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Leiche - oben ohne

Leiche - oben ohne

Titel: Leiche - oben ohne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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herab.
    »Okay, ich kann nicht
schlafen«, sagte ich. »Aber das ist kein Grund, daß Sie’s auch nicht tun.«
    »Ich bin dran schuld«, sagte
sie. »Nach Ihrem schrecklichen Erlebnis im Wasser ist es kein Wunder, daß Sie
nicht einschlafen können. Ihre Nerven sind immer noch angespannt...« Sie sah
das Glas auf dem Tisch neben dem Bett. »Das wievielte?«
    »Das dritte«, gestand ich.
    »Und es hilft nicht?«
    »Im Augenblick kommt es mir
vor, als hätte das Zeug hochgradiges Koffein enthalten.«
    Sie nickte verständnisvoll.
»Alkohol nutzt in solchen Fällen auch nichts.«
    »Was empfehlen Sie denn,
Fräulein Doktor?« fragte ich sarkastisch.
    Die feurigen Augen begannen
wieder zu glühen, und die sinnliche Unterlippe schob sich weiter vor — dann
lächelte sie wohlig. »Mir wird schon was einfallen, das verspreche ich Ihnen.«
    Sie wandte mir den Rücken zu,
ging ein paarmal im Zimmer hin und her, die Stirn in nachdenkliche Falten
gelegt. Als sie zum viertenmal an der Tür vorüberkam, blieb sie stehen und
schnalzte mit den Fingern. »Natürlich!«
    »Sie sind absolut auf dem
Holzweg, wenn Sie meinen, ich lasse mich um Mitternacht zum Schwimmen
verleiten«, sagte ich hastig.
    »Nicht doch, Danny«, sagte sie
warm. Dann drehte sie sich zu mir um, und ihre Finger beschäftigten sich eifrig
mit Knöpfen und Schleifchen. »Es gibt nur eine Möglichkeit, für Ihre
Entspannung zu sorgen, Danny, und ich garantiere, daß die Behandlung absolut
schmerzlos ist.«
    Das Négligé glitt von ihren
Schultern und wurde zu einem lockeren Bündel am Boden. Darunter trug sie ein
kurzes Nachthemdchen. Das soll ein Nachthemd sein? fragte ich mich zitternd,
als sie in den Lichtkegel der Lampe an meinem Bett trat. Vielleicht für ganz
heiße Nächte, ja. Aber da Roberta drinsteckte, kam die Hitzewelle eigentlich
ganz von selbst. Es war aus pastellblauem Nylon wie das Négligé, der glatte
Stoff reichte bis zur Taille, dann ging er in drei Rüschen über, aber kurz
darunter waren auch sie zu Ende.
    Sie trat ans Bett, oben unter
dem Hemdchen bebte es auf und nieder, und unten hüpften die Rüschen wie bei
einer Balletteuse. Dann beugte sie sich vor und riß mir mit einem raschen Griff
die Decke weg. Ich sah den bestürzten Ausdruck in ihrem Gesicht und versuchte,
schüchtern dreinzublicken.
    »Warum trägst du denn keinen
Pyjama?« murmelte sie.
    Ich sagte mir, daß eine
praktische Demonstration die beste Antwort auf diese Frage war. Also setzte ich
mich auf, nahm sie mit beiden Händen um die Taille, hob sie hoch — und pflanzte
sie neben mich ins Bett. Die Rüschen wirkten nunmehr als Halskrause, aber das
schien ihr nichts auszumachen. Das Glühen in ihren Augen entwickelte sich zum
Großbrand, als ich ihre Lippen fand. Dann schlangen sich ihre Arme um meinen
Hals.
    Die Fee aus Danny Boyds
Tausendundeiner Nacht, dachte ich glückselig. Wenn sie die Märchen erzählt
hätte, wäre der Sultan gewiß noch tausend Nächte länger wach geblieben.
     
     
     

6
     
    Ich erwachte; heller
Sonnenschein strahlte ins Zimmer. Ich blickte auf den leeren Platz neben mir,
lächelte beglückt und schnupperte erwartungsvoll nach dem Duft von gebratenem
Schinken.
    Aber es roch nicht nach
gebratenem Schinken.
    Also gab’s wohl was anderes zum
Frühstück. Es kam mir vor, als sprühten in mir Funken — mit einem Satz war ich
aus dem Bett. Eine kalte Dusche, eine schnelle Rasur, im Handumdrehen war ich
angezogen — und dann eilte ich über den Flur zur Küche.
    Sie war aber nicht in der
Küche.
    Vielleicht nahm sie ein Bad
und/oder kleidete sich an? Ich lief zurück durch den Flur und in ihr
Schlafzimmer.
    »Halli-hallo!« jodelte ich.
    Sie war auch nicht im
Schlafzimmer.
    Dann war sie wohl ein bißchen
schwimmen gegangen? Ich sah mich in ihrem Zimmer um und erkannte, daß sie gewiß
nicht schwimmen gegangen war. Wer braucht wohl einen Koffer voll Kleider, um
eben mal ins Meer zu hüpfen?
    Sie war weg, hatte sich
verdrückt, mich verlassen, war verschwunden — kurz: weg!
    Ich schlich in die Küche und
kochte Kaffee. Mit den Eiern in der Pfanne muß etwas faul gewesen sein, doch
das merkte ich erst, als ich sie kostete. Aber ein plötzlichschmerzliches
Erinnern schmeckte mir noch viel schlechter als die Eier. Die Fee aus
Tausendundeiner Nacht — ich hörte sie wieder besorgt fragen: »Sind Sie noch
wach, Danny?« Dreimal, so wahr mich der und jener hole, bis sie dann einsah,
daß sie sich voll und ganz einsetzen mußte, um mich zum Schlafen zu

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