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Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)

Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)

Titel: Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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beginnt dort, wo sie sich verabschiedet hatten, vor dem Friedhofswärterhaus, vor fünfzehn Stunden. Max ging nach oben, er duschte, er wollte alles von sich abwaschen, es nach unten spülen. Lange ließ er kaltes Wasser an sich hinunterrinnen, über zwanzig Minuten lang stand er in der Dusche, über zwanzig Minuten lang passierte nichts. Dann zog er sich eilig an und fuhr los. Aus dem Dorf. Über die Autobahn, ins Landeskriminalamt, in Tildas Büro. Doch sie war nicht da, nur ihr Kollege, der Max freundlich begrüßte, er sollte in der Gerichtsmedizin nach Tilda fragen, hieß es. Max fragte sich zu ihr durch, er musste mit ihr reden, er musste wissen, was sie herausgefunden hatte, sie war die Einzige, die ihm weiterhelfen konnte, die ihm sagen konnte, wer die Toten waren, wo sie herkamen, was man ihnen angetan hatte. Tilda. Er suchte sie. Und er fand sie.
    Man hatte ihn bis zum Obduktionssaal vorgelassen, sein Name hatte die sonst verschlossenen Türen geöffnet. Max wollte gerade den Raum betreten, als sie ihm entgegenkam, ihn zurückschob, ihn durch die Tür zurück in den Vorraum drängte.
    – Was willst du hier? Siehst du nicht, dass ich arbeiten muss?
    – Sind sie da drin?
    – Ja, sie sind da drin, aber bitte erklär mir, was dich das angeht, und warum du das unbedingt wissen willst. Was tust du hier, Max?
    – Ich bin nur neugierig, so etwas passiert ja nicht alle Tage.
    – Max?
    – Ja?
    – Weißt du irgendetwas? Ist da etwas, das du mir erzählen solltest?
    – Was soll ich wissen?
    – Ich kenne dich, Max.
    – Blödsinn.
    – Hast du irgendetwas damit zu tun?
    – Was soll die Frage, Tilda?
    – Ich hätte gerne eine Antwort, Max.
    – Nein, ich habe nichts damit zu tun.
    – Sicher?
    – Was denn sonst.
    – Was willst du dann hier?
    – Ich will wissen, warum man sie aufgeschnitten hat.
    – Warum?
    – Weil meine Stiefmutter bei der Kripo ist und ich mit Verbrechen aufgewachsen bin.
    – Blödsinn, Max.
    – Wer hat das getan, Tilda? Habt ihr was gefunden? Woher kommen die Leichen?
    – Mein lieber Max, wenn du nichts zu diesem Fall beizutragen hast, wenn du wirklich nur hier bist, um mich von der Arbeit abzuhalten, dann muss ich dich jetzt bitten zu gehen.
    – Bitte, Tilda, sag mir, was los ist.
    – Hau ab, Max, sofort.
    Sie drehte sich um und verschwand wieder im Obduktionssaal. Kurz erhaschte Max einen Blick. Drei Leichen lagen im Raum, ein Gerichtsmediziner und die Obduktionsassistentin beugten sich über die weibliche Leiche, deren Kopf Max mit Schnittlauch verziert hatte. Vor einigen Stunden hatte Max sie noch im Einkaufswagen durch den Supermarkt geschoben, jetzt lag sie auf dem kalten Tisch und man stocherte in ihr herum.
    Max wusste, dass Tilda ihm nicht weiterhelfen würde, sie war sehr deutlich gewesen. Zu diesem Zeitpunkt würde sie kein Wort mehr über den Fall verlieren. Sie würde ihn nicht einweihen, wahrscheinlich wollte sie ihn beschützen, ihm den Dreck ersparen, in dem sie zu wühlen begonnen hatte.
    Tilda war müde. Seit über dreißig Jahren gehörte Verbrechen zu ihrem Alltag. Was ihr bis vor einem Jahr noch Freude gemacht hatte, war jetzt Grauen. Ihr Beruf war zur Belastung geworden für sie. Alles, was vor einem Jahr passiert war, lag schwarz auf ihr, die Angst war immer noch da, die Angst zu sterben.
    Ein alter Fall hatte sie eingeholt, fast wäre sie in einer kleinen Holzkiste gestorben, irgendwo vergraben im Waldboden. Dass man sie gerettet hatte, war wie ein Wunder. Dass sie aber jeden Tag daran denken musste, war ihr Albtraum. Ein Traum, der nicht aufhörte, der sie quälte, jeden Tag, jeden Augenblick, immer. Ihr Beruf hatte sie in diese Situation gebracht, ihr Beruf war auch dafür verantwortlich, dass Hanni tot war, und dass Max beinahe in den Tod gestürzt wäre. Ihr Beruf, den sie mittlerweile hasste, den sie nicht mehr wollte, keinen Tag länger.
    Seit einem Jahr versuchte Tilda auszusteigen aus diesem Leben, aus ihrem Beruf, aus ihrem Alltag. Sie hatte einen Antrag auf Frühpensionierung gestellt, aber er war abgelehnt worden. Personalmangel, man zögerte ihre Pensionierung immer wieder hinaus, man hielt sie hin.
    Man brauche sie, hieß es. Man könne nicht auf sie verzichten, hieß es. Wir verstehen, dass Ihnen die Arbeit nach dem Durchlebten schwerfällt, aber wir können nichts für Sie tun, hieß es.
    Therapie und Supervision, mehr nicht. Tilda musste bleiben. Zwei Jahre noch. Zwei Jahre Verbrechen und Leichen auf Edelstahltischen. Egal, wie laut sie

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