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Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)

Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)

Titel: Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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Zu nah. Baroni gibt noch mehr Gas. Mit einem boshaften Grinsen fährt er dem Türken von hinten in den Wagen. Ein Ruck, ein lautes Geräusch, Anton dreht sich um, sein Gesicht sagt, dass er nicht versteht, was passiert, warum Baroni das tut. Anton fährt schneller, doch Baroni tut es noch einmal. Ein zweiter Ruck geht durch den Wagen. Max schreit. Er will, dass Baroni damit aufhört, er hat Angst um seinen Dienstwagen, Angst davor, dass die Situation eskaliert. Dass wieder etwas passiert. Etwas Schlimmes. Er weiß, dass Baroni jetzt nicht mehr spielen will, dass er es ernst meint.
    Vollgas. Zwei Autos durch den Wald.
    Baroni will es zu Ende bringen. Er ist direkt hinter ihm, Steine schlagen von unten an das Auto, Max hält sich mit beiden Händen fest. Dann bremst Baroni. Zehn Meter vor ihnen verschwindet der Kleinbus einfach von der Straße. Anstatt die Kurve zu nehmen fährt er geradeaus, viel zu schnell, die Böschung hinunter, sie können ihn nicht mehr sehen. Von der Straße abgekommen, einfach verschwunden, durch die geöffneten Scheiben hören sie einen lauten Knall, noch einen Knall. Dann ist es still.
    Ängstlich schauen sie sich an. Schnell sind sie bei ihm. Schnell sehen sie, dass es zu spät ist. Wie sie aussteigen und sich ihm langsam nähern, wie sie die Böschung hinunterklettern, nebeneinander Schritt für Schritt auf den Bus zu, Schritt für Schritt in den kleinen Wald, vorbei an umgeknickten Bäumen. Der Wagen vor ihnen, von der Straße aus nicht mehr sichtbar, verborgen unter Tannen. Ein alter Baum hat den Mercedes zum Stehen gebracht. Verbogenes Blech. Wie sie um das Auto herumschleichen, wie sie Angst davor haben, dass plötzlich die Tür aufgeht. Dass der Türke herausspringt und auf sie losgeht. Blutend, verletzt. Doch es ist still. Zu still. Nichts passiert, sie schauen durch das Fahrerfenster und sehen ihn. Sein Körper liegt über dem Lenkrad, reglos, kein Laut kommt aus seinem Mund, nichts. Vorsichtig beginnt Max an ihm zu rütteln. Vorsichtig dreht er den Kopf von Anton zur Seite.
    – Der rührt sich nicht mehr, Baroni.
    – Mach ihn wach, Max, bitte.
    – Geht nicht.
    – Was hat er?
    – Er ist wohl tot. Schau ihn dir an.
    – Bitte nicht, bitte bitte nicht.
    – Doch, Baroni. Er atmet nicht, der Idiot war nicht angeschnallt.
    – Bitte sag mir, dass das nicht wahr ist, Max.
    – Doch, Baroni, unser türkischer Anton kann uns nichts mehr erzählen.
    – Aber er blutet doch gar nicht.
    – Wahrscheinlich ist sein Genick gebrochen.
    – So ein Vollidiot.
    – Er ist tot, Baroni.
    – Mir reicht’s.
    – Was reicht dir?
    – Ständig Leichen, das ist zu viel für mich.
    – Wir sollten hier so schnell wie möglich verschwinden, Baroni.
    – Warum?
    – Du bist ihm zweimal hinten reingefahren. Und dann ist er von der Straße abgekommen.
    – Was willst du damit sagen?
    – Dass es besser wäre, wenn sie meinen Dienstwagen nicht hier finden. Und uns auch nicht.
    – Du willst sagen, dass ich an dieser Scheiße hier schuld bin?
    – Nein, das will ich nicht sagen.
    – Doch, das willst du. Wenn ich ihn nicht angestupst hätte, würden wir immer noch gemütlich spazieren fahren.
    – Er ist den Berg hinuntergefahren, nicht du. Er hat nicht gebremst und nicht du.
    – Ich weiß es, du denkst, dass ich ihn in den Tod getrieben habe.
    – Ach, jetzt halt doch deine Klappe, Baroni, lass uns lieber schnell den Wagen durchsuchen und dann abhauen.
    – Scheißdreck, Max.
    – Jetzt hör auf zu jammern und komm.
    – Es tut mir so leid, Max, das wollte ich nicht.
    – Hör mir jetzt gut zu, Baroni. Das hier ist nicht deine Schuld, nichts von dem, was passiert ist. Unser türkischer Anton hier hat Dreck am Stecken, deshalb ist er abgehauen, er wusste, was wir von ihm wollen.
    – Warum passiert die ganze Scheiße mir?
    – Ich weiß es nicht, Baroni.
    – Und was hat diese Drecksau mit meiner Tochter gemacht?
    – Das finden wir heraus.
    Max beruhigt ihn, er sagt ihm, dass er nicht hinschauen soll, dass er sich bewegen soll, dass ihnen schon etwas einfällt.
    Danke, sagt Baroni.
    Wir bekommen das hin, sagt Max.
    Ohne Anton zu berühren, sucht Max den Fahrerraum ab, er öffnet das Handschuhfach, er durchwühlt Antons Geldtasche, er findet Visitenkarten, er liest in der Zulassung, er blättert in einem Prospekt. Max schnüffelt. Schnell, keinen Augenblick zu lang.
    Ich weiß, wo wir hinmüssen, sagt Max.
    Hörst du das auch, fragt Baroni.
    Plötzlich ist da ein Klopfen, ein leises, zartes Kratzen,

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