Leichendieb
es, das hätte ich antworten sollen.
Nach jenem Tag im Leichenschauhaus hatten Sulamita und ich beschlossen, unsere Pläne schnell umzusetzen. Oder besser gesagt, Sulamita hatte das beschlossen. Wir würden unsein Stück Land kaufen und heiraten. Sie wollte zuerst heiraten, aber ich war wie ein schlechter Autofahrer. Fuhr und blieb stehen. Blieb öfter stehen, als dass ich fuhr. Stockte. Behinderte den Verkehrsfluss. Manchmal begeisterte ich mich tatsächlich dafür, erzählte sogar Dona Lu an einem Nachmittag, als ich sie zum Arzt fuhr, von der Hochzeit. Sie war nun ständig beim Arzt, weil sie nicht mehr schlafen konnte, nur noch mit Pillen. Ich freue mich sehr für Sie, sagte Dona Lu. Ich wollte so gerne, dass mein Sohn Daniela heiratet, aber Júnior hat gar nicht an eine ernste Beziehung gedacht. Ein Hallodri, sagte sie. Sie bat mich, ihr Bescheid zu geben, wenn wir den Hochzeitstag wüssten, wir möchten Ihnen und Ihrer Braut ein Geschenk machen. Wir haben Sie sehr gerne. Mein Mann und ich und auch Dalva. Sie sind sehr qualifiziert für die Tätigkeit als Chauffeur, sagte sie, das habe ich auch zu José gesagt, und er ist der gleichen Meinung. Sie haben uns in dieser schweren Zeit sehr geholfen. Sie verstummte. So war es immer, Dona Lu redete, bis sie nicht mehr konnte, dann schwieg sie und saß stumm auf der Rückbank, ausgelaufen wie ein leckes Rohr.
Mein Schwiegervater lief ständig mit der Zeitung unterm Arm umher und strich Grundstücksanzeigen an. Alle waren zu teuer oder lagen zu weit weg. Behauptete ich. Wir müssen es richtig anpacken, wiederholte ich.
Morgen rede ich mit einem Makler, sagte mein Schwiegervater. Wir, die gesamte Familie, hatten zu Mittag gegessen und uns leicht betäubt auf das Sofa vor den laufenden Fernseher gefläzt. Ich hatte Serafina nach Hause zurückgebracht, und den restlichen Nachmittag über schauten wir uns den üblichen sonntäglichen Mist an. Dabei schlief ich irgendwann ein, den Kopf an Reginas Schulter gelehnt, die ebenfalls schlief.
Um sieben Uhr wachte ich auf, Sulamita war ins Leichenschauhaus gefahren, sie hatte Bereitschaftsdienst.
Ich verabschiedete mich von allen. Ich gehe schlafen, sagte ich. Muss morgen früh zur Arbeit.
Auhnsjfgfl, grunzte Regina, als ich ihr einen Kuss gab. Wie hätte ich die Geräusche, die sie von sich gab, wohl verstehen sollen?
15
Sonntagabend. Moacir brüllte, Eliana brüllte, und die Kinder brüllten.
Ich blieb im Gang stehen und überlegte, ob ich mich einmischen sollte oder nicht.
Eliana sagte: Sie geht mir auf die Nerven, diese verrückte Indianerin, ich bin nicht dazu verpflichtet, sie zu ertragen, sie hätte mir fast das Haus in Brand gesteckt. Moacir: Lenk nicht vom Thema ab, ich will wissen, woher du diesen Lendenbraten hast. Und die Innereien.
Noch mehr Geschrei. Von Fleisch war die Rede und vom Schlachter. Von Alceu. Etwas ging zu Bruch. Eine Glasscheibe. Und weiteres Geschrei.
Ich kratzte mich am Kopf, zündete mir eine Zigarette an, da war der Teufel los. Sieht schlecht aus heute, sagte ein Nachbar, ein Rentner, als er mich aus dem Auto steigen sah, ein Typ, der ständig seine Nase in Dinge steckte, die ihn nichts angingen. Die schreien schon den ganzen Nachmittag so herum, sagte er.
Die Beschimpfungen hörten gar nicht wieder auf. Schlampe. Säufer. Gemeines Biest. Nutte. Schlappschwanz. Erst als ich das Wort Dealer hörte, beschloss ich, an die Tür zu klopfen.
Moacir machte auf.
Was geht hier vor?, fragte ich. Die Nachbarn sind in heller Aufregung.
Moacir kam heraus und schloss die Tür. Eliana schimpfte weiter drauflos. Dieses Weib, sagte er. Hast du schon die Gerüchte gehört? Über sie und Alceu? Du weißt doch, Alceu, der Schlachter, der halb schielt?
Nein, sagte ich.
Ich hab die Nase voll, erklärte er. Die Frau macht mich wahnsinnig.
Ich tat, was ich konnte, um Moacir zu beruhigen, ging mit ihm in die Bar an der Ecke ein Bier trinken, aber um alles nur noch schlimmer zu machen, hatte Alceu, der Schlachter, die gleiche Idee gehabt.
Hast du gesehen, wie er mich anschaut? Hinterher behauptet er dann, dass er gar nicht geguckt hat, dass er schielt. Sieh nur, wie er rüberschaut. Am liebsten würde ich dem Schuft beide Augen ausstechen.
Der Typ schielt, sagte ich. Er schaut zur Tür, nicht zu uns.
Wirklich?
Ich kenne diese Typen, die schielen, sagte ich. Du musst dich beruhigen. Eliana ist eine anständige Frau.
Findest du?
Absolut.
Und dieser Alceu?
Verkauft Fleisch, sagte ich. Mehr nicht. Und
Weitere Kostenlose Bücher