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Leichenschrei

Titel: Leichenschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicki Stiefel
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beugte mich über den Tisch und schüttelte Carmens ausgestreckte Hand. »Ich würde Annie und Noah Beal gern beistehen.«
    »Sie sind aus Boston«, sagte sie. »Winsworth ist anders.«
    »In der Hinsicht nicht. Ein Mord ist ein Mord. Ach, übrigens: Noah hat mich aus dem Haus geworfen.«
    »Das überrascht mich nicht. Dieser alte pedo. Ein starrköpfiger cabrón. Der war doch nach seiner Laura viel verrückter als nach Annie. Glauben Sie mir, das war nicht Annie zuliebe, dass er ihr nichts vom Tod ihrer Schwester gesagt hat. Wahrscheinlich … Der Himmel weiß, warum.«
    »Erzählen Sie mal von Laura.«
    »Sie hatte Feuer im Hintern. Wenn sie etwas angefasst hat, wurde es ein Erfolg. Und sie war hinreißend. Mit den Männern, da konnte sie. Sie bekam immer, was sie wollte, ob es nun ein neues Auto war, ein Radiosender oder sogar Mr Zugeknöpft persönlich, Hank Cunningham.«
    »Der Sheriff?«
    »Genau.« Carmen schüttelte den Kopf. »Aber wie es aussieht, hat sie dieses letzte Mal das Falsche gewollt. Der Himmel weiß, was es war.«
    »Manche Leute hier glauben, Gary Pinkham hätte sie umgebracht.«
    Carmen schnaubte.
    »Und andere haben Drew Jones beschuldigt.«
    Carmen lächelte. »Steve Sargent, stimmt’s? Ein guter Kerl, aber der ist ein bisschen angefressen wegen Annie.«
    »Woher wussten Sie, dass Sargent gemeint war?«
    »Niemand sonst würde so was Dummes über Drew sagen.«
    »Ich war bei seinem Haus. Bei Jones’ Haus, meine ich.«
    Sie grinste. »Zum Rumschnüffeln.«
    Ich zuckte die Achseln. »Ich wollte mit ihm reden.«
    »Ich dachte, Sie wären eine Therapeutin und kein Schnüffler.« Carmen hatte es schon immer genossen, die Dinge beim Namen zu nennen.
    »Lauras Mörder zu finden könnte helfen, Annie Beals Schmerz zu heilen«, sagte ich. »Ich dachte, Mr Jones hätte vielleicht einen gewissen Einblick.«
    »Also, Drew hat Laura sicher nicht umgebracht.«
    »Dann kennen Sie ihn gut.«
    »Er hat mir geholfen, dieses Restaurant gegen den Willen einiger unserer guten alten Stadträte zu eröffnen. Einer der Stadträte hatte vor, das Grundstück zu kaufen, um daraus einen Parkplatz zu machen.«
    Carmen schuldete Drew etwas, und das Mädchen, das ich einst gekannt hatte, würde so etwas sicher sehr ernst nehmen. »Sein Haus … Das sieht so verlassen aus.«
    »Probleme«, sagte sie nur. »Die gibt’s wie Sand am Meer. Sie müssen auch ein paar haben, wenn sie sich hierher in das alte Cottage der Bradys flüchten.«
    »Ich habe keine …«
    »Klar haben Sie. Seit einer Woche brodelt es in der Gerüchteküche. Wegen Ihnen und diesem Killer in Boston. Aber vermutlich sind Sie in der Beziehung eher diskret.«
    »Genau wie viele Leute hier in Maine.«
    »Aber Sie sind ja keine von uns, oder?«
    »Genauso wenig wie Sie, Madame Cornhusker!«
    Carmen zuckte zusammen und funkelte mich zornig an.
    »Fühlt sich nicht so toll an, was, Miss Cavasos? Wenn einem das Innerste nach außen gestülpt wird.«
    Ihr Busen hob sich und sank dann wieder in sich zusammen, als sie schallend lachte. »Kein Zweifel, Sie sind wirklich nicht auf den Mund gefallen – wie man mir gesagt hat.«
    Wie früher konnte ich auch jetzt nicht umhin zu lächeln. »Ich nehme das als Kompliment.«
    »Woher wissen Sie, dass ich aus Nebraska komme?«, fragte sie.
    »Wenn es ums Recherchieren geht, bin ich fast genauso gut wie bei meiner Beratertätigkeit. Wenn also weder Pinkham noch Jones infrage kommen, wer hat dann Ihrer Meinung nach Laura Beal auf so brutale Weise umgebracht?«
    »Ein Fremder.«
    »Macht Ihnen das keine Angst?«
    Carmen grinste. »Himmel, nein. Es beruhigt mich sogar. Ich fände es unerträglich, mir vorzustellen, dass jemand aus dieser Stadt Laura all diese schrecklichen Dinge angetan hat.«
    Im Lautsprecher auf Carmens Schreibtisch knackte es. »Was ist?«
    »Der Mann vom Farmer’s Market ist hier.«
    »Komme gleich.« Carmen erhob sich.
    Ich lächelte. Am liebsten hätte ich ihre Hand berührt. Aber ich tat es nicht. »Danke für Ihre Zeit. Ich weiß, wie beschäftigt Sie sind. Drew Jones würde ich immer noch gerne sehen.«
    Carmens warme Augen wurden dunkler. »Ich sage ihm, dass Sie mit ihm reden wollen.«
    »Warum der Aufwand? Ich will ihm doch nur ein paar Fragen stellen.«
    »Hmm. Warum verwenden Sie Ihre Talente nicht sinnvoll, indem Sie mal nach Joy Sacco sehen.«
    »Meinen Sie die Frau, die bei der Post arbeitet?«
    »Hmm. Sie leidet. Erstens ist Gary Pinkham ihr Schwiegersohn, auch wenn sie nur zwei Jahre älter

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