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Leichenschrei

Titel: Leichenschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicki Stiefel
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gelitten.«
    Ich nippte an meinem Bourbon und sah über den Rand hinweg zu Drew. Er sah eher verärgert als besorgt aus. »Kann es sein, dass Sie auf Noah anspielen? Er sagte mir, dass er die Person, die Laura getötet hat, gern umbringen würde.«
    »Noah hat eine große Klappe. Hatte er schon immer. Aber er würde sich nie die Hände schmutzig machen. Nicht wirklich. Das ist nicht sein Stil. Apropos Stil – das bringt mich auf Steve Sargent.«
    Wenn das mal keine Gleichmacherei war. »Warum?«
    »Das liebe Geld. Laura hat ihm ordentlich was abgeluchst.«
    »Steve hat das Gleiche von Ihnen behauptet.« Ich versuchte, es wie einen Scherz klingen zu lassen. »Das klingt nach keiner großen Freundschaft.«
    Er lachte. »Kann sein. Ja, doch. Aber ich hätte doch Laura nicht umbringen können. Steve hat Ihnen wahrscheinlich erzählt, dass ich sauer auf sie war, stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    Er schüttelte den Kopf. »Typisch. Ja, doch, sie hat mir ganz schön zugesetzt. Aber unter uns haben wir darüber gelacht.«
    Er beugte sich vor. »Dieser Sargent hat doch überhaupt keine Ahnung, was mich betrifft. Ich hätte nämlich eine Pistole benutzt bei Laura, verstehen Sie. Und bei Gary auch, mit dem Unterschied, dass ich sie ihm in den Mund gehalten hätte. Damit es aussieht wie ein richtiger Selbstmord.«
    »Was meinen Sie damit, ein richtiger Selbstmord?«
    Er schlug sich mit den Händen auf die Knie. »Himmel, allein die Vorstellung eines Asthmaanfalls war die Hölle für Gary Pinkham. Das hat ihm Albträume verursacht. Glauben Sie wirklich, dass er sich dann durch einen Anfall umbringen würde?«
    »Nein, ehrlich gesagt nicht.«
    »Gary war schnell, wie ich. Ich war oft mit ihm zusammen auf der Jagd. Keiner von uns konnte es ertragen, ein Tier leiden zu sehen. Nicht mal eine Minute lang. Keiner von uns hätte Laura auf diese Weise umgebracht. Nie im Leben.«
    »Eine interessante Perspektive«, sagte ich.
    »Aber warum Gary töten? Das verstehe ich nicht. Der hatte doch überhaupt keinen Durchblick.«
    »Vielleicht aufgrund dessen, was er danach erfahren hat: nämlich den Namen des Mörders.«
    »Aber …« Er kniff die Augen zu. »Allein schon bei dem Gedanken daran wird mir schlecht. Davon kriege ich Kopfschmerzen. Wo ist Peanut?«
    »Sie ist hier, Drew.«
    Er riss die Augen auf. Aus seinem Blick sprach Panik. Er presste seine Wange an Peanuts haarige Schnauze und wiegte sich hin und her.
    Ich strich ihm sacht über seinen kahlen Schädel, um ihn zu beruhigen, so gut ich konnte. Was war nur mit seinem dicken, blonden Haar passiert? Welch schreckliches Unglück zerstörte den Mann, der er einst war? »Drew?«
    Drew wiegte sich immer weiter hin und her. Etwas an seinem Verhalten, die blitzartigen Stimmungswechsel, dieses Zittern … Das hatte ich schon einmal erlebt. Aber wo?
    Die Fliegentür ging quietschend auf, und Hank platzte herein.
    »Scheiße, was hast du mit Drew gemacht?«
    Er stürmte mit gebleckten Zähnen und blitzenden Augen durch das Zimmer.
    »Hank, ich …«
    Er drängte sich an mir vorbei, beugte sich über Drew und schüttelte seinen Kopf.
    »Hank«, sagte ich. »Drew war …«
    »Nicht.« Er streckte ihn vorsichtig auf der Couch aus und deckte ihn dann zu.
    Ich saß da und hatte die Fingernägel in die Stuhllehnen gekrallt. Hank beobachtete Drew. Sein Schweigen war schwerer zu ertragen als sein Zorn.
    Drew stieß ein leises Schnarchen aus. Dann noch eines.
    Ich atmete hörbar aus. »Jetzt, wo Drew schläft, können wir bitte …«
    Ohne ein Wort stürmte Hank aus dem Haus.
    Alles klar. Ich stand auf und beugte mich über Drew. Sein Schlaf schien ganz natürlich zu sein. Ich strich ihm über die Wange und ging Hank nach.
    Ich lief auf dem Grundstück umher, sah ihn aber nicht. Er saß auch nicht im Wagen, doch als ich wieder zum Haus zurückwollte, sah ich eine Bewegung unten am See.
    Penny folgte mir über den Serpentinenweg hinunter zu einer kleinen Lichtung zwischen den dicht stehenden Bäumen. Am Ende des hölzernen Steges stand Hank mit hinter dem Kopf verschränkten Händen.
    Als ich näher kam, entdeckte ich zwei Seetaucher, die im Kielwasser eines dümpelnden Segelbootes schwammen. Wunderschön. Ich hielt das Gesicht in die Sonne und ließ mir die spätnachmittägliche Brise durchs Haar wehen. Ich würde diesen Unsinn nicht lange mitmachen. »Hank.«
    Er sah mich an, und seine Kiefer mahlten. »Ich war schon wütender. Weiß aber nicht mehr, wann.«
    »Ich habe eine Menge von Drew

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