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Leiche in Sicht

Leiche in Sicht

Titel: Leiche in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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Pinne gestanden. Die Kleider, die überall vor
den Boutiquen hingen, brachten ihn auf eine Idee.
    Die Kleider waren alle im selben Stil
gehalten, die feingefältete Baumwolle wurden an den Schultern gerafft, die
Ärmel waren weit und locker. Elizabeth würde in einem solchen Kleid sehr viel
weiblicher aussehen als in der Hose und dem Pullover, die sie sonst trug. Er
dachte an ihre bräunliche Haut und an den dunklen Bubikopf und entschied sich
für ein Hellbeige, das ihn an die Farbe von Champignons erinnerte und zum Saum
hin in ein Braun überging.
    Die Verkäuferin sah ihm neugierig zu,
wie er auswählte. Sie hatte noch nie einen Mann mit einem Panamahut gesehen. Er
hatte bestimmt Geld, vermutete sie. Als er ihren Preis dann ohne Feilschen
akzeptierte, war sie sich dessen ganz sicher. Trotzdem hatte sie ein etwas
schlechtes Gewissen und legte beim Einpacken noch eine Halskette aus Holzperlen
obenauf.
    «Für die junge Dame», sagte sie
lächelnd.
    Mr. Pringle blickte auf die Uhr. Um
aufs Boot zurückzukehren, war die Zeit zu knapp. Mit dem Päckchen unter dem Arm
eilte er zum Restaurant. Der Tanz hatte bereits begonnen. Man hatte rings um
den Innenhof Tische aufgebaut, und unzählige kleine Glühbirnen im Weinspalier
leuchteten mit den Sternen um die Wette. Dem Lärm und Geschrei nach zu
urteilen, hatte man bereits kräftig dem Wein zugesprochen.
    Elizabeth saß mit John und Emma
zusammen. Während er noch unschlüssig überlegte, setzten sich Patrick und Kate
hinzu. Auf dem Tisch standen mehrere leere Flaschen. Elizabeths Glas war voll,
sie sah verstimmt aus. Wo zum Teufel steckte Matthew? Mr. Pringle blickte
suchend in die Runde und entdeckte ihn — er tanzte eng umschlungen mit
Charlotte. Sie waren in der hintersten Ecke des Hofes, doch man konnte sie
trotzdem gut sehen. Mr. Pringle fand ihrer beider Benehmen skandalös.
Absichtlich suchte er sich einen Platz mit dem Rücken zur Tanzfläche, so daß
sie außerhalb seines Blickfelds waren. Warum konnte Matthew das nicht endlich
lassen!
    Die Musik wurde lauter, und die jungen
Clarkes und Hansons drängten auf die Tanzfläche. Matthew und Charlotte kehrten
an ihre Tische zurück. Mr. Pringle sah, wie sein Neffe sich über Liz beugte,
offenbar wollte er sie zum Tanzen auffordern. Doch sie schüttelte den Kopf und
griff nach ihrem Weinglas. Neben der gesunden Bräune der anderen wirkte ihre
Blässe besonders auffallend. Hoffentlich war sie nicht krank, dachte er.
    Er sah nicht, wie sie aufstand, aber er
bemerkte die allgemeine Unruhe. Mrs. Clarke hatte sich ebenfalls erhoben, um
Liz auf die Toilette nachzugehen. Die Musiker machten eine kurze Pause. Man
begann sich hektisch zu unterhalten, um die peinliche Stille zu überbrücken.
Emma und Kate standen ebenfalls auf und verschwanden in Richtung Toilette. «Wirklich
traurig, so ein junges Ding in solchem Zustand zu sehen... Aber sie hat ja auch
ein Glas nach dem anderen getrunken. Man sollte doch annehmen, daß sie die
Grenze kennt.» Es war Mrs. Gill, wie immer schnell bereit, ein Urteil zu
fällen.
    «Entschuldigung», Mr. Pringle drängte
sie energisch zur Seite und eilte zur Damentoilette. Er blieb neben der Tür
stehen und wartete. Nach einiger Zeit kam Liz, von Mrs. Clarke gestützt,
heraus, Emma und Kate folgten. «Kann ich irgend etwas tun?» erkundigte sich Mr.
Pringle. «Nein danke, wir kommen schon zurecht», sagte Mrs. Clarke, und zu Liz
gewandt, fügte sie fürsorglich hinzu: «Jetzt wollen wir erst mal zusehen, daß
wir heil hier rauskommen, Kleines.» Geschickt bugsierte sie Elizabeth durch das
Gedränge dem Ausgang zu.
    «Wir werden sie gleich ins Bett
bringen», sagte Emma. «Jetzt nach dem Erbrechen wird sie sich bestimmt bald
besser fühlen.» Mr. Pringle war da nicht so sicher. Er bezweifelte, daß die
Ursache von Elizabeths Übelkeit ein verdorbener Magen war.
    Auf dem Weg zurück zu seinem Platz sah
er Charlotte, die jetzt mit Patrick tanzte. Ihre offensichtliche gute Laune
machte ihn wütend. Am Tisch wartete Matthew auf ihn.
    «Es tut mir leid, wenn Charlotte und
ich eben einen falschen Eindruck erweckt haben sollten...»
    «Wirklich, Matthew, ich finde, du
solltest aufhören, zwei Mädchen gleichzeitig deine Aufmerksamkeiten zu
widmen... Ich kann gut verstehen, daß Elizabeth sich elend fühlt, wenn du sie
so in aller Öffentlichkeit demütigst...»
    «Also jetzt laß mich doch auch mal was
sagen, Onkel! Es war Liz’ eigener Vorschlag, daß ich mit Charlotte tanzen
sollte. Sie sagte, sie

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