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Leichenroulette - Roman

Leichenroulette - Roman

Titel: Leichenroulette - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Weitere auf den nächsten Tag zu verschieben. Ein warmes Bad wäre gut gewesen, das konnte ich mir aber leider nicht gönnen – die Wanne war besetzt. Unter der Dusche genoss ich das an meinem Körper entlangströmende heiße Wasser, dann cremte ich mich sorgfältig von Kopf bis Fuß ein. Das war wichtig, denn meine allmählich trockener werdende Haut bereitete mir großen Kummer.
    Nur kurz ließ ich mich auf dem geflochtenen Hocker des Badezimmers nieder. Dessen gediegene moderne Einrichtung hatte zwar viel Geld gekostet, er füllte mich aber mit großem Stolz. Keine altmodischen Fliesen, sondern holzverkleidete rustikale Wände, der Waschtisch mit dem eingelassenen Becken in beige-rosa Kunststoff. Und vor allem die nicht sehr große Einbauwanne – die in der Fachliteratur beschriebene ideale Voraussetzung für einen sogenannten »Badewannenmord«. Weiße, mit chinesischen Schriftzeichen – was mochten sie wohl bedeuten? – bedruckte originelle Jalousien filterten das grelle, durch das große Fenster eindringende Licht in überaus angenehmer Weise. Das gedämpfte Ambiente, der milde Schein der raffiniert angebrachten Beleuchtung wirkte sehr schmeichelnd auf mich und ließ vor allem meine, wie ich fand, wenigen Falten ganz verschwinden.
    Die nur angelehnte Tür öffnete sich ohne Laut. Murli schlich herein, hüpfte auf die Badewanne, wie er es gern zu tun pflegte, ging mit weichen Pfoten den breiten Rand entlang und starrte in das Wasser mit dem ruhigen, stillen, ungewohnten Objekt. Niemand lockte und streichelte heute den Kater, ließ die Finger an der nassen Wannenkante entlanggleiten, um ihn zum Spielen zu animieren. Als sich Murli voll Neugier anschickte, die leblose Masse zu besteigen, nahm ich ihn mit sanfter Hand auf, sprach beruhigend auf ihn ein und beförderte ihn schließlich zart ins Vorzimmer. Ich liebte ja Murli, wie überhaupt Tiere, allen voran Katzen, ganz ungemein.
    Ich holte Agatha Christies »Mord im Orientexpress« hervor, ein Buch, das ich fast auswendig kannte, wegen seiner verschlungenen, voll mathematischer Akribie konstruierten Handlung überaus bewunderte und immer wieder aufs Neue las – ohne Lektüre konnte ich noch nie einschlafen, egal, wie spät es war. Das Buch unter dem Arm zog ich mich in das Doppelbett meines behaglichen Schlafzimmers zurück. Nach getaner Arbeit war gut ruhen. Niemand würde mich durch Keuchen und Schnarchen in meiner Nachtruhe stören, und morgen war auch noch ein Tag!
    Die Nacht verlief angenehm, denn in dieser Nacht der Nächte, die ich mir oft in langen Fantasien vorgestellt hatte, blieb ich von allen unangenehmen Träumen verschont. Ich schlief ruhig, den Kater an meiner Seite, sein Kopf lag in der Beuge meines Armes. Sein sanftes, angenehmes Schnurren begleitete mich in den Schlaf.
    Erfrischt wachte ich auf. Ausgeruht und hungrig setzte ich mich an den Küchentisch und drehte das Radio an. Die Welt präsentierte sich voll schrecklicher Gewalttaten. »Ist es wahr, dass die Menschen zunehmend verrohen?«, fragte ich mich beim Frühstück. Diese meine Lieblingsmahlzeit zelebrierte ich ausgiebig. Mit hübschem Gedeck, schönem Designer-Ge schirr, einem Blümchen in einer Glasvase. Orangensaft, ein weiches Ei, köstliche fünffach gekerbte Semmeln – wir in Wien nennen sie »Kaisersemmeln« – und echter, starker Meinl-Kaffee belebten meine Sinne. Während ich mir Butter auf das knusprig geblähte Gebäck strich, rekapitulierte ich schon im Geiste den Ablauf des kommenden Tages, ging noch einmal voll Akribie die durchdachte Planung durch.
    Seufzend stand ich auf, gerne wäre ich noch ein wenig länger gesessen. Aber die Arbeit ging natürlich vor. Beim gründlichen Putzen der Zähne, die ich wie stets ordentlich und lange säuberte, warf ich einen verstohlenen Blick auf die Leiche meines einst – wenn auch nur wenig – geliebten, jetzt aber toten Leopold. Nichts hatte sich geändert – alles beim Alten. Ich verschüttete noch eine Portion Schnaps auf dem Boden.
    Dann trug ich sorgfältig grünen Lidschatten auf, verwischte die Konturen ordentlich und erhielt das gewünschte bleiche Aussehen. Etwas »Cleaner for dry Skin« nicht auf die Haut, sondern in die Augen geschmiert, ließ diese – auch das hatte ich ausprobiert – in erfreulicher Weise rot anschwellen. Den Bademantel enger gezurrt, zum Handy gegriffen, und Kapitel zwei meines raffinierten, jedoch einfachen Komplotts konnte beginnen.
    Einfach! lautete die Devise. Einfach

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