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Leiche - oben ohne

Leiche - oben ohne

Titel: Leiche - oben ohne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ich. »Sie ist eng mit Ihnen befreundet. Gestern abend ist sie
weggelaufen — und nach Hause kann sie nicht. Wo sonst sollte sie hinlaufen als
zu ihrem Freund?«
    »Hören Sie mir zu, Sergeant«,
sagte er und blinzelte aufgeregt. »Ich kenne das Mädchen kaum. Zugegeben, ich
bin ein paarmal mit ihr ausgewesen, aber das waren rein zufällige
Verabredungen. Wir haben uns vor einigen Monaten auf einer Party kennengelernt,
und damals habe ich mich mit ihr verabredet. Es war ein netter Abend, und ich
war ganz schön überrascht, als ich sie heimbrachte und die Dachgartenwohnung am
Sutton Place sah. Etwa einen Monat später rief sie mich wieder an und fragte,
ob ich mit ihr zu einer Party gehen wolle, und ich sagte natürlich zu. Wie
schon erwähnt, das war vor zwei Monaten. Seitdem hab’ ich nichts von ihr
gehört.«
    »Mir hat man’s anders erzählt«,
erklärte ich ihm.
    »Also...« Er zuckte die
Schultern. »Ich weiß nicht, mit wem Sie gesprochen haben, Sergeant, aber er hat
entweder zuviel Phantasie, oder er lügt aus einem bestimmten Grund.«
    »Sie kam also gestern abend
nicht hierher?«
    »Wenn sie herkam, hat sie
niemand angetroffen«, sagte er. »Ich habe bei einem Freund unten im Village
übernachtet. Sie können das gern nachprüfen, wenn Sie wollen.«
    »Und sie hat auch heute nicht
bei Ihnen angerufen?«
    »Nein.«
    Ich betrachtete ihn mir eine
ganze Weile, während er nervös von einem Fuß auf den anderen trat, und dann
sagte ich mir, daß es einen so guten Schauspieler gar nicht gab.
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn
ich mich mal umschaue?«
    »Nicht das geringste.«
    Ich brauchte nur eine halbe
Minute, den Rest des kleinen Apartments zu durchsuchen. Niemand hatte sich
irgendwo versteckt, und es gab keinerlei Anzeichen dafür, daß ein weibliches
Wesen hiergewesen war.
    Ich ging ins Wohnzimmer zurück,
und Carl Rennie sah mich an, als erwarte er jeden Augenblick, daß ich einen
zusammenklappbaren elektrischen Stuhl aus der Jackentasche zauberte.
    »All right«, knurrte ich, »ich
gehe. Aber wenn ich dahinterkomme, daß Sie mich belogen haben, dann komme ich
wieder.«
    »Ich habe Ihnen die Wahrheit
gesagt«, beteuerte er. Dann blinzelte er besorgt: »Hat Lucia ihren Onkel
umgebracht?«
    »Nein, aber sie hat damit zu
tun«, sagte ich vieldeutig.
    »Wenn wir zusammen waren«,
sagte er langsam, »hatte ich stets das Gefühl, daß an ihr etwas... so
Eigenartiges ist.«
    »Wie eigenartig?« brummte ich.
    »Schwer zu erklären.« Er nagte
ein Weilchen an der Unterlippe. »Sehen Sie, Sergeant, ich bin 26, und sie ist
höchstens 22, aber bei ihr kam ich mir immer wie ein Schuljunge vor.« Ich
starrte ihn an, und er wurde plötzlich rot. »Ich weiß, es klingt lächerlich,
aber es war ein verdammt unangenehmes Gefühl. Sie war sehr schön, und das würde
normalerweise genügen, bei mir ein Minderwertigkeitsgefühl hervorzurufen« — er
wurde wieder rot—, »ich bin es nicht gerade gewohnt, schönen Mädchen
Gesellschaft zu leisten. Aber das war’s gar nicht, es war eher ihr ganzes
Verhalten. Da war ich vier Jahre älter als sie, aber sie pflegte mich immer mit
so einer Art herablassender Nachsicht zu behandeln. Nach spätestens einer
Stunde kam ich mir wie ein Vierzehnjähriger vor, der mal abends mit seiner
weltgewandten Tante ausgehen darf. Verstehen Sie, was ich meine?«
    Er sah mich erwartungsvoll an,
bis ich den Kopf schüttelte. »Ich fürchte, man kann das gar nicht erklären«,
sagte er niedergeschlagen. »Es ist nur so: Sie war nicht wie andere Mädchen
ihres Alters, die ich kenne — auch nicht wie ältere. Es bedrückte mich
irgendwie, weil ich schließlich in New York groß geworden bin und mich nicht gerade
für naiv halte. Aber eine Stunde mit Lucia, mein Lieber, dann meint man wieder
kurze Hosen zu tragen. Das irritierte mich so. Es läßt sich nicht mit Tatsachen
belegen — will sagen, es zeigte sich nicht an etwas, das sie sagte oder tat —,
es war überhaupt nicht greifbar. Nur dieses unausstehliche Gefühl.« Er
schüttelte langsam den Kopf, und es hätte mich gar nicht gewundert, wenn er ihm
dabei abgefallen wäre.
    »Also...« Ich nahm Kurs auf die
Wohnungstür. »Jeder von uns muß eben mit seinen Problemen fertig werden.«
    Er grübelte noch immer, während
ich leise hinausging und behutsam die Tür schloß, um den Strom seiner Gedanken
nicht zu stören. Wenn Carl Rennie Lucias Freund war, sagte ich mir, dann mußte
bei ihr ein Schräubchen locker sein — denn bei ihm waren es

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