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Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)

Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)

Titel: Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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illegales Transplantationszentrum. Tilda will nicht, dass sich dieses schwarze Loch auftut, dass sie erneut von etwas Furchtbarem nach unten gezogen wird. Sie will es nicht. Nicht daran glauben, was Max sagt. Sie will es von sich schieben. Sie will im Friedhofsgarten sitzen, sie will nichts davon wissen. Gar nichts.
    Das sind alles nur Vermutungen, sagt sie.
    Keine Beweise, sagt sie.
    Zufälle, sagt sie.
    Was bist du nur für ein Kind, sagt sie.
    Max ärgert sich. Er wehrt sich. Er redet auf sie ein. Er will, dass sie ihm endlich wirklich zuhört, dass sie sich in Bewegung setzt, er will, dass sie die Operationssäle durchsucht, dass sie mit den anderen Ärzten spricht, mit den OP -Schwestern, er will, dass sie Wilma Rose ans Kreuz nagelt, jetzt. Auf der Stelle. Max nimmt ihre Hand.
    Bitte, sagt er. Fünf Minuten.
    Nein, sagt sie.
    – Du solltest dich jetzt besser ganz still in deinen Liegestuhl legen und hoffen, dass meine Leute nichts finden, was zu dir führt.
    – Das werden sie nicht.
    – Sei dir nicht zu sicher, vielleicht hat euch ja noch jemand gesehen, vielleicht finden sie einen Fingerabdruck, vielleicht Fußabdrücke. Du hast es übertrieben, Max, das kann ins Auge gehen.
    – Wird es nicht. Aber du musst jetzt mit mir zu Vadim kommen. Er wird dir bestätigen, was ich dir erzählt habe. Wenn du mir schon nicht glaubst, dann ihm. Er sitzt da oben in seinem Zimmer, er ist die nächste Leiche, verstehst du.
    – Das ist doch alles Unsinn, Max.
    – Die ausgeweideten Körper, Baronis Tochter, ihr Freund ein Schlepper, der am Rosenhof arbeitet, die Leiche im Brunnen, das ist kein Unsinn.
    – Ihr habt die Leiche hier abgelegt.
    – Abgelegt ja, aber nicht ausgenommen.
    – Das alles muss nichts miteinander zu tun haben, Max.
    – Doch, hat es. Komm mit, bitte.
    – Ich muss zurück an den Tatort, Max.
    – Das bist du mir schuldig.
    – Was willst du damit sagen?
    – Ich will, dass du mir vertraust, genauso wie ich dir vertraue.
    – Scheiße, Max, ich kann nicht.
    – Doch, Tilda, du kannst. Fünf Minuten. Wir gehen zu Vadim und du redest mit ihm. Wenn du mir dann immer noch nicht glaubst, dann lege ich mich in meinen Stuhl und bin für immer still.
    –
    – Bitte.
    – Von mir aus.
    Tilda und Max. Sie gibt ihren Kollegen Bescheid, dann geht sie mit Max. In die Halle, in den ersten Stock. Sie steht neben ihm, während er an die Zimmertüre klopft. Tilda. Wie sie ungeduldig auf die Uhr schaut. Wie Max Vadims Namen ruft, wie er seine Hand immer fester gegen die Tür schlägt, wie er Tilda bittet, auf ihn zu warten. Wie er zur Rezeption rennt und den Zimmerschlüssel an sich reißt. Wie er zurück nach oben kommt. Wie Tilda wieder beginnt, ihren Kopf zu schütteln. Wie er aufsperrt und ins Zimmer stürmt.

Zwanzig
    Von Vadim fehlte jede Spur.
    Er war weg. Sein Zimmer war unberührt, die Betten gemacht, das Bad blitzblank, nichts hätte verraten, dass Vadim jemals hier gewesen war. Da war nichts. Nur ein leeres Zimmer und Tildas Gesicht, das sagte, sie wolle nichts mehr davon hören, kein Wort.
    Max hätte in diesem Moment alles getan, um die Sache mit den Leichen ungeschehen zu machen. Wie sie ihn anschaute, kurz bevor sie sich von ihm wegdrehte und nach unten ging. Max schämte sich, laut schrie es in ihm, laut verfluchte er jeden Augenblick, der ihn an diesen Punkt gebracht hatte. Laut. Innerlich. Wie ein dummer Schuljunge stand er in dem leeren Hotelzimmer. Beschämt und wütend, hilflos. Max wusste, dass es sinnlos war zu versuchen, Tilda weiter davon zu überzeugen, dass in diesem Haus Organe verkauft wurden, dass Menschen sterben mussten, weil andere Menschen dafür bezahlt hatten. Tilda wollte nichts mehr davon wissen, sie wollte keinen Hirngespinsten hinterherlaufen, sie wollte Dienst nach Vorschrift. Mehr nicht. Sie würde mit Wilma Rose reden, mit den Mitarbeitern, mit den Gästen, alle würden befragt werden, die Polizei würde alle in den Speisesaal bitten, oder ins Kaminzimmer, nacheinander würde sie alle befragen, alle peinlich berühren, schnell, ohne großes Aufsehen, weil mittlerweile jeder wusste, dass der Innenminister Miteigentümer des Rosenhofes war.
    Dienst nach Vorschrift. Dienst unter besonderer Rücksichtnahme auf besondere Verhältnisse. Max wusste, wie das funktioniert, wenn Politiker Einfluss nehmen. Ein Schulterklopfen da, eines dort, eine Anweisung hier, eine da. Max stand in dem Zimmer und wusste, dass niemand nach Vadim suchen würde, nach Spuren, die seine Theorie belegen

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