kai ein undurchdringlicher Wald von Masten erhob.
    Patrick ließ sich über Funk vernehmen:
«Hier Zodiac. Hier Zodiac. Sieht so aus, als ob wir Pech hätten.
Anscheinend hat eine andere Flottille schon hier angelegt. Halten Sie sich
bitte in einiger Entfernung von der Küste, wir werden versuchen festzustellen,
ob sich etwas machen läßt.» Die Zodiac nahm Kurs auf den Hafen. Mr.
Pringle war enttäuscht wie ein kleines Kind. Er hatte Hunger, und an Bord war
nichts Eßbares mehr aufzufinden. Und nun sollten die Restaurants, die schon zum
Greifen nahe waren, nicht mehr als eine Fata Morgana gewesen sein? Die Pisces, einige Dutzend Meter vor ihnen, begann im Kreis zu fahren.
    «Ich finde es wirklich verdammt
ärgerlich», tobte Louise. «Warum bitten wir nicht Phyllis, uns Platz zu
schaffen.» Sie sollte ihre Worte noch bereuen.
    «Hier Zodiac. Hier Zodiac. Tut uns leid, aber hier ist kein Platz mehr für uns. Unser Ausweichquartier ist
Tranquil Bay. Ich wiederhole: Unser Ausweichquartier ist Tranquil Bay. Ende.»
    Matthew, immer noch an der Pinne,
fluchte.
    «Es liegt gleich dort drüben», sagte
Liz und deutete auf einen kleinen, baumumstandenen Ankerplatz, der so aussah,
als hätte er seinen Namen zu Recht bekommen: Es schien wirklich eine sehr ruhige Bucht zu sein. Die Zodiac nahm bereits Kurs auf das neue Ziel.
    Die Flottille wendete murrend. Sie
hatten einen kurzen Blick auf das Ziel ihrer Sehnsüchte werfen dürfen, und das
war’s auch schon gewesen. Als sie die Reise gebucht hatten, war das in der
erklärten Absicht geschehen, endlich einmal die Gelegenheit zu nutzen, den
Stress und die Hektik der Stadt hinter sich zu lassen, doch kaum sahen sie sich
ernsthaft mit Ruhe und Abgeschiedenheit konfrontiert, gerieten sie in Panik.
Drüben in Nidri gab es Geschäfte, Restaurants, sich drängende Menschen, mit
einem Wort alles das, was sie gewöhnt waren und brauchten. Phyllis war die
erste, die rebellierte. «Eis!» schrie sie erregt. Reggie sprang erschreckt auf.
«Wo? Hier?» rief er ungläubig.
    «Ich weigere mich, auch nur noch eine
Meile weiterzusegeln ohne Eis. Der Gin ist ohne nicht zu genießen. Und außerdem
will ich meine heiße Dusche, wie sie es mir versprochen haben.» Wütend riß sie
die Pinne herum.
    In Tranquil Bay war Kate gerade dabei,
den Anker fallen zu lassen. Die Hand über die Augen gelegt, spähte sie nach der
Flottille aus. «O nein», rief sie plötzlich. «Eins der Boote hat gerade
gewendet.»
    «Welches?»
    «Ich glaube, die Aquarius.»
    Auf Libra und Virgo fragten sich die Clarkes respektive die Hansons, was Phyllis wußte, das sie
nicht wußten. Kate rief: «Einige andere Boote folgen ihr!» Patrick eilte zum
Funkgerät.
    «Hier Zodiac. Hier Zodiac. Wir ankern alle in Tranquil Bay, ich wiederhole, alle ankern in Tranquil Bay.
Ende.»
    Aber die Meuterei war schon nicht mehr
zu stoppen. Einige Boote schienen einen Moment zu zögern, schlossen sich dann
aber der Aquarius an. Aus der lockeren Formation wurde ein gedrängter
Keil mit Phyllis an der Spitze. Matthew riß die Pinne der Capricorn herum. «Mal sehen, was die vorhaben.»
    Patrick versuchte verzweifelt, die
Flottille per Funk zur Umkehr zu bewegen, aber auf den meisten Booten hatte man
das Funkgerät einfach auf «leise» gestellt. Fluchend ließ John den Motor an, um
ihnen nachzufahren.
    Reggie stand am Bug der Aquarius. «Seht mal», rief er überrascht, «da drüben am Kai ist noch eine riesige Lücke!
Da passen wir alle bequem rein. O — ich sehe gerade, da steht ein Schild: Fähre — privat !» Phyllis machte eine wegwerfende Handbewegung.
    «Ich kann keine Fähre sehen. Du etwa?»
fragte sie angriffslustig. «Nidri ist so ein kleines Kaff, vermutlich kommt die
Fähre bloß einmal die Woche.» Der tatsächliche Grund, warum sie keine Fähre
sehen konnte, war, daß diese gerade von der Onassis-Insel verdeckt wurde.
Ansonsten steuerte sie, pünktlich wie immer, Kurs auf Nidri, wo sie in wenigen
Minuten erwartet wurde.
    In den Restaurants am Kai begann man
aufmerksam zu werden. Vor allem die Segler der anderen Flottille, jeder von
ihnen natürlich ein Experte, begannen Unheil zu ahnen.
    «Die

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