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Leiche - oben ohne

Leiche - oben ohne

Titel: Leiche - oben ohne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Schalen
bewerfen kann.«
    Ich machte mich auf den Weg zum
offenen Schiebetor und war vielleicht drei Schritte weit gekommen, als ich
seine Stimme hinter mir protestieren hörte: »Das war aber nicht nett von
Ihnen.« Zwei weitere Schritte, dann spürte ich etwas im Genick, das mir wir ein
Bleiklotz vorkam, wahrscheinlich aber seine Handkante war. Mir gelang noch ein
halber Stolperschritt, dann kam mir der Zementboden entgegen, und während es
dunkel wurde, nahm ich ihn wie einen längst totgeglaubten Freund in die Arme.
     
     
     

7
     
    Im ersten Augenblick war ich so
wütend wie ein gereizter Stier. Es war schon schlimm genug, daß andere Leute
mein Dasein nach ihrem Gutdünken wie einen Film ablaufen ließen, ohne mich
vorher zu fragen, aber wenn sie die einzelnen Szenen nun auch noch
wiederholten, wurde es mir doch zu bunt. Sie mußten die letzte Rolle noch mal
eingelegt haben, sagte ich mir, denn ich hockte wieder in Dane Fordyces Zimmer
und sah seiner Metronomzigarre zu. Ich wartete ungeduldig, auch den alten
Dialog aufs Neue zu hören, aber entweder war der Streifen anders synchronisiert
oder mit dem Soundtrack war was passiert — jedenfalls saß er nur da und sprach
kein Wort.
    Nach einer Weile bemerkte ich
freilich auch noch andere kleine Unterschiede zur vorangegangenen Szene, zum
Beispiel, daß ich heftige Kopfschmerzen hatte und meine Arme nicht bewegen
konnte — also sollte offenbar die ganze Szene doch noch mal gedreht werden. Und
dann kam von irgendwoher der Gorilla in mein Blickfeld, und ich erkannte, daß
es keine Wiederholung, sondern eine völlig neue Szene war.
    »Ich habe Ihnen ein Geschäft
vorgeschlagen, Mr. Boyd«, sagte Fordyce vorwurfsvoll. »Trauen Sie mir denn
nicht?«
    Ich schüttelte ein paarmal den
Kopf und konzentrierte meinen Blick auf sein Gesicht. Seine Augen wirkten so
traurig, als wolle er jeden Augenblick weinen. Es schien mir Zeitvergeudung,
auf seine Frage zu antworten, also ließ ich’s bleiben.
    »Wo ist das Mädchen?« fragte er
sanft.
    Die Frage schien vernünftig und
einer ebensolchen Antwort wert. »Weiß ich nicht.«
    Offenbar sah er es nicht von
meinem Standpunkt aus. Er fummelte zwei Sekunden mit der Zigarre herum, dann
sagte er: »Charlie!«
    Der Handrücken des Gorilla traf
so heftig mit meiner Wange zusammen, daß der Stuhl mit mir umfiel. Er hob Stuhl
und mich mühelos wieder auf, so daß ich Fordyce erneut vor mir hatte — derweil
das Zimmer sich im Kreis drehte.
    »Wo ist das Mädchen?«
wiederholte der Affe.
    Etwa fünf Sekunden später las
Charlie den Stuhl und mich wieder auf und stellte uns zurecht. Meine Wangen
kamen mir vor, als seien sie kräftig von einem Sandstrahlgebläse bearbeitet
worden, und das Zimmer drehte sich jetzt doppelt so schnell. Das Gorillagesicht
kam näher, und die kleinen Augen musterten mich besorgt.
    »Sie sollten Mr. Fordyce
erzählen, was er wissen will«, meinte Charlie vertraulich. »Sonst muß ich Ihnen
weh tun, Mr. Boyd, und das möchten Sie doch sicher nicht, hm?«
    »Nein«, sagte ich und meinte es
ernst.
    »Jetzt werden Sie vernünftig.«
Er strahlte mich an. »Wo ist denn das Mädchen, Mr. Boyd?«
    »Können Sie es mir nicht
sagen?« meinte ich niedergeschlagen.
    Aus irgendeinem Grund machte
ihn das böse, und er setzte mir eine Faust zwischen die Augen. Ich merkte noch,
wie der Stuhl nach hinten kippte, aber ich war längst hinüber, als er am Boden
ankam.
    Wer auch im Film meines Lebens
Regie führte, mußte auf Szenenwiederholungen verrückt sein, denn das Nächste,
was ich wußte, war: Ich ertrank mal wieder. Nase und Mund waren schon voll
Wasser, und ich wußte instinktiv: Wenn ich jetzt nicht auftauchte, war ich
verloren. Folglich strengte ich mich verzweifelt an — und schwamm direkt in
Fordyces Zimmer zurück. Charlie mußte wohl auch den Stuhl wieder aufgerichtet
haben, denn ich sah den Affen vor mir, als ich die Augen öffnete. Wasser lief
mir übers Gesicht und tropfte auf mein Hemd. Ich wandte den Kopf ein winziges
Stück — und sah den Gorilla, wie er mich mit einem leeren Glas in der Hand
beobachtete.
    »Wo ist das Mädchen?« Fordyce
sagte das, als sei es eine ganz neue Frage. Ich schüttelte den Kopf, hübsch
behutsam, damit er nicht herunterfiel, und er seufzte.
    »Soll ich ihm noch eine
verpassen, Boss?« Charlie wirkte recht unternehmungslustig.
    »Es scheint nicht viel zu
helfen — ich meine, wenn man ihn nur schlägt«, sagte Fordyce unangenehm
berührt, und in diesem Augenblick schien mir der

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