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Leiche - oben ohne

Leiche - oben ohne

Titel: Leiche - oben ohne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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mehrere, das stand
für mich fest. Ich stieg in den Wagen und fuhr zur West Side hinüber, dann über
die George-Washington-Brücke in die Palisades. Ich hielt vor einem Drugstore
und suchte die Anschrift der Fordyce Trucking Company im Telefonbuch,
danach fuhr ich weiter. Ich rechnete mir aus, daß bei einem
Speditionsunternehmen wohl auch samstags mittags jemand da war — und wenn ich
Glück hatte, konnte ich von ihm erfahren, wo Dane Fordyce zu finden war.
    Es sah freilich nicht danach
aus, als ich anlangte. Ich stand vor einer zweistöckigen Garage in einer
Seitenstraße, die zu beiden Seiten von Lagerhäusern eingerahmt war. Von dem
Schild Fordyce Trucking Company blätterte die Farbe ab. Eins der
schweren eisernen Schiebetore stand offen, und ein Lastwagen hielt neben einer
Verladerampe. Ich ließ den Wagen auf der anderen Straßenseite und ging hinüber.
Drinnen herrschte nicht gerade Betriebsamkeit; ein halbes Dutzend Lastwagen
stand einsam und verlassen herum, die übrigen Laderampen waren wie leergefegt.
Das einzige Zeichen menschlichen Lebens war der Kerl, der auf der Stoßstange
des ersten Lastwagens hockte und eine Zigarette rauchte. Er sah aus, als warte
er auf den Nimmerleinstag, habe es aber auch damit nicht sonderlich eilig.
    Ich blieb ein paar Meter vor dem
Lastwagen stehen. Der Mensch widmete mir einen flüchtigen Blick und sich dann
wieder seiner Zigarette. Aus der Nähe betrachtet, war er viel größer, als ich
zunächst angenommen hatte; er wirkte wie ein gewaltiges Weinfaß, das man in
einen ölbefleckten Overall gesteckt hatte. Sein Gesicht sah aus, als sei ein
Lastwagen versehentlich drübergerollt. Kurze schwarze Haare standen auf seinem
Schädel rundherum so kerzengerade ab, als wollten sie um Himmels willen nicht
näher mit der Kopfhaut zu tun haben.
    »Ich suche Dane Fordyce«, sagte
ich hoffnungsvoll.
    Er entlockte der Zigarette
einen langen letzten Zug, dann schnippte er die Kippe in die Luft. Ich zog den
rechten Fuß so rechtzeitig beiseite, daß der Stummel danebenfiel. Er gähnte und
fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund.
    »Dane Fordyce?« sagte ich
lauter.
    »Wer will denn was von ihm?« Er
betrachtete sich eingehend die Luft, einen Meter über meinem Kopf.
    »Was geht Sie das an?«
schnarrte ich.
    Er rutschte von der hohen
Stoßstange und landete mit einem hörbaren Plumps vor mir. Ich war erneut
überrascht, wie weit er mich überragte. Er wischte sich nochmals über den Mund,
und dann betrachtete er mich, ohne daß die braunen Augen irgendwelchen Ausdruck
angenommen hätten.
    »Mr. Fordyce ist sehr
wählerisch, was seine Besucher angeht«, sagte er.
    »Wer weiß?« Ich zuckte die
Schultern. »Vielleicht gefalle ich ihm auf Anhieb?«
    »Nun hören Sie mal zu«,
polterte er. »Er hat ein Schild an die Tür machen lassen — hier: >Bei
Anmeldung bitte Namen und Besuchsgrund angeben<. Na, und da soll ich
reingehen und ihm sagen, hier draußen sei ein Kerl, der ihn sprechen möchte —
was glauben Sie wohl, was er da mit mir macht?«
    »Soll ich Ihnen den ganzen
Ärger nicht einfach ersparen?« schlug ich vor. »Ich kann doch reingehen und
Name und Besuchsgrund drin angeben.«
    »Das paßt nun mir wieder
nicht.«
    »Sie meinen, ich muß erst an
Ihnen vorbei?«
    »Stimmt.« Er nickte langsam,
aber seine Augen waren sehr wachsam. »Möchten Sie’s mal versuchen, mein
Freund?«
    »Nein«, gestand ich offen.
»Sagen Sie ihm, mein Name sei Boyd, und ich möchte ihn wegen Joe Slater
sprechen.«
    »Boyd«, brummelte er, »wegen
Joe Slater. Okay, warten Sie hier.«
    Er schlurfte langsam wie ein
müder Gorilla durch die Garage zu einer Holztreppe im Hintergrund. Ich sah ihn
hinaufgehen, oben eine Tür öffnen und dahinter verschwinden. Mit einem Male
blieb mir gar nichts zu tun, weshalb ich mir eine Zigarette anbrannte und die
Zeit zu ein paar grundlegenden Gedankengängen nutzte, wie: Mehr noch als die
Hitze geht einem die feuchte Hitze auf die Nerven — und warum ist immer
noch keine tragbare Klimaanlage erfunden worden, die man wie einen Hut
aufsetzen kann, wenn man im Sommer in Manhattan unterwegs sein muß? Mir blieb
Zeit genug für eine ganze Reihe solch genialer Ideen und auch für eine zweite Zigarette.
Dann endlich hörte ich eine Tür schlagen und eine rauhe Stimme rufen: »He,
Sie!« Der Riese stand oben an der Treppe und winkte mir.
    Als ich bei ihm ankam, zeigte
er auf die Tür und knurrte: »Da durch. Das Büro ist hinter der letzten Tür,
sein Name steht

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